“Lifestyle, mitten in der Stadt”

“Lifestyle, mitten in der Stadt. Zwei Ecken entfernt von Zwinger und Semperoper, im Herzen Dresdens entstehen moderne und individuelle Neubau-Eigentumswohnungen voller Architektur.”

So wirbt die Columbus Bauprojekt auf ihrer Website für ihre Wohnanlage am Schützenplatz, ausgesprochen ruhig und doch nur wenige hundert Meter vom historischen Zentrum entfernt gelegen. Das Projekt, das mittlerweile im 3. Bauabschnitt realisiert wird, erscheint wegweisend hinsichtlich der stadtplanerischen Bestrebungen, Wege zum bezahlbaren Eigenheim im Innenstadtbereich zu eröffnen.

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Gestalterisch zeigt sich die Neubauarchitektur gewohnt rechteckig-streng, wobei die Auswahl warmer, texturierter Materialien angenehm ins Auge fällt.

Wie in Dresden beim Neubau-Marketing üblich, wirbt der Investor mit dem Blick auf die barocken Ensembles der Altstadt, ohne selbst an jene Prinzipien anzuknüpfen, die den gestalterischen Reichtum ebendieser Ensembles ausmachen: das Ausprägen von Dachlandschaften, die Entwicklung einer ornamentalen Heiterkeit – um nur einige zu nennen. Die Freundlichkeit des Gebäudes, die durch die warme Materialwahl offensichtlich vermittelt werden soll, wirkt daher  etwas verkrampft und bemüht. Warum nicht auch einmal Gestaltung jenseits des rechten Winkels wagen?

Nichtsdestotrotz bleibt das Projekt ein erfreulicher Lichtblick für das schwach entwickelte, angesichts seiner Lage erstaunlich untergenutzte Areal.
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4 Responses to ““Lifestyle, mitten in der Stadt””

  1. silesianospostato
    October 3rd, 2006 12:13
    1

    Ich kannte den Schützenplatz von einem früheren Besuch und fühlte mich fast wie in einer Wildnis - meterhohes Gestrüpp und Unkraut allerorten. Die neuen Gebäude finde ich durchaus angenehm, mit einer freundlichen Farbgebung und einem positiven Gesamteindruck. Das die Planer oder Erbauer von konsequent neuzeitlich gestalteten Bauten immer mit dem Blick auf die “historische” Innenstadt werben, finde ich allerdings auch absurd. Absurd im Falle des ECE-Einkaufszentrums, wo auf dem Plakat irgendwelche Ansichten aus dem 17. Jahrhundert zu sehen waren, und besonders absurd im Falle der glücklicherweise nie gebauten Skybar am Goldenen Reiter, wo ebenfalls mit dem Blick auf die Brühlsche Terrasse vermarktet wurde. Wenn schon “zeitgemäße” Architektur das Nonplusultra sein soll, weshalb dann die Skybar nicht so gestalten, daß der Blick auf die Plattenbauten fällt? ;-) Abgesehen davon - eine absolute Aufwertung für den Schützenplatz, der bislang ja nur aus dem Gebäude einer Handwerkerinnung (?) zu bestehen schien. Immerhin mal ein Entwurf, der nicht kühl und abweisend wirkt.

  2. excelsior
    October 4th, 2006 00:38
    2

    Da kann ich mich meinem Vorschreiber nur anschließen: Abwechslungsreiche Fassade, angenehme Materialien und eine absolute Belebung für das teils noch wüste Areal. Besonders positiv finde ich, dass es sich um Wohnungsbau handelt. Wenn es um neue Projekte für die Innenstadt geht, hört man ja momentan fast nur von Hotelneubauten (siehe das Vorhaben An der Herzogin Garten). Wir brauchen junge Leute und Familien in der Innenstadt, nicht nur Touristen.

  3. mannschu
    October 5th, 2006 14:46
    3

    Ich finde das Projekt der Columbus an dieser Stelle duraus lobenswert und halte auch den Abwechslungsreichtum der doch großen Gebäudemasse im Wohnungsbau bei einer Beschränkung auf ähnliche Motive als recht gelungen. Natürlich kann man die Einfachheit der Fassaden bemängeln und durchaus etwas mehr Reichtum fordern, man sollte dabei allerdings nicht den Preis dieser doch nicht notwendigen Schnörkel vergessen. Ich finde die Bauten so schon lebendig genug und kann nur das mangelnde Selbstbewusstsein heutiger Archtitekten und Bauherren bemängeln, die sich der Qualität ihrer Bauwerke durchaus unsicher immer auf die alten und berühmten Kapitalen verweisen müssen.

  4. vitruv
    October 5th, 2006 17:58
    4

    Wie so viele moderne Bauten wirkt das Haus auf den ersten Blick ganz interessant, auf den zweiten aber gewohnt langweilig. Das Bauvolumen wird durch scheinbar einander durchdringende Kuben gegliedert. Damit korrespondierend: gegeneinander verschobene Fassaden. Die Farbgebung ist bis auf das Türkis angenehm. Insgesamt oberer Durchschnitt.

    @mannschu: meinst du den Preis der Schnörkel im finanziellen Sinn? Die Unsicherheit der Architekten resultiert eher aus den Reaktionen der “Laienschaft” auf ihre Machwerke. Selbstbewusst sind doch eher die Architekten die traditionelle Motive einbringen, ohne dabei unmodern (was immer das bedeutet) zu wirken.

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