Ringen um den historischen Stadtgrundriss – kommt das “Hotel Stadt Rom”?

Zahlreiche Einträge in diesem Weblog haben sich mit der schwierigen Frage der Vermittlung zwischen den “Altneubauten” an der Nordseite der Wilsdruffer Straße und den “Neualtbauten” an der Südseite des wieder erstehenden Neumarktgebietes beschäftigt. Wie kann verhindert werden, dass der Neumarkt nach Süden hin sprichwörtlich “in der Sackgasse” endet? Wir erinnern uns: Um das “Hotel de Saxe” errichten und die historische Moritzstraße wenigstens teilweise wieder herstellen zu können, wurde ein Gebäudeflügel der Zeilen-Bebauung an der Wilsdruffer Straße abgerissen; die ehemalige Moritzstraße endet nun als “Moritzgasse” im Hinterhof ebendieser Wohnzeile.

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Bildnachweis: Andreas Hummel / Baywobau Dresden

Das “Hotel Stadt Rom” (Mitte) nun würde im Falle seiner Wiedererrichtung die Moritzstraße von Westen her neu definieren, dabei allerdings den Wohnzeilen an der Wilsdruffer Straße in baurechtlichem Sinne zu nahe rücken. Da es aber bereits mehrere Investoren gibt, die den berühmten Hotelbau an den Neumarkt zurückkehren sehen möchten, ist nun ein Kompromiss ins Gespräch gebracht worden, der ein um rund 1/3 verkürztes “Hotel Stadt Rom” vorsieht. (Bislang war an dieser Stelle eine Begrünung und Baum-Anpflanzung als Interimslösung vorgesehen.)

Eine “Nacht-und-Nebel-Aktion” an eben dieser Schnittstelle sorgt dabei für weiteren Wirbel: Ohne Vorankündigung – und seltsamerweise auch unter Umgehung der sonst üblichen archäologischen Grabungen – wurden die noch erhaltenen Kellerreste des “Hotel Stadt Rom” vor wenigen Tagen weggebaggert. Bewahrer des historischen Erbes fühlen sich an die rigorosen, willkürlichen Abrisse der frühen Nachkriegszeit erinnert, in einschlägigen Internet-Foren ist gar schon von “Kulturbarbarei” die Rede. Die Beräumung der alten Fundamente wirft in der Tat viele Fragen auf, denn warum für die Zuwegung zum Quartier V/2 (”Heinrich-Schütz-Residenz”) die alten Kelleranlagen des “Hotel Stadt Rom” beseitigt werden müssen – so jedenfalls lautet die Erklärung des Stadtplanungsamtes – will nicht so recht einleuchten.

Baubürgermeister Feßenmayer will aufgrund des offensichtlich so nicht erwarteten Interesses an der Wiedererrichtung des “Hotel Stadt Rom” die geplante Baumanpflanzung zunächst aussetzen und über das weitere Vorgehen beraten. Man wird also noch mit manch aufgeheizter Debatte um die Gestaltung dieser äußerst sensiblen Schnittstelle zwischen historischem und sozialistisch überformtem Stadtgrundriss rechnen können.

2 Responses to “Ringen um den historischen Stadtgrundriss – kommt das “Hotel Stadt Rom”?”

  1. Jochen
    November 18th, 2006 12:04
    1

    Die Antwort, wie verhindert werden kann, daß die Südseite des Neumarktes in einer Sackgasse in den Hinterhöfen der Bebauung Nordseite Wilsdruffer Str. endet, ist, oder besser wäre, ganz einfach, wenn nämlich diesen beiden Blöcken nicht ein 30-jähriger Bestandsschutz zugesprochen, sondern sie vor der Renovierung zukunftsgewand freigezogen hätte. Daß dies geht, hatte die WOBA in der Neustadt für das Libeskind-Projekt ja bewiesen. Ich weiß nicht, ob ich mich nun über die neue Entwicklung freuen soll, oder ob ich das ganze als “Schauveranstaltung” zur Beruhigung der aufgebrachten Gemüten wegen der beräumten Keller verstehen muß. Es ist nun so, wie es ist. Erstaunt hat mich die Aussage des Baubürgermeisters Feßenmayr zu dem offensichtlich vorhandenen Interesse an der Wiedererrichtung des “Hotel Stadt Rom”. Ich glaube nämlich z.B., daß Investoren von einzelnen Projekten durchaus vorhanden wären ( Dinglinger- Haus), wenn nicht die Stadt der Errichtung ganzer Blöcke den Vorzug geben würde. Vielleicht führen die Prügel, die man allenthalben für die bisherigen “Quartiere” teils zu Recht, teils zu Unrecht bekommen hat, zu einem Umdenken.(Ich befürchte eher nicht) Ich könnte mich jedenfalls mit einem um 1/3 verkürztes “Hotel Stadt Rom” sofort anfreunden. Durch den Wiederaufbau wären die verlorenen, aber unbedingt wegen des Gesamtbildes notwendigen Bau- und Straßenzüge wieder da. Im übrigen würde vielleicht die “Bruchstelle” zur Wilsdruffer Str. wegen der unmöglichen Optik dazu führen, daß man unter dem öffentlichen Druck gar nicht anders kann, als früher als geplant die beiden Riegel zu “sozialverträglich” zu entsorgen. Einsicht ist die höchste Art des Lernens und sollte nie ausgeschlossen werden.

  2. Jochen
    December 17th, 2006 12:04
    2

    Ich will hier ergänzend zu meinem ersten Eindruck den neuesten Stand einmal zusammenfassen, damit sich weitere Interessierte nicht in den verschiedenen Themen zum Neumarkt “verirren”. Da läßt Baubürgermeister Feßenmayr lt. Einleitung von oben die Baumbepflanzung des Grundstücks “Hotel Stadt Rom” wegen des Interesses Bauwilliger aussetzen, um noch einmal “nachzudenken”. Da läßt die CDU-Fraktion am 2.12.2006 im Landhaus ein großangelegtes “Bürgergespräch” zum Thema stattfinden, wobei die überwältigende Zahl der Anwesenden bis auf den Architekten für die Wiedererrichtung dieses wichtigen Baus ist. Und dann erfährt man in den aktuellen Bildern vom Baugeschehen, daß der erste Baum schon steht und die anderen folgen. Die fertigen Baumscheiben ergänzen da den “Vorgang”. Entweder weiß die CDU-Fraktion nicht, was ihr Feßenmayr denkt und macht, wahrscheinlicher ist jedoch, daß der “Kohl schon längst gegessen” war und wie von mir bereits vermutet, die “Veranstaltung” eine Schau war, um von den weggebaggerten Fundamenten abzulenken. So funktioniert leider Politik auch. Und dann wundern sich die Beteiligten, daß sie es auch “niemand recht machen können”. Man sollte einen “Knüppel” nehmen.

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