Kompromiss für “Heinrich-Schütz-Residenz”

Im Streit um den geplanten ovalen Anbau an das zu rekonstruierende Heinrich-Schütz-Haus am Neumarkt ist ein Kompromiss gefunden worden. Der modern gestaltete Anbau wird sich nun dem historischen Verlauf der Kleinen Kirchgasse anpassen, ohne jedoch auf die von der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden heftig kritisierte Staffelgeschoss-Lösung im Dachbereich zu verzichten. Eine enstprechende Pressemitteilung steht auf der Homepage des Investors zum Download als PDF bereit.

Ich finde, die zusätzliche Mühe hat sich in jedem Falle bezahlt gemacht: Der wellenförmige Schwung der Vorderfront verleiht dem Gebäude trotz der zurückhaltenden Fassadengestaltung Dynamik und Lebendigkeit, die Staffelgeschosse wirken leichter und unverkrampfter – ein nicht nur verschmerzbarer, sondern durchaus erfreulicher Kompromiss!
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Bildnachweis: Feddersen Architekten

3 Responses to “Kompromiss für “Heinrich-Schütz-Residenz””

  1. vitruv
    December 20th, 2006 12:36
    1

    Garnicht so schlecht. Jetzt noch ein Mansaddach, und das würde ein ganz interessantes Haus werden. Aber dass wenigstens die komische Halbovalform aufgegeben wurde, hat viel gebracht.

  2. silesianospostato
    December 20th, 2006 14:53
    2

    Ich finde es auch OK - natürlich kommt es jetzt noch auf die Farbgestaltung an, ob es wirklich paßt. Aber ungleich besser als der vorherige ovale Entwurf ist es auf jeden Fall.

  3. Peter
    February 3rd, 2007 03:33
    3

    Ich stimme Euch zu, das Haus ist natürlich um Welten besser als der Vorgängerbau (der übrigens auch nicht unbedingt schlecht war - an einer belebten Strassenecke in London oder Berlin kann sich selbst solch eine Architektur gut machen. Aber nun mal nicht in einer historischen Altstadt wie am Neumarkt in Dresden).

    Trotzdem vermisse ich - auch wenn ich mit Euch einer Meinung bin dass der jetzige Entwurf eine enorme Verbesserung ist - eine klare Bekennung zu einem “stimmigen” Neumarkt. Ich sage bewusst nicht “modern” oder “historisch”, neu oder alt, weil es darum nicht geht. Die VVK Neubauten sind modern und trotzdem phantastisch - weil sie ein stimmiges Gesamtbild abgeben.

    Der jetzige Bau täte das dann, wenn er in der “Nähe” des Neumarktes wäre - beispielsweise auf der östlichen Seite des Pirnaischen Platz. Aber so gut der Bau auch jetzt ist, das Dach verstößt gegen die Neumarktsatzung, und je mehr Investoren man das durchgehen lässt, desto mehr machen das nach! Das seht ihr doch bei Herrn Prisco, kaum hat er seine Treppendächer mit Gewalt durchgesetzt - ein Großteil der Menschen wollte und will es nicht - kommt der Martinshof an, und sagt öffentlich “das Dach bleibt, keine Diskussion”. Und weiter Investoren werden folgen.

    In einer Seitenstrasse wie z.B. der Töpfergasse wäre so etwas noch hinnehmbar, obwohlich sagen muss dass ich auch dort keine “modernen Kontraste” möchte. Aber direkt am Platz darf so ein Gebäude nicht stehen! Ich finde dsa schlimm, wieso müssen Investoren und Arhcitekten ständig mit Gewalt diese modernen Elemente in eine Altstadt implantieren? Manchmal kommt mir das wirklcih so vor, als freuten die sich noch darüber, dsas sie möglichst viel Menschen damit weh tun. Mir jedenfalls tut es unglaublich weh, dass man mit Absicht verhindert, einen homogenen Neumarkt zu rekonstruieren, obwohl dies problemlos möglich wäre!

    Ich hätte mir einen Neumarkt gewünscht, mit einer Mischung aus alt/modern, und damit meine ich Rekonstruktionen und WIRKLICH modern. Die Töpfergasse z.B. ist für eine Seitenstrasse gar nicht so schlecht. Es sind keine architektonischen Glanzlichter, aber der Wille zum Sicheinfügen der Architektur ist hier klar erkennbar, und für einige Sachen kann man sogar Herrn Prisco loben. Leider aber hat er all seine positiven Ansätze mit Glasdach, Billigpassage, fehlendem aussen-innenbezug und vor allem den unsäglich schlimmen Treppendachbunkern an der Frauenkirche kaputt gemacht. Aber was die Töpferstrasse betrifft, kann man (mit Ausnahme der o.g. Eckhäuser) nichts kritisieren.

    Eine Mischung aus Rekonstruktionen und Neubauten dieser Art, oder vor allem den phantastischen Köckeritzbauten (VVK-Neubauten), mit einer solch “modern/historischen” Mischlösung wäre ich sofort einverstanden gewesen. Aber diese sich in Dresden langsam einschleichende Unsitte der Treppendächer - mir ist nicht mal klar, was daran so aufregend toll sein soll - ist ein Baustil, der nicht in die Dresdner Altstadt gehört. Es gibt einen ganz klaren Stil des Dresdner Bürgerhauses, und es ist durchaus möglich Neubauten zu errichten im Stil des 21. Jahrhundert, ohne die Dachlandschaft zu zerstören. Es stehen bereits zahlreiche Bauten am Neumarkt, die dies beweisen. Die Gestaltungssatzung hat einen Sinn, nämlich eben die Wahrung z.B. einer homogenen und stimmigen Dachlandschaft in der Dresdner Altstadt. Leider aber wird diese Satzung von den Investoren missachtet. Ich finde das sehr tragisch. Wer zum VVK Gelände rüberschaut, sieht, wie phantastisch eine homogene Dresdner Altstadt wäre, ohne störende Brüche, Wunden, Provokationen oder “kontraste”.

    Leider aber ist bereit jetzt schon klar, dass es das nicht geben wird. Kaplan-Gitterbau, Prisco-Glastreppenhäuser, einige der Bausünden stehen schon längst, und weitere werden folgen. Vieles am Neumarkt ist sehr schön, und noch mehr Schönes wird folgen. Aber dass durch Ignoranz der Investoren und ihre fehlende Sensibilität enorme Brüche das Bild mitbestimmen werden, finde ich sehr tragisch. Vor allem deswegen, weil es so leicht vermeidbar gewesen wäre.

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