Archive for June, 2006

Die Neubebauung des Wiener Platzes (Teil 1)

Thursday, June 29th, 2006 10:34am

Der Wiener Platz gehört zu den wichtigsten Plätzen Dresdens. Er verbindet die Nordseite des Hauptbahnhofs mit der Prager Straße und bildet somit ein zentrales Eingangstor zum Dresdner Stadtzentrum. Zu DDR-Zeiten kaum bebaut, wurde nach der Wende eine Neubebauung auf der Grundlage der historischen Platzkanten eingeleitet. Dazu ist auf www.dresden.de zu lesen:

“Der Wiener Platz als Entree zum Stadtzentrum und die anschließende Prager Straße sind wichtige Teile des Stadtzentrums. Die beiden im Krieg zerstörten Bereiche werden durch Neubauten und Umgestaltungen räumlich neu gefasst und aufgewertet. […]
Der 1. Preis im städtebaulichen Ideenwettbewerb Wiener Platz 1993 ging an das Kölner Architekturbüro Mronz. Mit diesem städtebaulichen Entwurf gewinnt der Wiener Platz seine Qualität als Stadteingang zurück. Er wird mit seinen historischen Abmessungen wieder hergestellt. Die große Platzfläche vor dem Hauptbahnhof ist dank eines schon fertiggestellten Tunnels frei vom Autoverkehr. Großzügig angelegte Tiefgaragen beidseitig des neuen Tunnels ergänzen künftig das dortige Verkehrssystem und bieten ausreichend Parkmöglichkeiten für die Besucher Dresdens.
Gegenüber der Bahnhofsfassade bilden würfelförmige Baukörper, die die ehemalige Villenbebauung adaptieren, die nördliche Raumkante. Die beiden östlichen Würfel werden nach einem Konzept der Krieger GmbH mit einer gläsernen Kugel verbunden. […] Die Bereiche um die Zentralhaltestelle sind bereits fertiggestellt.”

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Die Neubebauung des Wiener Platzes ist nach wie vor heftig umstritten. Da sind zum einen die finanziellen Unausgewogenheiten: Um Käufer für die Grundstücke anzulocken, wurden seinerzeit alle zur Bebauung freigegeben Flächen komplett ausgehoben und mit Spundwänden gesichert. Rund 100 Millionen Euro wurden so investiert, um künftigen Bauherren einen unverzüglichen Baubeginn zu ermöglichen. Problem dabei: Der erhoffte Ansturm auf die Grundstücke blieb aus, so dass – neben den noch unbebauten “Würfel”-Grundstücken westlich des “Kugelhauses” – vor allem die größte, mit dem Kürzel “MK5″ bezeichnete Baugrube noch immer auf grünes Licht für einen Operetten-Neubau an ebendiesem Ort wartet. Doch je länger die Bebauung ausbleibt, umso tiefer “wachsen” die Spundwände ins Erdreich, so dass sie sich immer schwieriger wieder heraus ziehen lassen. Scheitert das Operetten-Projekt, müssten die geleasten Spundwände wohl herausgezogen und die Baugrube unverrichteter Dinge wieder zugeschüttet werden: das ambitionierte Projekt Wiener Platz wäre damit als auf unbestimmte Zeit unvollendetes Millionengrab gescheitert.

Die Neubebauung des Wiener Platzes ist allerdings nicht nur von finanziellen Ungereimtheiten begleitet; kritische Stimmen betrachten das Projekt auch in architektonischer und stadtplanerischer Hinsicht als gescheitert: zu gläsern, zu grau, zu trist, zu kalt, als “Entree” zur “Kunststadt” Dresden gänzlich ungeeignet – so lauten die Vorwürfe. Grund genug, die bisher geleistete Aufbauarbeit zu dokumentieren und die Neubauten der Reihe nach vorzustellen.

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Zu Beginn möchte ich das aus meiner Sicht bislang attraktivste Gebäude am Wiener Platz vorstellen: das 2003 begonnene und am 18. Mai d.J. eingeweihte Geschäftshaus “Prager Spitze” der Oelschläger Immobilien GmbH. Das Gebäude zeichnet sich durch eine lang gestreckte Glasfassade aus, die durch einen offenen Durchgang zu den Straßenbahnhaltestellen am Wiener Platz aufgelockert wird. Besonders auffällig ist der spitz zulaufende “Tortenstück”-Grundriss, der dem Bau mit seinem abgerundeten “Bug” fast schon die Anmutung eines Ozeandampfers verleiht. Bei Dunkelheit wird die “Prager Spitze” durch eine innovative Lichtkonzeption belebt.

Der interessanteste Blick auf das neue Geschäftshaus bietet sich wohl vom gegenüberliegenden Bahnsteig Gleis 17/18 des Hauptbahnhofs:

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Der Rathausmann ist wieder da

Thursday, June 29th, 2006 8:31am

Ganze zwei Jahre musste Dresden auf ein wichtiges Wahrzeichen in der Silhouette der Stadt verzichten: Der “Rathausmann” – jene gewaltige Herkules-Figur, die den Turm des neobarocken Rathauses bekrönt – musste aus Sicherheitsgründen im August 2004 vom Turm geholt und saniert werden. Die frisch vergoldete, 5,05 Meter hohe und 1,75 Tonnen schwere Plastik ist vor wenigen Tagen aus Berlin zurückgekehrt und kann noch bis Samstag – von Sicherheitsdiensten streng bewacht – vor dem Rathaus bewundert werden, bevor sie wieder auf die Spitze des Turmes gehoben wird.

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Morgenstund hat Gold im Mund…

Tuesday, June 27th, 2006 9:37am

Der Gedanke an intime Momente im kulturhistorischen Zentrum Dresdens erscheint im Kampfgetümmel stetig wachsender Touristenströme geradezu absurd. Wer sie dennoch erleben möchte, sollte sich zur warmen Jahreszeit einmal in aller Frühe auf den Weg machen. Die Ruhe, die bis etwa acht Uhr über den verkehrsberuhigten Bereichen des historischen Altstadtkerns liegt, macht die frühmorgendliche Erkundung dieses Innenstadtbereichs zu einem erhebenden Erlebnis. Das nachfolgende, nahezu menschenleere Foto (Blick vom Fürstenzug zum Schlossplatz) entstand heute morgen gegen 7.53 Uhr…

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Residenzschloss: Der Ostflügel wächst empor

Monday, June 26th, 2006 9:47am

Seit nunmehr 20 Jahren wird am Wiederaufbau des im Bombenhagel 1945 zerstörten Dresdner Residenzschlosses gearbeitet. 170 Millionen Euro hat der Freistaat Sachsen allein seit 1991 in das Bauvorhaben investiert: Das Residenzschloss ist damit die mit Abstand größte und teuerste Baustelle im Freistaat.
Pünktlich zum Jubiläumsjahr 2006 naht nun zumindest die äußere Wiederherstellung des Schlosskomplexes: Konnte man in der Schloßstraße vor rund 1 Jahr noch deutlich die Kriegseinwirkungen an der verbliebenen ausgebrannten Ruinensubstanz ablesen, wächst nun für weitere 28,4 Millionen Euro der Ostflügel mitsamt seinen reich verzierten Neorenaissance-Fassaden aus dem Jahre 1901 neu empor. In diesem Zuge wird auch die Bresche geschlossen, die 1986 ausgerechnet zwecks Aufstellung eines Krans zu Beginn des Wiederaufbaus in den Ostflügel geschlagen wurde.
Die Fotos zeigen u.a. die kürzlich gesetzten stählernen Dachstühle und die strahlenden, neu gefertigen Sandsteinelemente, die die Fassade schmücken.

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