Über TourDresden

Ich heiße Thomas Filip und lebe in Dresden.

Auf den Seiten dieses Weblogs beschäftige ich mich mit Fragen der Entwicklung und der Identität Dresdens als ostdeutsche Großstadt im Herzen Europas.

Dresden ist eine faszinierende Stadt von eigenartig gebrochener Schönheit.

Als ehemals wohl schönste und an architektonischen und kulturellen Schätzen reichste Stadt Deutschlands hat Dresden in den letzten 60 Jahren eine äußerst wechselvolle Geschichte erlebt. Sie reicht von der fast völligen Vernichtung der Stadt am Ende des 2. Weltkriegs über eine kompromisslose Neukonzeption Dresdens als sozialistische Großstadt in der Zeit des DDR-Regimes bis hin zur sog. „Nach-Wende-Zeit“, die abermals viele tiefgreifende Veränderungen mit sich brachte.

Dresden ist, wie man an vielen sehr grundsätzlich, bisweilen unversöhnlich geführten Auseinandersetzungen um diverse Themen der Stadtgestaltung und -entwicklung ablesen kann, eine Stadt auf der Suche nach sich selbst, eine Stadt auf der Suche nach ihrer Identität. Jener Teil der Dresdner Identät, der mit dem Begriff „Elbflorenz“ vage umschrieben ist, schien mit dem Untergang 1945 unwiederbringlich verloren, hat aber spätestens mit der Weihe der wiederaufgebauten Frauenkirche im Oktober 2005 eine neue Berechtigung erlangt.

Vollkommene Schönheit, abgrundtiefe Hässlichkeit, aber auch erschreckende Banalität wechseln sich in Dresden – insbesondere im Bereich der im Februar 1945 nahezu vollständig vernichteten Altstadt – in rascher Folge ab und werfen viele Fragen auf, wie es mit dieser an Brachflächen immer noch viel zu reichen Stadt weitergehen soll. Mit diesen Fragen beschäftige ich mich in diesem Weblog.

Ich verstehe Architektur als steingewordenen Ausdruck der Identität einer Stadt. Das Selbstverständnis einer Stadt und ihrer Bürger spiegelt sich seit Menschengedenken in seinen Bauten wider.

Ich selbst bin von Beruf Mediengestalter. Dinge mit einer Form zu versehen, ist meine tägliche Arbeit.

Ich betrachte insbesondere die Berufe des Stadtplaners und des Architekten als artverwandte Berufe, denn auch hier geht es darum, Dinge mit einer Form, mit einem Ausdruck zu versehen – mit dem großen Unterschied, dass die Erzeugnisse dieser Berufsstände jahrzehntelangen, möglicherweise sogar jahrhundertelangen Bestand haben, während meine Arbeiten – überwiegend Druck- und Onlinemedien – meist nur wenige Monate oder Jahre im Gebrauch sind.

Das Stadtbild von Dresden hat sich seit 1990 drastisch verändert – im Guten wie im Schlechten –, und die Umgestaltung dieses Stadtbilds setzt sich in hohem Tempo fort.

Ein wichtiges Merkmal einer sich entwickelnden deutschen Großstadt wie Dresden ist, dass im Vergleich zu früheren Jahrhunderten der einzelne Bürger aufgrund der hohen Grundstückspreise zumeist nur noch in den Randgebieten als Bauherr aufteten kann, während für die innerstädtischen Lagen i.d.R. nur Wohnungsunternehmen oder finanzstarke Investoren in Frage kommen. Letzteren fehlt häufig der Bezug zur Identität der Stadt, weil sich der Firmensitz des betreffenden Investors mitunter in einer anderen Region befindet.

Dies ist einer von vielen Gründen, warum es mir wichtig ist, dass der Prozess der Stadtentwicklung – und damit auch der Prozess der Identitätsbildung – einer so kostbaren Stadt wie Dresden nicht einem kleinen Kreis von Fachleuten und Geldgebern überlassen ist, sondern von so vielen seiner Bürger wie nur möglich konstruktiv-kritisch begleitet wird.

Mit diesem Weblog will ich einen Beitrag dazu leisten.

Thomas Filip, im Juni 2006