Archive for the Category 'Postplatz'

Unkultur des Verhinderns

Tuesday, May 04th, 2010 12:44pm

In die Entwicklung am Postplatz ist nach langer Pause wieder Bewegung gekommen. Ein 2-Sterne-Hotel soll realisiert werden und die stockende Umsetzung des städtebaulichen Konzepts für den Postplatz vorantreiben.

Nun mag man geteilter Meinung sein, ob ein weiteres Hotel im Dresdner Zentrum wirklich vonnöten ist; für das Segment der Luxus-Hotels ist dies ganz sicher zu verneinen. Herbergen in der Einstiegsklasse sind in der Innenstadt bisher jedoch Mangelware – insofern gibt es durchaus wirtschaftlich und touristisch sinnvolle Argumente, diesen Schritt zu tun.

Zutiefst bedauerlich ist nun, dass das Projekt – wie so viele andere Dresdner Bauprojekte vor ihm – in der Luft zerrissen wird, noch bevor es Gelegenheit zu einer wirklichen Analyse gibt. Nach mehreren Suchanläufen muss ich – als durchaus nicht unerfahrener Internet-Nutzer – mit Verwunderung feststellen, dass sich im Internet außer dem nachfolgenden, 400 mal 239 Pixel messenden und qualitativ absolut minderwertigen Planungsbildchen auf www.sz-online.de keinerlei visuelle Information zu dem Projekt finden lässt:

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Auf diesem Hintergrund finde ich es absolut unverständlich, dass die SZ einen vernichtenden, völlig subjektiven und zudem fachlich unqualifizierten Kommentar eines hauseigenen Redakteurs publiziert, ohne dem Leser gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, sich eine eigene Meinung in der Sache zu bilden.

Ich bin der Meinung, dass die Reflexartigkeit, mit der in Dresden pauschal und undifferenziert auf Architekten und ihre Entwürfe geschossen wird, mittlerweile ein hohes Schädigungspotenzial für Dresden hat. Verfehlte Architektur-Entwürfe sollen und müssen weiterhin kritisiert werden; Mindeststandards eines respektvollen, würdigen Umgangs der Opponenten miteinander müssen dabei jedoch gewahrt bleiben!

Nach allem was ich der unscharfen Visualisierung  sowie den – zu Recht bestürzten – Erläuterungen des Architekten und Fachpreisrichters Matthias Horst entnehmen kann, dürfte dieses Hotel mit Blick auf Materialwahl, Proportionierung und Detaillierungsgrad der Fassade der bisher beste Neubau am Platz werden.

Ich finde es daher eine Schande, dass bereits eine Umfrage auf www.sz-online.de gepostet – und mit Sicherheit auch von eifrigen Streitern manipuliert – wird, ohne dass eine wirklich aussagekräftige Visualisierung im Umlauf wäre, anhand derer man sich ein qualifiziertes Urteil erlauben könnte.

Wenn in Dresden etwas verhindert werden muss, dann nicht dieser Bau, sondern eine von vielen Seiten manipulierte Unkultur des Verhinderns, die auf Dauer Stillstand für diese Stadt bedeutet.

Neues Bauen in Dresden: Impressionen zum Jahreswechsel

Tuesday, January 06th, 2009 1:53pm

Nach langer Pause möchte ich den Jahreswechsel nutzen, um einige ausgewählte Blicke auf das aktuelle innerstädtische Baugeschehen in Dresden zu werfen.

Gerade weil fast alle der im Verlauf des letzten Jahres in diesem Blog berichteten Bauprojekte sich im Bereich der Altstadt befinden, beginne ich heute zur Abwechslung einmal auf der Neustädter Seite. Dort ist eine bedeutsame Baulücke geschlossen worden, die das von barocker Originalsubstanz dominierte Areal um die Dreikönigskirche zwischen Hauptstraße und Königstraße deutlich aufwertet.

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Wo noch vor zwei Jahren Müllcontainer und parkende Autos einen ernüchternden Kontrast zum ansonsten gehobenen Ambiente der Königstraße bildeten, ist in der Zwischenzeit das “Hotel Bülow Palais” entstanden.
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Mit bemerkenswerter Selbstverständlichkeit nimmt der als Stahlbetonbau errichtete Komplex seinen Platz im Ensemble der historischen Barockgebäude ein. Selbst die für den Barock typischen illusionistischen Wandmalereien fehlen nicht, wie an den beiden mittleren Fensterachsen im oberen Bild (wohl erst auf den zweiten Blick) zu erkennen ist.
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Bis auf den teilweise noch unverkleideten Sockel weist kaum etwas auf die Tatsache hin, dass es sich hier um einen Neubau handelt.
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Besonders erfreulich an diesem Projekt wiegt der Umstand, dass es ohne die berüchtigten Dresdner Streitereien und Rangeleien zwischen Architektengremien, Gestaltungskommissionen, Baubürgermeistern und Bürgerinitiativen zustande kam. Mehr davon!

Am Neumarkt ist in der Zwischenzeit auch die “Heinrich-Schütz-Residenz” fertiggestellt worden, die als Seniorenheim der Extraklasse betrieben und derzeit vermietet wird.
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Die Rekonstruktionen des ehemaligen Wohnhauses von Heinrich Schütz sowie des sog. Köhlerschen Hauses gehören zu dem – vor allem in bildhauerischer Hinsicht – bemerkenswertesten, was bisher am Neumarkt geschaffen wurde. Höhepunkt dieser Leistung ist fraglos der runde Erker des Schütz-Hauses, in den geborgene Original-Fragmente integriert wurden.
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Kaum weniger beeindruckend fällt der plastische Schmuck des benachbarten Köhlerschen Hauses aus:
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Der moderne Anbau des Schütz-Hauses präsentiert sich als elegant geschwungener Baukörper und stellt aus meiner Sicht den wohl am stärksten gelungenen Akzent der Moderne am Neumarkt dar.
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Am östlichen Rand des Neumarkt-Gebiets, zwischen Polizeipräsidium und Albertinum, ist das Kurländer Palais mittlerweile äußerlich fertiggestellt:
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Kaum vorstellbar, dass es sich bei diesem Bau noch vor knapp zwei Jahren um eine Kriegsruine handelte: Der Bombenkrieg und der darauffolgende, mehr als 6 Jahrzehnte währende Verfall hatten kaum mehr als die Giebelseite und einige Mauerreste übrig gelassen.

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Schlendert man vom Kurländer Palais in Richtung Frauenkirche, fällt das Bauprojekt der Innside Hotel GmbH ins Auge, die in der Rampischen Straße einen umstrittenen Hotelkomplex errichtet, der die ehemaligen Parzellen Rampische Straße 9 bis 21 umfasst. Das untere Bild zeigt das Stahlbetonskelett der Rampischen Straße 9, das mit Ziegelmauerwerk ausgefacht wird:
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Während der vom Architekturbüro Woerner & Partner gelieferte Entwurf die Rekonstruktion der Fassaden 9 und 19 nach barockem Vorbild vorsieht, werden die Numern 11 bis 17 zu einem durchgehenden, modern gestalteten Komplex mit nur sechs Fensterachsen zusammengefasst:

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Die Gesellschaft Historischer Neumarkt, die in unmittelbarer Nachbarschaft ihr eigenes Rekonstruktionsprojekt verfolgt – mittlerweile ist das Erdgeschoss im Rohbau fertiggestellt (s.u.) – merkt dazu kritisch an: “Sowohl durch übergroße Stockwerkshöhen als auch durch das bewußte Nichtbeachten der historischen Fenstermaße (sechs überbreite Öffnungen statt ehemals 14 schmale Fenster!) wird die wichtige Kleinteiligkeit der Rampischen Straße völlig zerstört. Dieser fehlende Bezug zur historischen Maßstäblichkeit wertet die gesamte bisherige Wiederaufbauleistung ab.”

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Unmittelbar in das Platzbild des Neumarkts hinein wirkt die imposante, elegant abgerundete Fassade von Neumarkt 2 (Quartier III).
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Szenenwechsel: Nur wenige Hundert Meter von der Frauenkirche entfernt entfaltet sich das z.T. futuristisch anmutende Platzbild des Postplatzes, das kaum noch Bezüge zum Vorkriegszustand aufweist. Das Bild unten zeigt auf der rechten Seite den bezugsfertigen “Wilsdruffer Kubus”, links das bereits in den 90er Jahren fertiggestellte “Haus am Zwinger”, im Vordergrund Elemente der neuen Platzbeleuchtung sowie den sog. “Waterscreen”, ein dauerdefektes Wasserspiel.
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Wirkt der Wilsdruffer Kubus in der Frontalansicht sehr massiv und wuchtig, vermag das Fassadenbild bei seitlicher Betrachtung durchaus zu gefallen. Dies bewirkt v.a. das Zusammenspiel aus den zurückgesetzten Fenstern, den weit herausragenden Sohlbänken aus Naturstein sowie den deutlich sichtbaren Fugen der Natursteinverkleidung.
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Oben: Zu dem großen Kubus gesellt sich ein kleiner, schwarz verkleideter Würfel, dessen Haupteingang zur Wilsdruffer Straße hin gelegen ist. Das m.E. eher abweisend gestaltete Gebäude hat nichstetrotz schnell einen Mieter aus dem Gastronomiebereich gefunden.
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Obwohl der Wildsruffer Kubus durchaus gestalterische Qualitäten besitzt, vermag der Kontrast zwischen dem architektonischen Feuerwerk des Zwingers und der Strenge des Neubaus kaum zu überzeugen:
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Die durch das Haus am Zwinger und den fertig gestellten Wilsdruffer Kubus gebildete Gasse präsentiert sich als abgeschotteter, wenig einladender städtischer Raum.

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Erweiterung der Altmarkt-Galerie bis Herbst 2010

Friday, June 20th, 2008 11:04am

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Nun ist es amtlich: Die Dresdner Altmarkt-Galerie soll bis Herbst 2010 um 18.000 qm zum Postplatz und zur Wilsdruffer Straße hin erweitert werden. Für die Erweiterung hat die ECE das denkmalgeschützte „intecta“-Gebäude an der Ecke Altmarkt/Wilsdruffer Straße erworben; der im Stil des “Stalinbarock” gehaltene Bau schließt die historische Altmarkt-Bebauung der frühen Nachkriegszeit zur Wilsdruffer Straße hin ab und soll künftig als zusätzliches Entrée zur Altmarkt-Galerie fungieren. Zuvor hatte die ECE auch das sog. “Linde-Haus” – zweifellos ein Tiefpunkt sozialistischen Städtebaus im Dresdner Zentrum – gekauft, das für die Erweiterung abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt werden soll. Laut ECE soll die Wilsdruffer Straße durch die Maßnahme eine “deutliche Aufwertung” erfahren. In den Obergeschossen werden nach Auskunft des Investors Büros sowie ein Hotel auf insgesamt 5.500 qm Platz finden. Auf den neuen Flächen soll vor allem kleinteiliger Einzelhandel angesiedelt werden, was “besondere Chancen für regionale Betreiber und inhabergeführten Einzelhandel” bieten soll. Insgesamt wird es ca. 90 neue Shops geben – im Schnitt ist damit jedes Geschäft maximal 200 qm groß. Nur drei neue Shops sind zurzeit größer als 1.000 qm geplant.

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Was bedeutet dieses Projekt für Dresden? Hier geht es um 18.000 qm mehr Shopping-Genuss, 18.000 qm zusätzliche Schlemmerfreuden, 18.000 qm erweiterten Hotel-Komfort für eine Stadt, die derzeit dabei ist, ihr kulturhistorisches Zentrum zielstrebig in einem Meer aus Hotelbetten, Büros und Shopping-Centern zu ersäufen. Laut Auskunft der ECE-Gruppe soll mit dem Projekt “endlich die Verbindung zwischen der historischen Altstadt und der Einkaufsmeile Prager Straße” hergestellt werden. Man fragt sich als Ortskundiger unweigerlich, welche Aufgabe denn die Seestraße als natürliche Nord-Süd-Achse der inneren Altstadt bisher erfüllte? Während an der Prager Straße bereits über 50.000 qm neue Geschäftsflächen entstehen, während das große “Loch” am Wiener Platz vermutlich ebenfalls bald mit Geschäften und Büros zugeschüttet werden wird, während an der Schloßstraße, am Neumarkt, am Dr.-Külz-Ring, am Altmarkt, an der Herzogin Garten und am Postplatz ein Hotel nach dem anderen aus dem Boden gestampft wird, wird nun auch die Altmarkt-Galerie noch einmal massiv aufgepumpt werden.

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In einer Zeit, in der der private Konsum angesichts explodierender Lebenshaltungskosten kaum Wachstumspotenziale aufzuzeigen hat, und in der auf die Dresdner Tourismus-Euphorie allmählich die Dresdner Tourismus-Depression folgt, stellt sich unweigerlich die Frage, wann die Investitionsblase platzt und das große Einzelhandels- und Hotel-Sterben einsetzen wird, das seine Opfer – wie immer – bei den kleinen Unternehmen fordern und uns eine unattraktive Monokultur global agierender Branchenriesen hinterlassen wird.

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Doch nun zu den städtebaulichen Aspekten dieses Mammut-Projektes. Vereinfacht gesagt kann man feststellen, dass sich dieses Projekt nach außen präsentiert, wie es hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit konzipiert ist: profitmaximiert, überdimensioniert, gestalterisch unambitioniert, da am Lokalkolorit uninteressiert.

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Natürlich ist diese Architektur immer noch besser als die verrottete Plattenbaukulisse der 60er und 70er Jahre – schlimmeres als das “Linde”-Haus hat das Dresdner Zentrum derzeit ohnehin nicht zu bieten. Mit dem sandfarbenen Gebäudeabschnitt, der sich unmittelbar an das sanierte “intecta”-Kaufhaus anschließen soll, wird ein leidlicher Übergang zwischen der verspielten Kaufhaus-Architektur der 50er Jahre und der typischen, funktionalistischen ECE-Investorenarchitektur erreicht. Die Verwendung von Naturstein sorgt dafür, dass der Gebäudekomplex wenigstens im Hinblick auf die Materialität einen einigermaßen ordentlichen Eindruck macht. Doch damit ist die Liste der als positiv einzustufenden Gestaltungsattribute auch schon beendet.

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Bedenkt man, dass wir uns hier nicht auf irgendeiner Shopping-Meile, sondern in unmittelbarer Nähe einiger der bedeutendsten architektonischen Kostbarkeiten Deutschlands befinden – Zwinger und Frauenkirche befinden sich jeweils nur 1-2 Gehminuten entfernt – wird es einem bange um das künftige Antlitz dieser Stadt. Gebäude dieser Art können an jeder beliebigen Ausfallstraße jeder x-beliebigen europäischen Großstadt stehen. Dem – aufgrund ihrer enormen Breite – ohnehin überdimensionierten Charakter der Wilsdruffer Straße wird durch die Massivität und Fehlproportionierung dieser Architektur kaum entgegen gewirkt, im Gegenteil: Kleinteiligkeit wird schmerzlich vermisst, so dass zu hoffen bleibt, dass seitens der Stadt wenigstens eine stärkere vertikale Gliederung des Komplexes eingefordert wird.

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Der strenge Gebäudeduktus und die Materialwahl machen übrigens deutlich, dass der neue Shopping-Komplex in seiner Ausformung bereits einen deutlichen Bezug auf die als “angenehm richtungslos” gepriesene Architektursprache des neuen Postplatzes nehmen soll. Doch bei unvoreingenommener Betrachtung wird deutlich: Nur wenige Hundert Meter von Frauenkirche und Zwinger entfernt sinkt der Anspruch an innerstädtische Stadtbaukunst und architektonische Gestaltung in der “Kunststadt Dresden” endgültig ins Bodenlose. Mit dem Postplatz und seiner angenehm richtungslosen, austauschbar globalen Architektur – derzeit gekrönt von einem 300.000 Euro teuren, nach zahllosen Reparaturen noch immer nicht funktionierenden Wasserspiel – gibt Dresden sich nach ungezählten Possenspielen um Waldschlößchenbrücke & Co. einmal mehr der Lächerlichkeit preis.

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Bildmaterial: ECE-Gruppe

Dresden preist seine Brachen an

Tuesday, October 09th, 2007 10:37pm

Und wieder einmal ist es soweit: Auf der Expo Real in München, einer internationalen Fachmesse für Gewerbeimmobilien, preist Dresden einmal mehr seine innerstädtische Brachflächen an. Lag im letzten Jahr der Schwerpunkt v.a. auf dem Neumarkt, rückt in diesem Jahr zusätzlich der Postplatz ins Rampenlicht. „Wir haben uns für ein neues Konzept entschieden und sind in der Messehalle unmittelbar neben großen Unternehmen wie ECE, Patrizia und Multi Development platziert”, berichtet Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) stolz. “Sie alle haben bereits in Dresden investiert”, fügt er erfreut hinzu – und es sollen noch mehr davon werden.

Weiter also mit dem Verkauf weiträumiger Grundstücke in Dresdens Innenstadt an potente Großinvestoren, die die Innenstadt zunehmend in eine bedenkliche Zukunft führen: Gruppiert um die sorgsam restaurierten historischen Überreste Dresdens soll künftig noch mehr in banalen Abschreibungsarchitekturen geshoppt, in Büros gearbeitet, in die Kneipe gegangen und in Hotels übernachtet werden. Alles unter der Dachmarke der Kunst- und Barockstadt Dresden. Doch wer fühlt sich verpflichtet, das Erbe dieser Stadt auf würdige Weise zu verwalten? Wer investiert langfristig in Werte, statt kurzfristig auf Profit zu schielen?

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Nachdem die Zentralhaltestelle der Verkehrsbetriebe fertiggestellt, die Platzfläche umgestaltet, die neue Beleuchtung installiert, der “Fresswürfel” abgerissen und der Bau des “Wilsdruffer Kubus” begonnen ist, sieht man offenbar die Zeit gekommen, die Entwicklung des Postplatzes mit Nachdruck voranzutreiben. Gemessen an dem bisher Erreichten ist es allerdings fraglich, ob man sich darüber wirklich freuen kann.

Der “Wilsdruffer Kubus” (siehe Abb. oben und ganz unten) verdrängt zwar einen alten Schandfleck und gibt einem der zu Vorkriegszeiten belebtesten Plätze Dresdens einen Hauch von Urbanität zurück – eine Bereicherung für das Stadtbild wird er jedoch mit Sicherheit nicht werden, und so wundert es nicht, dass das Gebäude, noch bevor überhaupt der Hochbau begonnen hat, schon jetzt reichlich angefochten wird. Selbst die in städtebaulichen Fragen ansonsten weitherzige Sächsische Zeitung bemerkte jüngst spöttisch in einem Kommentar: “Uniforme Büroklötze werden nicht attraktiver, wenn man sie Kubus tauft; eine Hotel in Riegelform [gemeint ist der “Advanta”-Riegel am Postplatz] ist auch noch kein Knaller, der weltweit für Aufsehen sorgt. Das besorgen zurzeit vor allem Bauten, die vor 200 und mehr Jahren als avantgardistisch galten. Irgendwie ist es hohe Zeit, den Leistungen unserer Ahnen mit etwas Ebenbürtigem Respekt zu zollen.”

Woher derzeit ein Impuls kommen sollte, die architektonischen und städtebaulichen Geschicke am Postplatz in eine andere Richtung zu lenken, bleibt fraglich. Das Grundkonzept Schürmanns, eine Abfolge kleinerer, asymmetrischer Plätzräume zu schaffen, die in den großen Platzraum des Postplatzes hineinmünden, wird auf diese Weise jedenfalls nicht mit Leben gefüllt. Ob es also ein Gewinn für die Stadt ist, wenn auf der Expo Real neue Verträge für Großinvestitionen unterschrieben werden, muss derzeit bezweifelt werden.

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Bildnachweis: TLG Immobilien