Archive for the Category 'Stadtbeleuchtung'

Keine Flutlichtanlage am Altmarkt!

Tuesday, September 19th, 2006 8:56am

Seit Jahren gibt es Pläne, den Altmarkt im Zuge des geplanten Tiefgaragenneubaus umzugestalten. Basis dafür sind Entwürfe der Hamburger Landschaftsarchitekten WES & Partner, die seinerzeit mit einem ersten Platz bei einem Gestaltungswettbewerb prämiert worden waren. Diese Planungen sehen u. a. einen 20 Meter hohen, geneigten Lichtmast vor, an dem eine Vielzahl von Strahlern montiert werden soll. Also noch ein Pylon im Zentrum.

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Quelle: WES & Partner

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Ich frage mich: Warum müssen die dreiarmigen “Tulpen”-Leuchter, die zurzeit noch die Platzkanten säumen und hervorragend zur warmen, sandsteinverkleideten Architektur der 50er Jahre passen, verschwinden und durch kalte, futuristische Lichtstelen ersetzt werden? Warum kann der Altmarkt nicht im Geist seiner prägenden Bauten – und das ist nun einmal die “stalinbarocke” Architektur der frühen Nachkriegszeit – gestalterisch weiterentwickelt und vollendet werden? Was geht in den Köpfen von Gestaltern vor, die sich so etwas ausdenken? Und warum wird so etwas mit einem ersten Platz ausgezeichnet? 20 Meter hohe Lichtmasten mit montierten Strahlern – die haben am Dresdner Altmarkt nichts verloren, die gehören auf Sportplätze und werden hierzulande auch als Flutlichtanlage bezeichnet.

Am Donnerstag entscheidet der Stadtrat, wie es am Altmarkt weitergeht. Bitte erspart uns diesen vermeintlichen Geniestreich!

Schöne neue Welt am Postplatz?

Monday, September 18th, 2006 3:43pm

Der Umgestaltungsprozess der Dresdner Altstadt erweckt auf den ersten Blick den Anschein, als sollte das historische Dresden zumindest in seinem innersten Kern ansatzweise wiederhergestellt werden, ergänzt durch einige mehr oder weniger behutsam einmodellierte Neuschöpfungen. Verlässt man jedoch den historisch-historisierenden “Speckgürtel” rund um die Frauenkirche, wird sehr schnell klar: An den zentralen Plätzen, die sich an das erweiterte Neumarktgebiet anschließen – am Pirnaischen Platz, am Altmarkt und am Postplatz – hat sich der Traum vom alten Dresden ausgeträumt. Zwar ist auch hier noch immer überreichlich Brachland vorhanden, anders als am Neumarkt gibt es hier jedoch keine Bestrebungen, das “alte” Dresden zu zitieren. Der Postplatz wird im Grunde völlig neu erschaffen. Den Auftakt bildete vor wenigen Wochen die Zentralhaltestelle der Dresdner Verkehrsbetriebe mit ihrem umstrittenen “Schmetterlingsdach”.

Nun ist der Postplatz um eine modernistische Attraktion reicher geworden: 5 Lichtmasten erheben sich in den Himmel über dem frisch gepflasterten Brachland und sollen beleuchtungstechnisch einen besonderen Akzent im Stadtbild setzen. Es handelt sich um Metalldampf-Halogen-Lampen, die das Licht indirekt über eloxierte Hochglanzspiegel nach unten bringen; so soll der Eindruck von gleichsam “schwebenden” Lichtpunkten erweckt werden. Das Beleuchtungskonzept ist Teil des städtebaulichen Konzepts von Architekt Joachim Schürmann, der 1991 den städtebaulichen Wettbewerb für den Postplatz gewann.
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Erneuert: Beleuchtung der Wilsdruffer Strasse

Thursday, June 15th, 2006 10:00am

Die ohnehin aufgrund ihrer überdimensionalen Breite wenig gemütliche Wilsdruffer Straße ist um ein wichtiges gestalterisches Element ärmer geworden: Die tulpenförmigen, dreiarmigen Straßenleuchter aus den 50er Jahren sind vor einigen Wochen allesamt durch Strahler ersetzt worden, die an Mobilfunkmast-ähnlichen Stahlmasten montiert sind. An trüben, wolkenverhangenen Tagen können diese Strahler durchaus an Bajonette erinnern und somit eine geradezu bedrohliche Wirkung entfalten.

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Es gehört zu den schwierigsten Herausforderungen der Stadtplanung im Dresdner Zentrum, die seinerzeit als sozialistische Aufmarschstraße konzipierte und daher viel zu breite Wilsdruffer Straße (ehemals Ernst-Thälmann-Straße) schlüssig in den Stadtorganismus zu integrieren. Momentan zerschneidet die Wilsdruffer Straße den Altstadtkern in eine Nord- und eine Südhälfte. Ich meine: Gerade weil mittlerweile feststeht, dass der Kulturpalast erhalten bleibt und auch nicht umbaut wird – die Straße also auf unbestimmte Zeit ihre derzeitige Breite beibehält – , gerade deswegen sollten alle Planungen für diesen sensiblen Bereich der inneren Altstadt auf Harmonisierung und Zusammenfügung der z. T. völlig verschiedenen Baustile und Formensprachen abzielen. Nicht Kontrastierung, sondern Vermittlung sollte Zielvorgabe aller Planungen sein.

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Natürlich verstehe ich das Grundanliegen der Stadtplaner, Gestaltungsmerkmale der neuen Zentralhaltestelle am Postplatz in die Wilsdruffer Straße zu überführen; das mit der neuen Straßenbeleuchtung jetzt vorliegende Ergebnis vermag aber kaum zu überzeugen. Die Strahler sprechen eine gestalterische Sprache, die von jener der z.T. reich geschmückten, in warmen Sandfarben gehaltenen Stadthäuser gänzlich verschieden ist. Bei mir jedenfalls hinterlässt die Entfernung der wertvollen, auf die Architektur der Wilsdruffer Straße abgestimmten historischen Straßenbeleuchtung einen äußerst faden Nachgeschmack – denn was bleibt, ist wieder einmal ein „Bruch“, ein weiterer architektonischer „Kontrast“ im Herzen Dresdens – ein gänzlich überflüssiger, wie ich meine.