Die unendliche Geschichte von der Waldschlößchenbrücke

Der Streit um die Brücke nimmt kein Ende, und der ohnehin scharfe Ton verschärft sich weiter – Anschuldigungen, Drohungen und Verhärtung beherrschen die Debatte; das Klima ist vergiftet, ein Kompromiss scheint unmöglich geworden. Hier eine Zusammenstellung ausgewählter Zuspitzungen der letzten Wochen:

-Nach dem sächsischen Verfassungsgericht hat nun auch das Bundesverfassungsgericht die Klage der Landeshaupstadt gegen das Urteil des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts, welches den Bau der Brücke anordnet, abgewiesen – die Verhinderung der Brücke auf juristischem Wege ist damit nahezu unmöglich geworden.

-Die Brückenbefürworter aus den Reihen von CDU und FDP haben sich demonstrativ der von Baubürgermeister Feßenmayer veranstalteten sog. “Perspektivenwerkstatt” verweigert, die in Zusammenarbeit mit einer Reihe namhafter Architekten nach Alternativen zum aktuellen Brückenentwurf suchte. Der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Michael Grötsch, greift Feßenmayer für seine Kompromiss-Suche mittlerweile offen an.

-Das Dresdner Regierungspräsidium hat aufgrund der fortgesetzten Weigerung der Stadtratsmehrheit, den Bau der Brücke durch Vergabe von Bauaufträgen in die Wege zu leiten, erste Bauaufträge zur Herstellung der Tunnelzufahrten selbst vergeben.

-Die Brückenbefürworter im Dresdner Stadtrat erwägen mittlerweile strafrechtliche Schritte gegen die “Brückenverhinderer” – den amtierenden Bürgermeister Lutz Vogel und Baubürgemeister Feßenmayer eingeschlossen.

-Bundesverkehrsminister Tiefensee droht mit der Kürzung von Fördermitteln für Sachsen, sollte die derzeit geplante Brücke gebaut werden: Der Bau der Brücke in der bislang vorgesehenen Form sei nicht mit den völkerrechtlichen Verpflichtungen Deutschlands vereinbar, und auch der Bund käme seinen völkerrechtlichen Verpflichtungen nicht nach, wenn er die Finanzierung der Brücke aus Bundesmitteln duldete.

-Prof. Volkwin Marg (Gerkan, Marg & Partner, Hamburg), der 1997 jenem Preisgericht angehörte, das den aktuellen Brückenentwurf zum Sieger kürte, spricht in einem offenen Brief von einer Manipulation des damaligen Wettbewerbsverfahren: Eine Tunnellösung, obwohl technisch und finanziell durchaus realistisch, sei bewusst hintertrieben worden.

Am heutigen Dienstag nun soll der Stadtrat entscheiden, ob und welche der seitens der “Perspektivenwerkstatt” vorgelegten Alternativ-Entwürfe für die Brücke bei der bevorstehenden UNESCO-Tagung in Neuseeland (23.6.–2.7.) vorgelegt werden sollen, um die “Welterbeverträglichkeit” einer Brücke am Waldschlößchen zu demonstrieren und so den Erhalt des Titels zu sichern. Die von der Jury empfohlenen Entwürfe stammen aus der Feder von Werner Sobek (unten) sowie Schlaich Bergermann (ganz unten), beide in Stuttgart ansässig. Die Entwürfe sehen vor, die Brücke eher als filigranen “Steg” denn als wuchtige Brücke wirken zu lassen, um den Elbraum so wenig wie möglich zu beeinträchtigen:

WSB_sobek.jpg

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Ob die Entwürfe allerdings mit dem Planfeststellungsverfahren von 2004 vereinbar sind, darf bezweifelt werden: Sobeks Entwurf sieht nur 3 statt 4 Spuren vor und benötigt zudem Pfeiler in der Elbe – ein klares Ausschlusskriterium, da die Standfestigkeit der filigranen Stützen etwa bei Kollisionen mit havarierten Schiffen ernsthaft bezweifelt werden muss. Das Regierungspräsidium, welches die neuen Planungen billigen müsste, hat sich bereits ablehnend gegenüber den “Kompromissbrücken” gezeigt, so dass momentan weiterhin alles auf eine offene Konfrontation hinausläuft.

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