Archive for May, 2007

Gewandhaus: Heute öffentliche Präsentation der Entwürfe

Tuesday, May 15th, 2007 2:37pm

Als hätte man sich den vorangegangenen Beitrag zum Thema Informationspolitik zu Herzen genommen (was unwahrscheinlich ist), wird die “Gewandhaus”-Thematik von Seiten der Stadt recht transparent dargestellt – offenbar ist man sich der Brisanz des Themas bewusst.

Neben einer ausführlichen Präsentation der Wettbewerbsergebnisse auf www.dresden.de (inklusive zahlreicher PDF-Downloads) hat die Landeshauptstadt Dresden kurzfristig einen Termin anberaumt, um die Ergebnisse des “baulichen Realisierungswettbewerbes für den Neubau des Gewandhauses” öffentlich zu präsentieren. Die Präsentation findet am heutigen Dienstag ab 19.00 im Festsaal des Rathauses statt.

Ungeachtetdessen findet am kommenden Freitag, den 18. Mai. um 19.00 Uhr – ebenfalls im Festsaal des Rathauses – weiterhin die Podiumsdiskussion zu demselben Thema statt – dieser Termin dürfte, was die Möglichkeit der öffentlichen Bekundung der eigenen Meinung anbelangt, die weitaus wichtigere Veranstaltung sein.

“Edel und zurückhaltend, auf keinen Fall extravagant”

Monday, May 07th, 2007 10:30am

Am 16. Dezember 2006 berichtete die Sächsische Zeitung über Vorgaben zum Wettbewerb für das Gewandhaus-Areal. Über die Vorgaben war dort zu lesen:

“Gestern hat die Gestaltungskommission Kulturhistorisches Zentrum die Prämissen gesetzt. So sollen am Wettbewerb 50 Büros, davon zehn nach Wünschen von Stadt und Bauherren teilnehmen. Die Zwingermauer und historische Gewölbe unter dem einstigen Gewandhaus müssen einbezogen und eine öffentliche Toilette eingerichtet werden. Die Traufhöhe des Gebäudes kann zwischen 14,50 und 18 Metern schwanken, die Höhe darf aber 23 Meter nicht überschreiten. Das Gebäude soll der heutigen Zeit entsprechen – edel und zurückhaltend, auf keinen Fall extravagant sein. So fasste Architekt Matthias Höhne die Ansicht der Kommission zusammen.”

Die Dresdner Neuesten Nachrichten berichteten am gleichen Tag wie folgt:

“‘Wir haben uns auf das geeinigt, was wir an dieser Stelle nicht wollen’, sagte der Dresdner Architekt Prof. Matthias Höhne. ‘Der Neubau soll nicht provokant, extravagant, dekonstruktivistisch oder schrägstehend sein, sondern sich dem nebenstehenden Johanneum (Verkehrsmuseum) unterordnen und in die anderen Bauten einpassen.’ […] Die Fassade soll profiliert und gegliedert sein wie die Gebäude in der Nachbarschaft.”

Bei den prämierten Entwürfen ist m.E. weder ein gestalterischer Wille zur Zurückhaltung noch zur Vermeidung von Extravaganzen erkennbar – im Gegenteil. Die Fassaden reagieren weder in ihrer Gliederung noch in ihrer Profilierung angemessen auf die benachbarten Bauten. Zur Verdeutlichung des Dilemmas hier zwei Abbildungen des mit dem 4. Preis ausgezeichneten Entwurfs (die erst- und zweitplatzierten Entwürfe sind im vorangehenden Beitrag abgebildet):

gw_platz4a.jpg

gw_platz4b.jpg

Die bloße Vermeidung von Dekonstruktivismen ist noch kein Ausdruck von Einordnung in den baulichen Kontext!

Die ausgezeichneten Wettbewerbsbeiträge bestechen durch ihr mehr als offensichtliches Unvermögen, sich in den Kontext der bereits bestehenden Bebauung einzufügen. Stattdessen wird in völlig unangemessener Weise die gestalterische Dominanz des Neumarkts beansprucht und die Harmonie des bisher geschaffenen Platzbildes nachhaltig zerstört.

Es scheint, als ob Dresden nach den Dauerstreitereien der letzten Monate um Waldschlösschenbrücke und Kulturpalast-Schließung den nächsten Skandal hat – es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Wogen schäumen.

Bildnachweis: meck architekten, München

Abschied vom historischen Neumarkt

Saturday, May 05th, 2007 7:36pm

Wie konnte ich nur so naiv sein zu glauben, dass dieser Wettbewerb in der Lage sein würde, ästhetisch hochwertige, dem sensiblen Ort angemessene, städtebaulich einfühlsame Entwürfe zu produzieren?

Ich wollte zumindest nicht von vorneherein ausschließen, dass ein Neumarkt, der durch die Neubebauung des Gewandhausareals zu einer Abfolge kleinerer “Piazetten” umfunktioniert wird, durchaus auch städtebauliche Reize haben könnte. Ich wollte mich nicht krampfhaft an das Vorbild der schwarz-weißen Vorkriegspostkarte heften, sondern trotz meiner Liebe zum historischen Vorbild auch offen für innovative Akzente am Neumarkt sein – sofern sie von Feingefühl und gestalterischem Geschick zeugten.

Doch die Wettbewerbsergebnisse (die Abbildungen zeigen die erst- und zweitplatzierten Entwürfe) lassen keinen Zweifel mehr daran, dass das ursprüngliche Neumarkt-Konzept, wonach die städtebauliche Melodie am Neumarkt von der Frauenkirche dominiert, von den Leitbauten begleitet und von den zeitgenössischen “Füllbauten” in dienender Haltung mitgetragen werden soll, längst passé ist.

gw_platz1.jpg

1. Platz – Cheret & Bozic, Stuttgart

gw_platz2.jpg

2. Platz – berger röcker architekten, Stuttgart

Obwohl es neben Theaterplatz und Neumarkt keinen weiteren altstädtischen Platz gibt, der eine Ahnung von dem einstigen Glanz der Stadt vermittelt, soll nun auch am Neumarkt die Moderne die erste Geige spielen. Da spielt es keine Rolle mehr, wieviele Leitbauten es am Neumarkt gibt – diese erschreckend banale Kistenarchitektur, egal mit welcher Kunst gefüllt, wird die Harmonie des bisher geschaffenen Ensembles am Neumarkt zerstören und so verhindern, dass Dresden wenigstens in seinem innersten Zentrum so etwas wie “Heilung” erfahren darf. Dresden soll, obwohl bereits von unzähligen städtebaulichen Wirrungen architektonisch zutiefst zerrissen, auch weiterhin eine Stadt der Brüche und Kontraste bleiben – der ausdrückliche politische Wille dazu ist unverkennbar.

gw_platz1-modell.jpg

oben: Neumarkt-Modell mit Siegerentwurf (Bildmitte), unten rechts das Johanneum
unten: Historische Kelleranlagen auf dem Areal des alten Gewandhauses, dahinter das Johanneum ( Foto: Dr. Pär Svanborg, Bromma/Schweden)

gewandhausareal.jpg

Ich bin fassungslos – nicht nur über diese überwiegend erschreckend schlechten Wettbewerbsergebnisse, sondern auch über den Rummel, der um diese Kunstsammlung gemacht wird, von der zurzeit noch niemand so recht weiß, welche Kunst denn dort überhaupt gezeigt werden soll und – noch wichtiger – wer sie denn finanzieren soll. Das Sendungsbewusstein der Quartiersentwickler Prisco & von Döring scheint in alledem keine Grenzen zu kennen. Nachdem die vollmundig angekündigten, exklusiven Shopping-Erlebnisse im “QF” in einer tristen, wenig einladenden Passage endeten, sollen nun modern verpackte Kunst-Erlebnisse folgen. Das Museumskonzept nimmt sich offenbar so wichtig, dass es nicht nur völlig bedenklos das Johanneum (Verkehrsmuseum) ins städtebauliche Abseits rückt, sondern zugleich die wichtigste kulturelle Institution am Neumarkt neben der Frauenkirche meint repräsentieren zu müssen.

Für mich gibt es nur einen Ausweg aus dem Dilemma: Nachdem weder die Investoren, noch der Baubürgermeister, noch die beteiligten Architektenbüros, noch die Wettbewerbsjury Bereitschaft zur Mäßigung haben erkennen lassen – in dem Sinne, dass von weiteren architektonischen Provokationen abgesehen wird –, liegt es nun in der Hand der Dresdner Bürger und ihrer gewählten Vertreter – des Stadtrates – dieses städtebauliche Desaster abzuwenden.

Die Realisierung dieses Wettbewerbsergebnisses würde das Antlitz der Dresdner Innenstadt an seiner wohl empfindlichsten Stelle treffen und dauerhaft entwerten. Soll der Neumarkt als das städtebauliche Gesamtkunstwerk, zu dem er sich bislang zunehmend entwickelt hat, nicht frühzeitig zerstört werden, wird dieses Bauwerk in den üblichen, mühsamen stadtplanerischen Grabenkämpfen verhindert werden müssen.
Wer sich mit den Entwürfen im Detail beschäftigten möchte, findet diese auf der Website der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden.

Ergebnisse zum Gewandhaus- Wettbewerb liegen vor

Friday, May 04th, 2007 4:04pm

Die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs für das Areal des sog. “Alten Gewandhauses” am Neumarkt liegen vor und sind im Stadtmuseum (Landhaus) öffentlich ausgestellt. Sie können täglich innerhalb der Öffnungszeiten des Landhauses (10.00-18.00 Uhr) im 2. Stock besichtigt werden, der Eintritt ist frei.

Am 18. Mai werden die Entwürfe ab 19.00 Uhr im Plenarsaal des Rathauses im Rahmen einer Podiumsdiskussion öffentlich diskutiert.