Was ist aus der Prager Strasse geworden? (Teil 1)
Im Frühjahr 2001, als ich zum allerersten Mal die sächsische Landeshauptstadt besuchte, faszinierte mich die eigenwillige Atmosphäre der unsanierten, mehr oder weniger noch im sozialistischen Ursprungszustand befindlichen Prager Straße. 2002 kam die Flut, und mit ihr die Flutgelder, und seitdem ist an der Prager Straße nichts mehr, wie es war: Ein Großteil der ohnehin heruntergekommenen und durch das Hochwasser zusätzlich in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude wurde entweder saniert – hier sind vor allem das Mercure Hotel sowie die 3 Ibis-Hotels Bastei, Königstein und Lilienstein zu nennen –, oder aber abgerissen und durch Neubauten ersetzt, wie z.B. die Zeilenbauten zwischen den bereits erwähnten Hotels der Ibis-Kette. Die “Nachverdichtung” von Norden und Süden, die aus der Prager Straße eine Art “Prager Platz” machen soll, und die einen so wichtigen Bau wie das Rundkino in den Schatten von Wöhrl Plaza & Konsorten gestellt hat, tat ein Übriges dazu, dass “einer der besten Stadträume nicht nur der Nachkriegsmoderne, sondern des 20. Jahrhunderts” (so der Münchner Architekt Stefan Braunfels) seinem Ursprungszustand immer mehr entfremdet wurde.
Die Prager Straße – wie auch immer man über sie denken mag – ist ein integraler Bestandteil des Dresdner Stadtbildes, dem man mit Schubladen-Kategorien wie “schön” oder “hässlich” keinesfalls gerecht wird. In den nächsten Wochen möchte ich daher mit einer kleinen Serie von Beiträgen den noch immer anhaltenden Umgestaltungsprozess der zentralen Dresdner Einkaufsmeile dokumentieren. Ob die Überformungen der letzten Jahre dabei Gewinn oder Verlust darstellen, und was sie über den Umgang mit dem städtebaulichen Erbe der DDR-Ära lehren – dazu erhoffe ich mir eine angeregte Diskussion.
Heute möchte ich den Blick auf die Hotel-Bauten der Ibis-Kette richten, deren Fassaden vor einigen Monaten eine Frischekur erhalten haben: Putz- und Betonflächen wurden malermäßig instand gesetzt und wurden mit einem hellen, warmen Sandton versehen. Erfreulich dabei, dass die originalen Fassaden nicht unter einem Styropor-Wärmedämmschutz verschwanden – im Gegenteil, es wurden sogar die markanten Mosaikflächen gereinigt und auf gelockerte Steinchen überprüft, so dass die schlichte Eleganz dieses „ostmodernen“ Gebäude-Ensembles auch von der nächsten Generation geschätzt werden kann. Eine Investition, die sich gelohnt hat!