Archive for the Category 'Postplatz'

“Waterscreen” am Postplatz

Thursday, November 30th, 2006 9:00am

Im Rahmen der Neugestaltung des Postplatzes hatte die Landeshauptstadt Dresden am 18. August 2006 einen künstlerischen Wettbewerb zur Gestaltung des Platzbereichs am Schauspielhaus mit dem Medium Wasser ausgelobt. Am 9. November gab die Jury ihre Entscheidung bekannt: Ein unter dem Titel “Waterscreen” eingereichter Beitrag des Berliner Künstlers Rainer Splitt wurde zum Wettbewerbssieger gekürt. Die Skulptur soll das Ineinandergreifen von Plätzen thematisieren und verkörpert – in Anspielung auf eine realen Bühnenvorhang – einen Wasservorhang, der aus einem ca. 4 x 12 Meter großen, dunkelroten Rahmen gebildet wird, in dem Wasser sowohl vertikal als auch horizontal bewegt wird. Eine elektronische Steuerung soll unterschiedliche Öffnungs- und Schließbewegungen des Wasservorhangs ermöglichen. Das Wasserspiel soll tagsüber durch die Sonneneinstrahlung wirken, nachts ist eine künstliche Beleuchtung vorgesehen.

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Die Jury begründete ihre einstimmig gefällte Entscheidung wie folgt: “[Der Entwurf] setzt das zu bearbeitende Thema Wasser auf ebenso einfache wie inhaltlich reiche Weise überzeugend um. Die strenge Form des Rahmens steht in einem reizvollen Gegensatz zur Bewegung des fallenden Wassers (horizontale Bewegung - vertikale Bewegung). Die Arbeit verspricht eine hohe Erlebnisqualität. Sie lässt den Passanten eine aktive Rolle zuteil werden und lädt zum spielerischen Umgang ein. Das Tor definiert verschiedene Betrachtungsperspektiven - auf das Schauspielhaus, aber auch vom Schauspielhaus in die Radialstraßen hinein. In ihrer prägnanten Zeichenhaftigkeit bereichert die Arbeit die urbane Umgebungssituation und ist für den Platz als gestalterisches Element, als Skulptur adäquat. Die Bewegung des Wasservorhangs generiert wechselnde Bildausschnitte.”

Bildnachweis: Rainer Splitt/Kulturamt der Landeshauptstadt Dresden

Ein Würfel geht, ein Kubus kommt

Monday, October 30th, 2006 7:53pm

Am Postplatz – wichtigster öffentlicher Verkehrsknotenpunkt und zugleich größte innerstädtische Brachfläche Dresdens – ist in den letzten Jahren außer dem Bau der umstrittenen DVB-Zentralhaltestelle sowie der Installation einer hochmodernen Beleuchtungsanlage nicht viel passiert. Ob die kühnen Postplatz-Visionen von Joachim Schürmann (Sieger im städtebaulichen Wettbewerb von 1991) jemals Wirklichkeit werden würden, schien angesichts der geringen Mieter-Nachfrage mehr als 16 Jahre nach der Wende durchaus fraglich.

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Nun aber ist für den sog. “Wilsdruffer Kubus”, der gemäß Schürmanns Plan den Übergangsbereich von der Wilsdruffer Straße zum Postplatz wesentlich mitdefinieren wird, ein Hauptmieter gefunden worden: Die SAP Systems Integration AG, eine Tochterfirma von Europas größtem Softwarehersteller SAP, will in das neue Haus am Postplatz ziehen. Der bereits zu 1/3 abgerissene, mittlerweile stark verfallene “Fresswürfel” (ehemals “Gaststätte am Zwinger”) wird damit endgültig der Geschichte angehören, er soll im März 2007 abgebrochen werden. Angesichts des trostlosen Anblicks des Fresswürfels eigentlich ein Grund zur Freude – wenn da nicht der preisgekrönte Entwurf eines Leipziger Architekturbüros wäre, der hinter das ambitionierte Projekt ein großes Fragezeichen setzt:

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Befremdlich mutet der Kommentar der Jury an, die den Sieger-Entwurf vom Juni d. J. wie folgt kommentiert hatte:
“Die Arbeit überzeugt durch die Stringenz der gerasterten, angenehm richtungslosen Fassadengliederung. Der Verzicht auf eine horizontale Strukturierung des Gebäudes erzeugt eine in sich ruhende Kraft und eine wohltuende Erdung. Dieser Charakter wird durch den Sandstein unterstrichen, der durch die Aufdopplung im Bereich der Fensterbrüstungen noch betont wird. Die zweigeschossige Öffnung zum Postplatz überzeugt ebenso wie die zweigeschossige Arkade mit ihrer partiellen vertikalen Öffnung über die Dachfläche hinaus.”

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Abgesehen von einer – längst überfälligen – Verengung der Wilsdruffer Straße kann ich in diesem Entwurf keinen konstruktiven Beitrag zum Dresdner Baugeschehen im Allgemeinen und zur städtebaulichen Entwicklung des Postplatzes im Speziellen erkennen. Die Begründung des Preisgerichts erscheint abgehoben und sonderbar weltfremd. Was genau soll sich der Leser unter “angenehmer Richtungslosigkeit” vorstellen? Niemand wird ernsthaft erwarten, dass analog zum Neumarkt nun auch am Postplatz eine Rückkehr zur historischen Postkarte bevorsteht. Dass aber für einen derart sensiblen Standort – einen Steinwurf von Dresdens wertvollsten architektonischen Kostbarkeiten entfernt – ausgerechnet ein Entwurf preisgekrönt wurde, dessen austauschbare Fassade in keiner erkennbaren Beziehung zum historischen Umfeld steht, und dessen Gestalt- und Strukturlosigkeit darüber hinaus zum entscheidenden Gestaltungsmerkmal erklärt und wortgewaltig gefeiert werden, macht mich sprachlos.
Wer die Begründung des Preisgerichts im Detail nachlesen will, kann dies hier tun: http://www.baunetz.de/db/news/?news_id=82415

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Bildnachweis: Schulz & Schulz Architekten, Leipzig

Schöne neue Welt am Postplatz?

Monday, September 18th, 2006 3:43pm

Der Umgestaltungsprozess der Dresdner Altstadt erweckt auf den ersten Blick den Anschein, als sollte das historische Dresden zumindest in seinem innersten Kern ansatzweise wiederhergestellt werden, ergänzt durch einige mehr oder weniger behutsam einmodellierte Neuschöpfungen. Verlässt man jedoch den historisch-historisierenden “Speckgürtel” rund um die Frauenkirche, wird sehr schnell klar: An den zentralen Plätzen, die sich an das erweiterte Neumarktgebiet anschließen – am Pirnaischen Platz, am Altmarkt und am Postplatz – hat sich der Traum vom alten Dresden ausgeträumt. Zwar ist auch hier noch immer überreichlich Brachland vorhanden, anders als am Neumarkt gibt es hier jedoch keine Bestrebungen, das “alte” Dresden zu zitieren. Der Postplatz wird im Grunde völlig neu erschaffen. Den Auftakt bildete vor wenigen Wochen die Zentralhaltestelle der Dresdner Verkehrsbetriebe mit ihrem umstrittenen “Schmetterlingsdach”.

Nun ist der Postplatz um eine modernistische Attraktion reicher geworden: 5 Lichtmasten erheben sich in den Himmel über dem frisch gepflasterten Brachland und sollen beleuchtungstechnisch einen besonderen Akzent im Stadtbild setzen. Es handelt sich um Metalldampf-Halogen-Lampen, die das Licht indirekt über eloxierte Hochglanzspiegel nach unten bringen; so soll der Eindruck von gleichsam “schwebenden” Lichtpunkten erweckt werden. Das Beleuchtungskonzept ist Teil des städtebaulichen Konzepts von Architekt Joachim Schürmann, der 1991 den städtebaulichen Wettbewerb für den Postplatz gewann.
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Zentralhaltestelle Postplatz: Fertigstellung rückt näher

Thursday, June 15th, 2006 9:00am

Eine Mischung aus Faszination und Erschrecken war das, was mich beim ersten Anblick des neu installierten „Schmetterlingsdaches“ am Postplatz überkam. Genial oder größenwahnsinnig? Innovativ oder einfach nur abgrundtief hässlich? Die neue Zentralhaltestelle der Dresdner Verkehrsbetriebe ist ein Bauwerk, zu dem ich noch immer keinen rechten Zugang gefunden habe, welches einzuordnen und abschließend zu bewerten mir nach wie vor außerordentlich schwerfällt.

Ein derartiges Bauwerk in die unmittelbare Nachbarschaft des Dresdner Zentralheiligtums (Zwinger) zu setzen, empfinden viele vor Ort – nach dem Ozeandampfer-förmigen Advanta-Riegel am Taschenbergpalais und der seltsam schiefen Stahl-Fluchttreppe am Stadtmuseum – als weitere unangemessene Provokation im sensiblen kulturhistorischen Zentrum. Wie auch immer man über das „Schmetterlingsdach“ denken mag: Dresden hat in jedem Falle ein neues Wahrzeichen erhalten – ob schön oder nicht, das mag jeder für sich selbst entscheiden.

Nachfolgend ein paar Fotos der Baustelle, wo heute morgen Installateure die ersten Reklame- und Anzeigetafeln in Betrieb genommen haben.
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