Archive for June, 2006

Sanierter Erlwein-Speicher glänzt als Kongresshotel

Monday, June 19th, 2006 9:45am

Gut einen Monat ist es her, dass das der völlig verfallene, 1913/14 von Hans Erlwein erbaute ehemalige städtische Speicher feierlich als Maritim-Kongresshotel eingeweiht wurde. Gemeinsam mit dem 2004 fertiggestellten Kongresszentrum schließt der Bau die Silhoutte der Dresdner Altstadt auf bemerkenswerte Weise zur Marienbrücke hin ab. Im Rahmen der Sanierung, die faktisch einem Neuaufbau des im 2. Weltkrieg stark beschädigten Gebäudes gleichkam, wurden 23 480 Kubikmeter Altbeton entfernt und 4 500 Tonnen Stahl sowie 12 000 Kubikmeter Beton neu verbaut.

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Zum Vergleich: Vor seinem Umbau zum Kongresshotel bot der “Speicher der Stadt Dresden” einen überaus trostlosen Anblick (Okt. 2001).
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Centrum Warenhaus: Kommt der Abriss?

Friday, June 16th, 2006 11:00pm

Dass die Dresdner Stadtplanung im Rahmen ihres Ansinnens, den nördlichen Abschnitt der Prager Straße auf die “historische” Breite von 18 Metern zurückzuführen, die Beseitigung eines bei der Bevölkerung durchaus beliebten Bauwerkes vorgesehen hat, ist seit längerem bekannt – die Rede ist vom sog. “Silberwürfel”, dem ehemaligen Centrum Warenhaus, das in diesem Jahr auf ein gerade mal 28 Jahre währendes Bestehen zurückblicken darf.
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Wie auf dem nachfolgenden Foto unschwer zu erkennen ist, wartet Dresden selbst im Bereich so zentraler Orte wie Rathaus, Kreuzkirche und Altmarkt weiterhin auf neue Bauherren: Wo einst dichte gründerzeitliche Bebauung das Stadtbild prägte, pfeift auch 60 Jahre nach den Bombenangriffen noch der Wind über leergeräumte Ruinenfelder und überdimensionierte Straßenzüge hinweg.

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Warum bei derart viel Brachland in unmittelbarer Nachbarschaft der wichtigsten Einkaufsmeile Dresdens ein so bemerkenswertes Bauwerk wie das ehemalige Centrum Warenhaus abgerissen werden muss, um einem neuen, die Altmarktgalerie an Verkaufsfläche weit übertreffenden Einkaufstempel Platz zu machen, ist für mich völlig unverständlich. Abrisswürdige DDR-Architektur gibt es in dieser Stadt wirklich zur Genüge – aber doch nicht diese hier!

Zur Erinnerung: Der bisherige Eigentümer des Kaufhauses – der Karstadt-Konzern – hat das Gebäude an die Firma A. M. Multi aus Düsseldorf verkauft. A. M. Multi hat einen Wettbewerb für die Gestaltung ausgelobt, dessen Ergebnisse am 27. Juni vorgestellt werden sollen.

In jüngster Zeit munkelte man, dass doch wenigstens Teile der Aluminiumfassade erhalten und in das künftige Einkaufszentrum integriert werden sollten; ob es aber tatsächlich dazu kommt, darf angesichts eines derartigen Mangels an Sensibilität für den Standort bezweifelt werden.

Da kaum zu erwarten ist, dass das neue Einkaufszentrum eine wirkliche Bereicherung für das Stadtbild sein wird – sind diese ganzen Shopping Center nicht doch alle sehr beliebig und austauschbar?! – trauere ich dem markanten Bau schon jetzt hinterher. Dieser Abriss wird ein Verlust für das Dresdner Stadtbild sein.

Rekonstruierte Fassaden am Neumarkt erhalten Farbanstrich

Thursday, June 15th, 2006 11:00am

Der Neumarkt wird bald um eine Attraktion reicher sein: Nachdem sich seit einigen Wochen bereits die sehr noblen, modern interpretierten Fassaden der Töpferstraße nahezu unverhüllt zeigen, rückt nun die dem historischen Vorbild nachempfundene, dem Neumarkt zugewandte Seite des Quartiers an der Frauenkirche in den Mittelpunkt: Die Malerarbeiten an den rekonstruierten Fassaden haben begonnen, gedeckte Grün- und Brauntöne werden künftig die “Schokoladenseite” des Quartiers prägen.
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Erneuert: Beleuchtung der Wilsdruffer Strasse

Thursday, June 15th, 2006 10:00am

Die ohnehin aufgrund ihrer überdimensionalen Breite wenig gemütliche Wilsdruffer Straße ist um ein wichtiges gestalterisches Element ärmer geworden: Die tulpenförmigen, dreiarmigen Straßenleuchter aus den 50er Jahren sind vor einigen Wochen allesamt durch Strahler ersetzt worden, die an Mobilfunkmast-ähnlichen Stahlmasten montiert sind. An trüben, wolkenverhangenen Tagen können diese Strahler durchaus an Bajonette erinnern und somit eine geradezu bedrohliche Wirkung entfalten.

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Es gehört zu den schwierigsten Herausforderungen der Stadtplanung im Dresdner Zentrum, die seinerzeit als sozialistische Aufmarschstraße konzipierte und daher viel zu breite Wilsdruffer Straße (ehemals Ernst-Thälmann-Straße) schlüssig in den Stadtorganismus zu integrieren. Momentan zerschneidet die Wilsdruffer Straße den Altstadtkern in eine Nord- und eine Südhälfte. Ich meine: Gerade weil mittlerweile feststeht, dass der Kulturpalast erhalten bleibt und auch nicht umbaut wird – die Straße also auf unbestimmte Zeit ihre derzeitige Breite beibehält – , gerade deswegen sollten alle Planungen für diesen sensiblen Bereich der inneren Altstadt auf Harmonisierung und Zusammenfügung der z. T. völlig verschiedenen Baustile und Formensprachen abzielen. Nicht Kontrastierung, sondern Vermittlung sollte Zielvorgabe aller Planungen sein.

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Natürlich verstehe ich das Grundanliegen der Stadtplaner, Gestaltungsmerkmale der neuen Zentralhaltestelle am Postplatz in die Wilsdruffer Straße zu überführen; das mit der neuen Straßenbeleuchtung jetzt vorliegende Ergebnis vermag aber kaum zu überzeugen. Die Strahler sprechen eine gestalterische Sprache, die von jener der z.T. reich geschmückten, in warmen Sandfarben gehaltenen Stadthäuser gänzlich verschieden ist. Bei mir jedenfalls hinterlässt die Entfernung der wertvollen, auf die Architektur der Wilsdruffer Straße abgestimmten historischen Straßenbeleuchtung einen äußerst faden Nachgeschmack – denn was bleibt, ist wieder einmal ein „Bruch“, ein weiterer architektonischer „Kontrast“ im Herzen Dresdens – ein gänzlich überflüssiger, wie ich meine.