Die Neubebauung des Wiener Platzes (Teil 1)

Der Wiener Platz gehört zu den wichtigsten Plätzen Dresdens. Er verbindet die Nordseite des Hauptbahnhofs mit der Prager Straße und bildet somit ein zentrales Eingangstor zum Dresdner Stadtzentrum. Zu DDR-Zeiten kaum bebaut, wurde nach der Wende eine Neubebauung auf der Grundlage der historischen Platzkanten eingeleitet. Dazu ist auf www.dresden.de zu lesen:

“Der Wiener Platz als Entree zum Stadtzentrum und die anschließende Prager Straße sind wichtige Teile des Stadtzentrums. Die beiden im Krieg zerstörten Bereiche werden durch Neubauten und Umgestaltungen räumlich neu gefasst und aufgewertet. […]
Der 1. Preis im städtebaulichen Ideenwettbewerb Wiener Platz 1993 ging an das Kölner Architekturbüro Mronz. Mit diesem städtebaulichen Entwurf gewinnt der Wiener Platz seine Qualität als Stadteingang zurück. Er wird mit seinen historischen Abmessungen wieder hergestellt. Die große Platzfläche vor dem Hauptbahnhof ist dank eines schon fertiggestellten Tunnels frei vom Autoverkehr. Großzügig angelegte Tiefgaragen beidseitig des neuen Tunnels ergänzen künftig das dortige Verkehrssystem und bieten ausreichend Parkmöglichkeiten für die Besucher Dresdens.
Gegenüber der Bahnhofsfassade bilden würfelförmige Baukörper, die die ehemalige Villenbebauung adaptieren, die nördliche Raumkante. Die beiden östlichen Würfel werden nach einem Konzept der Krieger GmbH mit einer gläsernen Kugel verbunden. […] Die Bereiche um die Zentralhaltestelle sind bereits fertiggestellt.”

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Die Neubebauung des Wiener Platzes ist nach wie vor heftig umstritten. Da sind zum einen die finanziellen Unausgewogenheiten: Um Käufer für die Grundstücke anzulocken, wurden seinerzeit alle zur Bebauung freigegeben Flächen komplett ausgehoben und mit Spundwänden gesichert. Rund 100 Millionen Euro wurden so investiert, um künftigen Bauherren einen unverzüglichen Baubeginn zu ermöglichen. Problem dabei: Der erhoffte Ansturm auf die Grundstücke blieb aus, so dass – neben den noch unbebauten “Würfel”-Grundstücken westlich des “Kugelhauses” – vor allem die größte, mit dem Kürzel “MK5″ bezeichnete Baugrube noch immer auf grünes Licht für einen Operetten-Neubau an ebendiesem Ort wartet. Doch je länger die Bebauung ausbleibt, umso tiefer “wachsen” die Spundwände ins Erdreich, so dass sie sich immer schwieriger wieder heraus ziehen lassen. Scheitert das Operetten-Projekt, müssten die geleasten Spundwände wohl herausgezogen und die Baugrube unverrichteter Dinge wieder zugeschüttet werden: das ambitionierte Projekt Wiener Platz wäre damit als auf unbestimmte Zeit unvollendetes Millionengrab gescheitert.

Die Neubebauung des Wiener Platzes ist allerdings nicht nur von finanziellen Ungereimtheiten begleitet; kritische Stimmen betrachten das Projekt auch in architektonischer und stadtplanerischer Hinsicht als gescheitert: zu gläsern, zu grau, zu trist, zu kalt, als “Entree” zur “Kunststadt” Dresden gänzlich ungeeignet – so lauten die Vorwürfe. Grund genug, die bisher geleistete Aufbauarbeit zu dokumentieren und die Neubauten der Reihe nach vorzustellen.

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Zu Beginn möchte ich das aus meiner Sicht bislang attraktivste Gebäude am Wiener Platz vorstellen: das 2003 begonnene und am 18. Mai d.J. eingeweihte Geschäftshaus “Prager Spitze” der Oelschläger Immobilien GmbH. Das Gebäude zeichnet sich durch eine lang gestreckte Glasfassade aus, die durch einen offenen Durchgang zu den Straßenbahnhaltestellen am Wiener Platz aufgelockert wird. Besonders auffällig ist der spitz zulaufende “Tortenstück”-Grundriss, der dem Bau mit seinem abgerundeten “Bug” fast schon die Anmutung eines Ozeandampfers verleiht. Bei Dunkelheit wird die “Prager Spitze” durch eine innovative Lichtkonzeption belebt.

Der interessanteste Blick auf das neue Geschäftshaus bietet sich wohl vom gegenüberliegenden Bahnsteig Gleis 17/18 des Hauptbahnhofs:

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4 Responses to “Die Neubebauung des Wiener Platzes (Teil 1)”

  1. stephan
    June 29th, 2006 12:51
    1

    Mir fehlen da noch Bäume. Überhaupt ist auf dem Wiener Platz sehr wenig Grün. Das scheint fast so gewollt.

  2. Pulcinello
    June 29th, 2006 18:46
    2

    Sehr interessant, mal zu sehen, was sich am Wiener Platz tut. Ist das denn mit der Staatsoperette überhaupt noch an dem Ort realistisch? Gibt es nicht schon andere Pläne??

  3. MarcelB.
    July 5th, 2006 03:16
    3

    Aktuell am Wiener Platz

    Staatsoperette:
    Das Thema Staatsoperette steht noch vor der Sommerpause des Stadtrates zur Debatte. Am 13. Juli 2006 wird über das Ausschreibungsverfahren abgestimmt. Es gibt im Augenblick 5 Interessenten für den Bau der Staatsoperette am Wiener Platz.

    Würfelhäuser:
    Auch in der Nachbarschaft wird in den kommenden Monaten gebaut. Das längliche Grundstück neben dem Kugelhaus wo gerade auch noch eine Baugrube ist, ist an DGAG Grundstücksgesellschaft GmbH & Co. KG (Hamburg) verkauft wurden. An der Stelle sollen drei weitere Würfelhäuser entstehen. Zwei Würfelhäusern werden mit Glasgängen zu einem Hotel mit 160 Zimmer zusammengefasst und das dritte Würfelhaus wird Geschäftshaus mit Büros und Läden. Die Intercity-Hotel GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main, eine hundertprozentige Tochter der Steigenberger Hotels Group wird das Hotel betreiben. Die drei Würfelhäuser an sich wurden vom Architekturbüro nps-Architekten entworfen. Aus diesem Dresdner Büro kamen auch die Entwürfe für das World Trade Center Dresden (WTC), das Hotel Elbflorenz, die Komödie Dresden, den Umbau des Margon-Hauses sowie in Düsseldorf die prestigeträchtigen Grafenberger Höfe.

    Bäume:
    Auch Bäume kommen jetzt auf den Wieder Platz. Sie sollen neben die Prager Spitze, in der nähe des eingangs vom Jack Wolfskin Store. Genaueres wird aber augenblicklich noch im Tiefbauamt besprochen.

    Busbahnhof:
    Ende diese und Anfang nächsten Jahres wird auch mit dem Bau des Busbahnhofs für den Fern- und Regionalverkehr angefangen. Er soll auf der Grünfläche neben dem Hauptbahnhof entstehen. (Wenn man vor dem Hauptbahnhof auf dem Wiener Platz steht, ganz rechts). Er soll um die 6,7 Millionen Euro kosten und täglich über 100 An- und Abfahrende Busse abfertigen. Das Ehemalige Kino im/am Hauptbahnhof (um 19 Jh. der Königliche Pavillon) wir zum Informations- und Aufenthaltsgebäude für Busreisende umgebaut. Über diesen wird man auch einen Direkten Zugang zum Hauptbahnhof haben. Er liegt auch genau des Zukünftigen Hotels gegenüber.

    Hauptbahnhof:
    In den letzten Wochen wurde die neue Glaskuppel fertig gestellt. Im inneren des Hauptbahnhofes, der nun sehr hellen und licht durchfluteten ist haben auch schon neue Geschäfte und Gastronomie wie z.B. Burger King eröffnet. Die Farbliche Gestaltung, genau so wie die Höhe und die sakrale Wirkung der Kuppelhalle erinnern an eine Moderne Versionen des Innenraumes der Dresdner Frauenkirche und ist ein wahrer Augenöffner.

  4. Thomas Filip
    July 5th, 2006 08:06
    4

    Herzlichen Dank für diesen Beitrag! Die Bahnhofshalle wird in der Tat ein Schmuckstück, in den nächsten Tagen werde ich ein paar Fotos dazu einstellen…

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