Archive for the Category 'Altmarkt'

Erweiterung der Altmarkt-Galerie bis Herbst 2010

Friday, June 20th, 2008 11:04am

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Nun ist es amtlich: Die Dresdner Altmarkt-Galerie soll bis Herbst 2010 um 18.000 qm zum Postplatz und zur Wilsdruffer Straße hin erweitert werden. Für die Erweiterung hat die ECE das denkmalgeschützte „intecta“-Gebäude an der Ecke Altmarkt/Wilsdruffer Straße erworben; der im Stil des “Stalinbarock” gehaltene Bau schließt die historische Altmarkt-Bebauung der frühen Nachkriegszeit zur Wilsdruffer Straße hin ab und soll künftig als zusätzliches Entrée zur Altmarkt-Galerie fungieren. Zuvor hatte die ECE auch das sog. “Linde-Haus” – zweifellos ein Tiefpunkt sozialistischen Städtebaus im Dresdner Zentrum – gekauft, das für die Erweiterung abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt werden soll. Laut ECE soll die Wilsdruffer Straße durch die Maßnahme eine “deutliche Aufwertung” erfahren. In den Obergeschossen werden nach Auskunft des Investors Büros sowie ein Hotel auf insgesamt 5.500 qm Platz finden. Auf den neuen Flächen soll vor allem kleinteiliger Einzelhandel angesiedelt werden, was “besondere Chancen für regionale Betreiber und inhabergeführten Einzelhandel” bieten soll. Insgesamt wird es ca. 90 neue Shops geben – im Schnitt ist damit jedes Geschäft maximal 200 qm groß. Nur drei neue Shops sind zurzeit größer als 1.000 qm geplant.

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Was bedeutet dieses Projekt für Dresden? Hier geht es um 18.000 qm mehr Shopping-Genuss, 18.000 qm zusätzliche Schlemmerfreuden, 18.000 qm erweiterten Hotel-Komfort für eine Stadt, die derzeit dabei ist, ihr kulturhistorisches Zentrum zielstrebig in einem Meer aus Hotelbetten, Büros und Shopping-Centern zu ersäufen. Laut Auskunft der ECE-Gruppe soll mit dem Projekt “endlich die Verbindung zwischen der historischen Altstadt und der Einkaufsmeile Prager Straße” hergestellt werden. Man fragt sich als Ortskundiger unweigerlich, welche Aufgabe denn die Seestraße als natürliche Nord-Süd-Achse der inneren Altstadt bisher erfüllte? Während an der Prager Straße bereits über 50.000 qm neue Geschäftsflächen entstehen, während das große “Loch” am Wiener Platz vermutlich ebenfalls bald mit Geschäften und Büros zugeschüttet werden wird, während an der Schloßstraße, am Neumarkt, am Dr.-Külz-Ring, am Altmarkt, an der Herzogin Garten und am Postplatz ein Hotel nach dem anderen aus dem Boden gestampft wird, wird nun auch die Altmarkt-Galerie noch einmal massiv aufgepumpt werden.

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In einer Zeit, in der der private Konsum angesichts explodierender Lebenshaltungskosten kaum Wachstumspotenziale aufzuzeigen hat, und in der auf die Dresdner Tourismus-Euphorie allmählich die Dresdner Tourismus-Depression folgt, stellt sich unweigerlich die Frage, wann die Investitionsblase platzt und das große Einzelhandels- und Hotel-Sterben einsetzen wird, das seine Opfer – wie immer – bei den kleinen Unternehmen fordern und uns eine unattraktive Monokultur global agierender Branchenriesen hinterlassen wird.

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Doch nun zu den städtebaulichen Aspekten dieses Mammut-Projektes. Vereinfacht gesagt kann man feststellen, dass sich dieses Projekt nach außen präsentiert, wie es hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit konzipiert ist: profitmaximiert, überdimensioniert, gestalterisch unambitioniert, da am Lokalkolorit uninteressiert.

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Natürlich ist diese Architektur immer noch besser als die verrottete Plattenbaukulisse der 60er und 70er Jahre – schlimmeres als das “Linde”-Haus hat das Dresdner Zentrum derzeit ohnehin nicht zu bieten. Mit dem sandfarbenen Gebäudeabschnitt, der sich unmittelbar an das sanierte “intecta”-Kaufhaus anschließen soll, wird ein leidlicher Übergang zwischen der verspielten Kaufhaus-Architektur der 50er Jahre und der typischen, funktionalistischen ECE-Investorenarchitektur erreicht. Die Verwendung von Naturstein sorgt dafür, dass der Gebäudekomplex wenigstens im Hinblick auf die Materialität einen einigermaßen ordentlichen Eindruck macht. Doch damit ist die Liste der als positiv einzustufenden Gestaltungsattribute auch schon beendet.

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Bedenkt man, dass wir uns hier nicht auf irgendeiner Shopping-Meile, sondern in unmittelbarer Nähe einiger der bedeutendsten architektonischen Kostbarkeiten Deutschlands befinden – Zwinger und Frauenkirche befinden sich jeweils nur 1-2 Gehminuten entfernt – wird es einem bange um das künftige Antlitz dieser Stadt. Gebäude dieser Art können an jeder beliebigen Ausfallstraße jeder x-beliebigen europäischen Großstadt stehen. Dem – aufgrund ihrer enormen Breite – ohnehin überdimensionierten Charakter der Wilsdruffer Straße wird durch die Massivität und Fehlproportionierung dieser Architektur kaum entgegen gewirkt, im Gegenteil: Kleinteiligkeit wird schmerzlich vermisst, so dass zu hoffen bleibt, dass seitens der Stadt wenigstens eine stärkere vertikale Gliederung des Komplexes eingefordert wird.

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Der strenge Gebäudeduktus und die Materialwahl machen übrigens deutlich, dass der neue Shopping-Komplex in seiner Ausformung bereits einen deutlichen Bezug auf die als “angenehm richtungslos” gepriesene Architektursprache des neuen Postplatzes nehmen soll. Doch bei unvoreingenommener Betrachtung wird deutlich: Nur wenige Hundert Meter von Frauenkirche und Zwinger entfernt sinkt der Anspruch an innerstädtische Stadtbaukunst und architektonische Gestaltung in der “Kunststadt Dresden” endgültig ins Bodenlose. Mit dem Postplatz und seiner angenehm richtungslosen, austauschbar globalen Architektur – derzeit gekrönt von einem 300.000 Euro teuren, nach zahllosen Reparaturen noch immer nicht funktionierenden Wasserspiel – gibt Dresden sich nach ungezählten Possenspielen um Waldschlößchenbrücke & Co. einmal mehr der Lächerlichkeit preis.

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Bildmaterial: ECE-Gruppe

Fassadenwettbewerb für Altmarkt-Südseite entschieden

Thursday, March 13th, 2008 12:18pm

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Der Fassadenwettbewerb für die Altmarkt-Südseite ist entschieden. Gewonnen hat ein Entwurf des Dresdner Architekten Eberhard Pfau. Angesichts der nach wie vor dominierenden modernistischen Architekturauffassung in den städtebaulichen Entscheidungsgremien dieser Stadt verwundert es kaum, dass die Gestaltung wieder einmal mehr oder minder minimalistisch ausfällt: Das Auge sucht vergeblich nach feinen Akzenten, wie sie bei den benachbarten Wohnbauten der 50er Jahre zu finden sind. Stattdessen kommt die Fassade recht glatt und profillos daher, die Fenster haben keine Gewände, die Fensterflächen sind kaum gegliedert; zudem wird das künftige “Hotel Altmarkt” als einziger der seit 1990 am Altmarkt errichteten Neubauten nicht von stehenden, sondern liegenden Fensterformaten geprägt sein. Es versteht sich beinahe von selbst, dass ein Neubau am ältesten Platz der Stadt nicht mit ornamentalen Elementen arbeitet: Je gewichtiger das historische Umfeld – in diesem Falle die Kreuzkirche –, desto banaler muss offenbar die architektonische Konzeption ausfallen; dies war bereits bei der Entscheidung des Fassadenwettbewerbs für den “Wilsdruffer Kubus” am Postplatz zu beobachten gewesen.

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Ein Trost dabei: Obwohl das Ergebnis insgesamt recht enttäuschend ausfällt, verspricht das Gebäude letztlich ein Gewinn für den Platz zu werden, wird doch die seit über 60 Jahren brachliegende Südseite des Altmarktes endlich geschlossen und der Altmarkt wieder als klar definierter, innerstädtischer Platz erlebbar. Traufhöhe und Materialwahl (Sandsteinfassade, rotes Ziegeldach) sorgen zudem dafür, dass der Neubau trotz seiner trivial wirkenden Gestaltung mit einer gewissen Selbstverständlichkeit seinen Platz im städtebaulichen Umfeld einnimmt. Fazit: Von einer Katastrophe kann angesichts dieses Entwurfs sicherlich nicht die Rede sein – von einer vertanen Chance allemal.

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Historischer Vergleich: Der Altmarkt um 1900.

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Bildnachweis: Pfau Architekten, Wikipedia

Fassadenwettbewerb für 4-Sterne-Hotel am Altmarkt ausgelobt

Thursday, January 24th, 2008 1:41pm

Ginge es nach den Plänen von nps tchoban voss architekten (Dresden), könnte die Baulücke an der Südseite des Altmarktes ab Sommer 2008 mit einem echten Hingucker geschlossen werden. Bereits im August des vergangenen Jahres hatte die Landeshauptstadt Dresden das Grundstück gegenüber der Kreuzkirche (MK 2) an eine Gesellschaft der Berliner Unternehmensgruppe Prajs und Drimmer veräußert.

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Auf dem 2786 m² großen Areal soll ein 4-Sterne-Hotel errichtet werden, im EG sind ein Restaurant und Läden vorgesehen. Der Komplex soll als geschlossene Blockrandbebauung mit 4 Fassaden und Innenhof sowie Walmdach errichtet werden, ergänzt um einen 5-geschossigen Annex zwischen Altmarkt und Kreuzkirche. Die bereits unter Schutz gestellten Bodendenkmale in der veräußerten Fläche, aber auch in den an das Kaufgrundstück angrenzenden Bereichen der Schreibergasse und des Altmarktes, werden in die Planungen einbezogen.

Der im Kaufvertrag verankerte Fassadenwettbewerb mit 12 Teilnehmern ist in diesem Monat ausgelobt werden, das Preisgericht soll am 10. März einen der Entwürfe zur Realisierung auswählen.

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Sergei Tchoban hatte im Vorfeld eine Projektstudie erarbeitet, die – gemessen an dem derzeitigen Niveau der innerstädtischen Investorenarchitektur – in punkto Fassadengestaltung einen geradezu bahnbrechenden Entwurf darstellt. Vorgestellt wird eine detailreich profilierte, vertikal akzentuierte, sehr klassisch anmutende, ja sogar mit einer dezenten Ornamentik aufwartende Fassade, die sich harmonisch in ihre Umgebung einfügt – u.a. durch einen auffälligen Bezug zur Formensprache des hinter der benachbarten Kreuzkirche gelegenen Neuen Rathauses.

Da es sich hier nur um eine unverbindliche Studie handelt, bleibt zu hoffen, dass der nun ausgelobte Architektenwettbewerb hinter diesen wirklich richtunsgweisenden Entwurf nicht zurückgeht und die Südseite des Altmarktes sensibel und einfühlsam geschlossen wird.
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Die Projektstudie kann hier als PDF sowie als JPEG-Datei heruntergeladen werden.

Neue Visualisierung des künftigen Altmarkts

Saturday, September 01st, 2007 10:13pm

Nachdem lange Zeit nur wenig aussagekräftige Visualisierungen des künftigen Gesichts des Altmarkts kursierten – derzeit befindet sich die zentrale Tiefgarage im Bau, im Anschluss wird der Platz neu gestaltet –, hat die Landeshauptstadt Dresden ein Informationsblatt zum Altmarkt herausgegeben, das auf www.dresden.de als PDF heruntergeladen werden kann. Darauf befindet sich ein 3D-Rendering, das die zukünftige Platzsituation recht anschaulich darstellt:

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Deutlich werden die Position des nach wie überdimensionierten zentralen Lichtmasten, die in das neue Platzbild integrierten Überreste des historischen Pflasters, die Ein- und Ausgänge sowie die Be- und Entlüftungseinrichtungen für die Tiefgarage sowie die Brunnenanlagen. Laut Infoblatt ist für die Ostseite des Platzes (in der Visualisierung nicht sichtbar) auch die Anpflanzung von Bäumen vorgesehen.

Quelle: WES & Partner (Hamburg), Stadtplanungsamt Dresden