Musterknabe VVK

Als ich heute morgen mit dem Fahrrad über den Neumarkt fuhr, blieb ich fasziniert an der Baustelle der VVK zu Dresden (Quartier II) stehen, wo soeben die ersten – ich betone modernen – Fassaden des Dresdner Architketen Dr. Walter Köckeritz enthüllt worden waren:

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Man muss anerkennen, dass alle Bauherren, die bislang am Neumarkt tätig geworden sind, viel Mühe und Aufwand investiert haben, um die rekonstruierten Fassaden der Neubauten durch qualitativ hochwertige, harmonisch sich einfügende, moderne Fassaden zu ergänzen. Weil dieser Weg in keiner kriegszerstörten deutschen Großstadt in vergleichbarer Weise bislang beschritten worden ist, weil dieser Weg sehr viel Feingefühl erfordert und zwangsläufig ein Weg des vorsichtigen sich-voran-Tastens ist, habe ich in den letzten Monaten immer wieder von Probeanstrichen, abweichender Materialwahl für Fassadenverkleidungen und verspielten Zierelementen an Balkonen berichtet. Wie durchweg Mühe-los sich die schlichten Fassaden von Herrn Köckeritz durch Verzicht auf jegliche modernistischen Experimente in das wieder entstehende Bild der engen Altstadtgassen einfügen, ist bemerkenswert und wird manchen Investor, der um mangelnde Authentizität seines Quartiers besorgt ist und nach überzeugenden, zeitgenössischen Wegen sucht, hoffentlich inspirieren.
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6 Responses to “Musterknabe VVK”

  1. vitruv
    August 18th, 2006 10:48
    1

    Überwältigend! Dies sind die ersten zeitgenössischen Fassaden, mit denen ich uneingeschränkt zufrieden bin. Keine übergroßen Gauben wie bei Wörner&Partner, keine Farblosigkeit wie bei von Döring. Hier stimmt einfach alles. Gegen diese grazile Leichtigkeit wirken alle anderen Füllbauten plump und gekünstelt. Dafür gibts von mir volle Punktzahl!

  2. silesianospostato
    August 19th, 2006 10:58
    2

    Warm und freundlich - gelungene Farbgestaltung und angenehm strukturierte Fenster. Da merkt man erst, wie kalt und steril die Töpferstraßenbauten wirken. VVK ist tatsächlich vorbildlich - nicht nur mit den Rekos, sondern auch den neu entworfenen Bauten.

  3. MarcelB.
    August 20th, 2006 20:05
    3

    Ich war am Samstag den 19. August 2006 vor Ort und habe mir die zwei Gebäude ganz ohne Gerüste angeschaut und muss sagen. Ich bin enttäuscht! Morgens wenn der Winkel der Sonne Stimmet sieht es ansprechend aus. Aber das ist nur eine Stunde. Den restlichen Tag sieht es da grau und düster aus und statt die Fassaden gegen dieses wirken. Wirken sie mit der Düsterheit mit. Sie erinnern an das Hotel “Hilton” und haben außer der Breite und der Farbe keine unterschiedliche Fassadengestaltung. Ich hoffe das man sich bei weiteren Gebäuden in der Gasse mehr Mühe geben wird.

  4. Thomas Filip
    August 20th, 2006 20:29
    4

    @ MarcelB: Die Dunkelheit der Gasse wird man kaum dem Gebäude vorhalten können. Im Gegensatz zum Hilton, das durch die völlig unstimmige Proportionierung der Fenster aus manchen Perspektiven sehr klobig wirkt, stimmen hier einfach die Proportionen. Schlechte Gesamt-Proportionierung, mangelnde oder gänzlich fehlende Fenstersprossung sowie schwache Farbigkeit gehören zu den häufigsten Negativmerkmalen der angepassten Moderne. Hier hat Köckeritz auf wohltuende Weise seine Hausaufgaben gemacht, ich kann diese Kritik nicht teilen. Was hätte Köckeritz Deiner Meinung nach anders machen sollen?

  5. MarcelB.
    August 21st, 2006 21:30
    5

    @ Thomas Filip: Ich hätte mir für die Gasse ein Gebäude mit einer Kräftigeren und Lebhaften Farbe gewünscht die durch das Dunkle nicht verschluckt wird. Oder etwas mehr Transparents die die Möglichkeit gibt das Licht aus dem Haus auf die Gasse scheint. Es hätte sogar mal eine Glasfassade gepasst, denn ich denke das diese einen sehr schönen Kontrast zur Frauenkirche gegeben hätte und an dieser Stelle dem Platz nicht geschadet hätte. Die Gasse wäre so einer Dunkelheit entgangen. Aber wer weis, die Baugrundstücke neben VVK sind ja noch frei. Die Gasse ist mit dem zukünftigen Blick sehr schön. Doch für Geschäfte sehr unattraktiv, da sie Tod erscheint und die Frauenkirche die Aufmerksamkeit von dem Umfeld nimmt. Das dazu führt das man nur zu Frauenkirche weiter gehen will.

  6. Peter
    August 29th, 2006 06:54
    6

    Ich finde die Köckeritzbauten absolut klasse. Klar, die Rekos finden wir alle schöner. Aber bitte vergesst nicht, wie “Moderne” Architekten “normalerweise” bauen…..

    Und, bitte ebenso nicht vergessen: Es sind FÜLLBAUTEN. Das sind nun mal nicht die großen Nummern, sondern wirklich unscheinbare Nebengebäude, die ihre Schuldigkeit wirklich bereits dann getan haben, wenn sie sich einfügen. Und die Köckeritzbauten tun das hervorragend.

    Marcel, wenn alle Füllbauten am Neumarkt so werden, dann kannst du froh sein. Kuck dir doch mal das Glasdach an der Frauenkirche an - DAS finde ich wirklich übel. Und wenn wir Pech haben, kommt noch mehr davon. Der Entwurf für das Schützhaus ist ähnlich schlimm. Dagegen sind die Köckeritzbauten ein Traum, finde ich!

    Ausserdem , wenn ich mir die Fassade ansehe, sind sie fast wie Altbauten. Ich finde sie klasse. Gründerzeitbauten haben auch nicht immer Ornamente, manche sind sehr schlicht. So wie Köckeritz. Ich finde die Köckeritzbauten gut, das VVK Projekt ist vorbildlich, gegen die kann man nun wirklich nichts sagen. Ist bisher der beste Investor - keine Brüche, keine Provokationen, keine Glasklötze. Vielleicht sehen in Live anders aus, ich weiss es nicht, ich kenne nur die Fotos der Köckeritzbauten - aber auf dem Foto finde ich sie SEHR gut.

    Gruss

    Peter

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