Städtebaulicher Wandel aus der Vogelperspektive

Es gibt Menschen, die können stundenlang über Karten, Stadtplänen und Luftbildern brüten, ohne dass auch nur ein Anflug von Langeweile aufkommt. Ausgeklügelte Karten- und Satellitenbildsysteme wie Stadtplandienst oder Google Maps bieten Nutzern mit schnellen Internet-Verbindungen faszinierende Möglichkeiten, ganze Stadtrungänge aus der Vogelperspektive vorzunehmen. Da die Satellitenfotos meist schon etwas älter sind, werden sie insbesondere bei Städten, deren Stadtbild sich in hohem Tempo verändert, zu interessanten Dokumenten des städtebaulichen Wandels.

Das nachfolgende Bild etwa, heute Vormittag über Google Maps angezeigt, zeigt einen Zustand der Prager Straße, der mittlerweile als historisch bezeichnet werden kann – alle Brunnen- und Grünanlagen des Ursprungszustandes sind noch erhalten, die Gebäude noch unsaniert:

googlemaps_pragerstrasse.jpg

Das Foto dokumentiert übrigens die hohe Qualität der ursprünglichen Platzgestaltung und erinnert an den schmerzlichen Verlust insbesondere der eindrucksvollen Wasserspiele.
Wer weiter runter scrollt, sieht einen noch völlig unbebauten Wiener Platz, am Hauptbahnhof wird gerade ein erster Abschnitt der Dachkonstruktion abgedeckt, um ihn später – wie wir wissen – mit einer weißen, Teflon-beschichteten Membran zu überziehen.

Die Perspektive aus der Luft macht gerade am Beispiel Dresdens aber auch die Dichte bzw. Aufgelockertheit der Bebauung deutlich. Schaut man sich z. B. den Georgplatz an, blicken wir nach wie vor auf riesige Brachflächen, die – von überdimensionierten Straßen zerschnitten – auf die massiven Kriegseinwirkungen, die nachfolgende Trümmerberäumung und den nach wie vor nur ansatzweise erfolgten Neuaufbau verweisen (links oben befindet das Rathaus, rechts das Dorint-Hotel auf der Grunar Straße):

googlemaps_georgplatz.jpg

Bildnachweis: Google Maps

3 Responses to “Städtebaulicher Wandel aus der Vogelperspektive”

  1. stephan
    November 16th, 2006 10:52
    1

    Dresden ist manchmal wie ein Dorf. Weite Wege zwischen den Orten (des Lebens). Gerade im Stadtzentrum. Riesige Plätze, verschwindende Individuen. So war der Plan, er ist gelungen.

    Andererseits bieten diese riesige Brachen auch Potential. Die Stadt ist grün und es könnten viel mehr Bäume wachsen. Die Stadt im Wald. Eigentlich ein total abwegiger Gedanke, aber auf Altstädter Seite innerhalb des 26er Ringes könnte man sowas realisieren. Nur ist das dann noch eine Stadt im klassischen Sinne? Vielleicht eine Waldstadt oder Grünstadt?

  2. Steffen
    November 18th, 2006 23:33
    2

    Google Maps sind eine tolle Sache und werden immer genauer, auch da, wo es schon genau ist, also in den großen Städten. Dresden soll angeblich die erste mindestens deutsche Stadt mit 3D Maps werden, ich glaube schon 2007 soll es losgehen und sehr bald soll man sich Hundertausende Dresdner Gebäude 3D (!) ansehen können.

    Die Waldstadt ist nicht so mein Fall, Dresden mangelt es bestimmt nicht an Grün abgesehen von punktuellen Plätzen. Ich finde Millionenstädte oft häßlich, aber trotzdem sehr reizvoll, ein Dresden was sich bei 700.000 Ew einpendelt mit metrolpoligem Zentrum zwischen Prag und Berlin aber dauerhaft kleiner, das wäre so die Wunschvorstellung, wenn wir das auch nicht mehr erleben.

  3. Steffen
    November 18th, 2006 23:49
    3

    Totally offtopic: Genauso wie Leipzig zu DDR-Zeiten beinhahe über Nacht Millionenstadt geworden wäre, ist das, wenn man es auch nicht berechnen oder vorhersehen kann, vielleicht sogar für Dresden möglich, natürlich nicht in den nächsten Jahrzehnten. Es gibt immer wieder Umwälzungen, die der Mensch nicht vorhergesehen hat. Was die Deutschen oft nicht sehen, ist dass Prag auf Augenhöhe mit Paris steht. Das ist potentiell eine ganz andere Liga als Berlin mit anderen Reizen und das Paris der Tschechei; jeder der was auf sich hält wohnt dort früher oder später in Prag, es wird sehr groß werden und Dresden liegt zwischen beidem, via A17 wird die Jugend von morgen dort spontan in die Disko gehen. Wenn der ehemals mitteldeutsche Raum nicht entvölkert wird, dann wird Dresden natürlich eine der wenigen stark wachsenden Städte sein, Leipzig wird es noch dieses Jahr überholen, wenn das auch trotzdem gefühlt größer ist. Genauso gut kann es sich herausstellen, dass eine Insel Dresden auf Dauer der Anziehungskraft den Ballungszentren München und Frankfurt nix entgegensetzen kann, bei den Wanderströmen der nächsten zwanzig Jahre. Auf jeden Fall werden sich neue Einwohnerzahlen einpendeln, allein schon weile viele Gegenden schrumpfen.

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