Keine Flutlichtanlage am Altmarkt!

Seit Jahren gibt es Pläne, den Altmarkt im Zuge des geplanten Tiefgaragenneubaus umzugestalten. Basis dafür sind Entwürfe der Hamburger Landschaftsarchitekten WES & Partner, die seinerzeit mit einem ersten Platz bei einem Gestaltungswettbewerb prämiert worden waren. Diese Planungen sehen u. a. einen 20 Meter hohen, geneigten Lichtmast vor, an dem eine Vielzahl von Strahlern montiert werden soll. Also noch ein Pylon im Zentrum.

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Quelle: WES & Partner

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Ich frage mich: Warum müssen die dreiarmigen “Tulpen”-Leuchter, die zurzeit noch die Platzkanten säumen und hervorragend zur warmen, sandsteinverkleideten Architektur der 50er Jahre passen, verschwinden und durch kalte, futuristische Lichtstelen ersetzt werden? Warum kann der Altmarkt nicht im Geist seiner prägenden Bauten – und das ist nun einmal die “stalinbarocke” Architektur der frühen Nachkriegszeit – gestalterisch weiterentwickelt und vollendet werden? Was geht in den Köpfen von Gestaltern vor, die sich so etwas ausdenken? Und warum wird so etwas mit einem ersten Platz ausgezeichnet? 20 Meter hohe Lichtmasten mit montierten Strahlern – die haben am Dresdner Altmarkt nichts verloren, die gehören auf Sportplätze und werden hierzulande auch als Flutlichtanlage bezeichnet.

Am Donnerstag entscheidet der Stadtrat, wie es am Altmarkt weitergeht. Bitte erspart uns diesen vermeintlichen Geniestreich!

10 Responses to “Keine Flutlichtanlage am Altmarkt!”

  1. silesianospostato
    September 19th, 2006 20:51
    1

    Na ja, bei Dresden wundert mich inzwischen überhaupt nichts mehr. Hat nicht auch die Idee, am Altmarkt durch Glasfenster in die Kanalisation zu blicken (kein Scherz) den ersten Platz bei irgendeinem Wettbewerb gewonnen? Jetzt bitte noch Feuertreppen im Landhausstil zum Sonderpreis von 500.000 Euro an jedem Gebäude anbringen - und ich fahre künftig wieder nach Wien oder Florenz in den Urlaub. Ist irgendwie kein Zufall, daß ich dieses Jahr zum ersten Mal seit 1996 nicht in Dresden war. Genug ist genug.

  2. mannschu
    September 20th, 2006 14:46
    2

    @silesianospostato
    Die Idee mit den Gucklöschern hat übrigens einen Preis am Külz-Ring gewonnen und ist bis heute aus mir nicht einleuchtenden Gründen noch nicht umgesetzt worden. Schade!

  3. vitruv
    September 20th, 2006 19:59
    3

    Vielleicht wegen der schlechten Erfahrungen am Altmarkt? Dort konnte man bis letztes Jahr (oder so) durch Glasscheiben unter seinen Füßen die Kellerreste bewundern. Als einige Scheiben dann Risse bekamen, hat man das Konzept aber aufgegeben.

  4. Peter
    October 7th, 2006 04:51
    4

    Wisst ihr, was mir auffällt? Hier passiert das Gleiche wie am Postplatz. Was haben Altmarkt und Postplatz gemeinsam? Schaut Euch beide Plätze mal an.

    Beides sind Plätze, die an einer Seite sehr schön sind (Postplatz Nordseite, Altmarkt West-Ost Seiten), und zur anderen Seite entweder offen-zerrissen durch Brache oder Betonklotz - oder beides zusammen (Altmarkt Südseite, Postplatz
    Südwest- und Südseite).

    Das heisst: dringlichstes stadtplanerisches Ziel in einer noch immer von schweren Schäden n gekennzeichneten kriegszerstörten Stadt müsste doch sein, erstmal diese Schäden zu beheben - richtig? Das heisst, am Postplatz würde es Sinn machen, dass alte Telegraphenamt wiederaufzubauen, warum immer Barock-Rekonstruktionen, warum nicht mal eine Gründerzeit-Rekonstruktion? Schaut Euch alte Fotos vom Postplatz an, das war ein schöner Platz! Städtisch, urban , lebendig, hatte Flair wie eine Weltstadt. Und jetzt? Bitte nicht nach Süden richtung Freiberger kucken….

    Und am Altmarkt würde es zwar keinen Sinn mehr machen zu rekonstruieren, aber warum nicht versuchen, das, was Rascher und Schneider in den 1950ern an der Ost und Westseite des Platzes begonnen hatten, an der Nord- und Ostseite zu Ende zu bringen? Warum nicht eine historisch Paraphrase, so wie es Rascher und Schneider auch taten? Das Ornament ist kein Verbrechen! Auch wenn Architektonische Dogmen der “Moderne” das behaupten. Das Ornament ist kein Verbrechen, sondern schenkt den Menschen viel Freude.

    An Postplatz und Altmarkt wäre also der naheliegendste erste Schritt: Die Plätze wieder komplettieren, erst einmal die Plätze wiederaufbauen. Über Beleuchtung, Laternen und Ähnliche Dinge sollte man sich doch erst Gedanken machen, wenn diese Plätze überhaupt wieder da sind.

    Was tut man stattdessen? Man errichtet am Postplatz, einem unfertigen Platz, eine vollständige Überglasung die niemand will, niemand braucht, aber Millionen Euro kostet. Und am Altmarkt das Gleiche: Anstatt den Platz wieder instandzusetzen, lässt man die Brachen und Bausünden (Allianzhaus) wie sie sind, und diskutiert eine unsinnige Flutlichtanlage. Sind wir hier im Stadion?

    Vielleicht kennt jemand die Zeil in Frankfurt. Eine durch und durch “moderne”, daher leblose und ziemlich hässlcihe Strasse. Man liest regelmäßig uin der Zeitung, dass dort Versuche gemacht werden, die Zeil wohnlicher, belebter zu machen: Man pflanzt Bäume, man stellt Imbissmbuden auf, nun diskutiert man eine andere Strassenpflasterung, andere Laternen - aber meine Frage:

    Was ist mit den Häusern?

    Mir fällt auf, dass überall bundesweit, an Orten die modern-entstellt sind, ständig an irgendwelchen Symptomen herumgedoktert wird - Laternen, Flutlichtanlagen, Überglasungen, und ähnlicher Schnickschnack - anstatt klipp und klar die Wahrheit auszusprechen: Für eine schöne Stadt brauchen wir ganz einfach schöne Gebäude - keine Flutlichtanlagen und ähnliches Brimborium. Auch ich finde: Lasst doch bitte die 50er Jahre -Lampen am Altmarkt, wo sie sind! Es gibt keinen Grund sie auszuwechseln!

    Diese Manie, mit Flutlicht, ganzen Platz-Überglasungen und unsinnigen neuen Laternen eine Stadt “verschönern” zu wollen, anstatt dies durch schöne Gebäude zu tun, zeigt mir eines: “moderne” Architekten haben nicht die geringsten Ideen für schöne Gebäude. Also baut man eine Flutlichanlage. Oder überglast einen Platz. Oder neue Laternen - die kein Mensch will.Wenn das der Zeitgeist ist - und das scheint er bei Architekten zu sein - dann ist das ein Armutszeugnis für unseres Zeit.

    Achtet mal darauf, in Deutschen Städten: ihr werdet das immer häufiger sehen. Bausünden werden nicht rückgängig gemacht und repariert, sondern stattdessen für teures Geld manifestiert und sogar noch mit teuren, unsinnigen Nebeprojekten “geschmückt”.

  5. mannschu
    October 19th, 2006 17:54
    5

    Mensch Peter, klingt fast nach Märchenstunde!

  6. vitruv
    October 19th, 2006 22:34
    6

    Mensch Mannschu, du erinnerst mich sehr an einen User ähnlichen Namens im aphforum. Von dem kommt auch meist nur heisse Luft.
    Ich geb dir völlig recht Peter. Die Wahrheit wollen die Damen und Herren Architekten und Stadtplaner einfach nicht wahrhaben. Stattdessen folgt man ungebrochen dem Kurs der Hässlichkeit. Aber dieser Geist des Modernismus wird zwangsläufig an der eigenen Lüge scheitern und Platz machen für das, was die Menschen wirklich wollen: Manifestationen der Schönheit.

  7. mannschu
    October 20th, 2006 16:41
    7

    Mensch Vitruv, damit dir nicht zu stark der Klimawandel ins Gesicht bläst, hier meine wahre Meinung zu Peter: Fakt ist doch, dass wir in Dresden ein Überangebot an allem haben. Wohnungen, Büros und Gewerbeeinheiten sind doch fast schon in einer unerträglichen Masse vorhanden. Dies steht in eklatanter Weise den riesigen Brachflächen entgegen, die es leider auch noch in der Innenstadt gibt. So gleicht die Suche nach Investoren, die auch noch möglichst qualitätvolle Bauten erstellen sollen, einem aussichtslosem Kampf. Man muss eben schon etwas bieten, sei es durch ein finanzielles Entgegenkommen oder durch die Anlage einer guten Infrastruktur, wie wir es zur Zeit am Postplatz sehen können.
    Ist es so gesehen nicht ziemlich realitätsfern solche Kommenatre zu äußern? Ganz zu Schweigen von der Idee mit dem Telegrafenamt, die doch vollkommen dem derzeitigen Bebauungsplan widerspricht und damit das wunderbare Schürmann-Projekt gänzlich aus den Fugen bringt.
    Genug heiße Luft für heute?!

  8. Alienus
    November 14th, 2006 20:43
    8

    Ich weiß, diese Meinung kommt reichlich spät: Ich bezweifle, dass die TG unter dem Altmarkt, wie geplant, eine gute Sache ist.

    Der moderne Plan in Deutschland (Europa) ist doch, Großstädten ein attraktives, dichtes und nahezu autofreies Stadtzentrum zu bescheren. Es soll in Innenstädten alles einfach zu Fuß zu erreichen sein und sie soll eine Strahlkraft für den Rest der Stadt und das Umland besitzen.

    Solche Planungen halten die Zersiedelung auf und machen Innenstädte wieder attraktiver. Hierfür muss der Großverkehr auch um das Zentrum geleitet werden und ÖPNV hingegen ins Zentrum führen.

    Warum baut man dann eine Tiefgarage MITTEN in den inneren City-Ring Dresdens?!
    Dies wird die Wilsdruffer Straße nicht wie geplant beruhigen, sondern sie wahrscheinlich mit Stau füllen (Autofahrer auf Einkaufstour, etc.). Wie man schon längst festgestellt hat, ist es viel sinnvoller Parkhäuser, etc. an Randgebieten anzubieten, sodass Autofahrer von dort auf ÖPNV umsteigen, bzw. zu Fuß weitergehen (bsp. Parkhaus Mitte).

    Wenn die Stadtvorderen nun planen, die Innere Altstadt Dresdens, d.h. den Ring “Terrassenufer, Theaterplatz, Postplatz, Wallstraße, Dr.-Külz-Ring, Pirnaischer Platz, St. Petersburger, Synagoge” zum urbanen, touristischen und historischen Zentrum Dresdens zu entwickeln (was es zu hoffen gilt), dann sollte doch eben auch dieser beschriebene Ring die heilige Grenze sein für allzu viel Autoverkehr.

    Demnach wäre es doch viel sinnvoller eine tolle TG unter dem neuen Postplatz (als TOR zur Innenstadt!) anzulegen. Dort sind die Touristen/Kunden/Besucher etc. am wichtigsten
    ÖPNV-Knotenpunkt dieser Stadt, können alles in der Innenstadt zu Fuß erreichen und stören niemanden mit ihrem Auto, z.B. auf der Wilsdruffer…

    Das würde gleichzeitig auch den Postplatz noch attraktiver für Investoren machen, denn: NOCH mehr Kundenströme. Demzufolge wäre auch eine TG (o.ä.) am Pirnaischen Platz sinnvoll, bzw. am Ferdinandplatz (wie ja in Planung).

    Auch die TG unter dem Neumarkt ist demnach zu kritisieren: sie befindet sich auch mitten im historischen Zentrum. Allerdings befindet sich deren Einfahrt am Kurländer Palais, also fast am nordöstlichen Ende der City. Somit werden Autofahrer erst gar nicht dazu verleitet allzu weit Richtung Frauenkirche vorzudringen.

    Der Stadtrat und die Verwaltung sollten sich endlich auf ein langfristiges, verbindliches
    Planungsbild für die Innenstadt Dresdens einigen, denn mit diesem steht und fällt die
    Attraktivität dieser Stadt.

    Bisher erscheinen mir Entscheidungen zur Innenstadt ohne rechtes Konzept, immer nur
    kleckerweise, ohne jedesmal die Folgen und Chancen für das gesamte Zentrum abzuwägen.

    Klar ist es toll, wenn die Menschen von der Altmarkt-TG direkt und unterirdisch zum
    Kulturpalast kommen, aber hat sich der Stadtrat denn genau überlegt, was diese TG insgesamt für das Zentrum bringt?

    Ein guter Vergleich zu diesem Problem lässt sich mit dem Leipziger Augustusplatz herbeiführen. Unter diesem befindet sich auch eine TG, da er das Tor zur Innenstadt bildet. Der Platz bietet also Abstellmöglichkeiten für Autos und bremst außerdem die Verkehrströme in das Zentrum auf nahe null. So könnte es der Postplatz in DD tun.
    Genauso verhält es sich mit dem Leipziger Hauptbahnhof (nebst Riesen-Parkhaus).

    Beides sind meiner Meinung nach sehr sinnvolle Lösungen, da sie Fußgängerströme und nicht Autoströme in die Innenstadt ziehen.

    MfG

    A. Genauck (01067)

    P.S.: zur Architektur am Altmarkt: Ich finde man sollte neben den Neubauten (Allianz…) streng historisch aufbauen (Renner Kaufhaus, altes Rathaus, etc.) Das würde dann einen interessanten architektonischen Spannungsbogen zwischen Stalin-Barock, ultramodern und streng-historisch rund um den Altmarkt ergeben… Bisher wirken die modernen Gebäude ja nicht so toll.
    Wie hier von anderen schon angedeutet: Ich bin entschieden gegen eine Einheitsarchitektir, vonwegen den Stalinbarock einfach fortsetzen/nachbauen. Eine europäische Großstadt mit reicher Geschichte lebt eben von ihren Gegensätzen und den architektonischen Zeugen aus unterschiedlichen Epochen. Man schaue sich nur den Wenzelsplatz in Prag an: Einmal den Blick rundherum geschweift und man kann sich ein paar Semester des Architekturstudiums sparen!

  9. lindner
    December 3rd, 2006 15:07
    9

    Schön das dieser Platz endlich aufgewertet werden soll, doch diese Flutlichtanlage ist an Hässlichkeit kaum zu überbieten! Wieso läßt man die “DDR-Leuchten” nicht stehen, die passen doch wunderbar zur vorhandenen Architektur. Wo sind denn überhaupt die beiden alten gußeisernen Leuchten, die ja den Krieg einigermaßen überstanden haben, hingekommen? Die wären doch ein toller Blickfang. In Paris, Barcelona oder Rom wäre man stolz auf so etwas.

  10. Peter
    February 3rd, 2007 03:58
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    Lieber Manitu oder wie immer du heisst, wahrscheinlich warst du noch nie in London oder Paris, aber der Postplatz atmete tatsächlich einmal weltstädtischen Flair, ähnlich wie in grösseren Europäischen Städten. Heute atmet der Platz mindestens zur Hälfte den Flair vom Alexanderplatz, Hauptstadt der DDR.

    Dass es in Dresden von Büros etc. zu viel gibt, weiss ich selbst. Du glaubst aber nicht im Ernst, dass man Investoren “was bieten” könne, indem man Säulen an einem halbfertigen Platz errichtet mit Überglasungen, die kein Mensch braucht? Und das ganze nensnt du dann “infrastruktur”? Na warte mal ab bis der Wilsdruffer Kubus kommt, dann hast du Deine Infrastruktur. Übrigens, da wir grade vom Kubus sprechen: Investoren gibt es recht häufig in Dresden, diese an Land zu ziehen scheint mir weniger das Problem, Kuben bauen sie ja gerne. Das Problem scheint mir eher ein unfähiges Stadtplanungsamt zu, eine Melange aus ehem. SED-Karrieren die vor allem auf die Knie fallen was “Westdeutsch” ist (Schürmann, Kaplan, von Gerkan etc), und Vorgesetzten wie Herrn Fessenmayr, die im Westen niemand haben wollte….

    Übrigens, dass du von Herrn Schürmanns “wunderbarem” Projekt sprichst (was du jetzt sicher posthum als Ironie verkaufen willst), erklärt ja einiges bei Dir. Sicherlich hältst du auch deine Brutalismus-Kuben noch immer für “modern”, es soll ja viele Leute geben, die so etwas noch glauben.

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