Dresden 1967/1980 – Bilder der Tristesse

Wenn man durch die Kommentare in diesem Weblog stöbert, kommen vielerorts geradezu verzweifelt klingende Stimmen zu Wort, die nicht begreifen können, warum es in Dresden städtebaulich nun gerade so und nicht anders vorwärt geht. Ich schließe mich hier und dort durchaus in den Kreis der Frustrierten mit ein: Abriss des Kraftwerks Mitte, Errichtung des “Wilsdruffer Kubus”, Umgestaltung des Altmarkts – das alles sind Themen, die auch mir auf den Magen schlagen und die mich mitbewogen haben, dieses Weblog zu führen.

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Doch es gibt auch Tröstliches. All jenen, die sich in letzter Zeit zu sehr geärgert haben, sei empfohlen, sich im Galerie-Bereich von www.neumarkt-dresden.de einmal jene faszinierenden Farbfoto-Serien anzusehen, die eine Dresden-Freundin aus Dänemark – eine gewisse Inger Sørensen – in den Jahren 1967 und 1980 gemacht hatte und nun der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden zur Veröffentlichung bereitgestellt hat. 22 bzw. 35 Jahre nach den verheerenden Luftangriffen auf Dresden dokumentieren diese Bilder eine erschreckende, nach wie vor von Ruinen geprägte Tristesse im Herzen der Dresdner Altstadt. Beim Betrachten dieser Fotos relativiert sich – zumindest bei mir – so mancher Ärger über diesen oder jenen städtebaulichen Fehlgriff der Gegenwart, und ich werde von Dankbarkeit über das insbesondere seit 1990 Erreichte erfüllt. Vielleicht lässt sich ja manch anderer gelegentlich mit-leidenede Dresden-Freund ebenfalls besänftigen?

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Bildnachweis: Inger Sørensen 1967/1980

2 Responses to “Dresden 1967/1980 – Bilder der Tristesse”

  1. stephan
    November 13th, 2006 23:10
    1

    Diese Bilder erinnern mich an den Film “Das neue Dresden - Spuren eines Verlustes”.

    Näheres dazu bei den Umgebungsgedanken:
    http://umgebungsgedanken.momocat.de/2006/11/08/das-neue-dresden-auf-den-spuren-eines-verlustes/

  2. silesianospostato
    November 14th, 2006 17:46
    2

    Die Ruinenlandschaft würde mich gar nicht weiter stören - gemäß der heute herrschenden Denkmalschutzdoktrin “darf” ja rekonstruiert werden, wenn noch eine nennenswerte Menge an “originalem Material” vorhanden ist. Mich frustriert eher die generelle Räumung der gesamten Innenstadt, die jegliche gewachsenen Strukturen zerstörte, nicht nur auf Ebene der Einzelgebäude, sondern auch hinsichtlich der Platzstrukturen und Straßenverläufe. Und selbst damit könnte ich mich abfinden, wenn denn die Weichen langfristig richtig gestellt wären - im Sinne einer Wiederaufnahme historischer Strukturen und Rekonstruktion ganzer Straßen- und Platzensembles (beispielsweise in der Inneren Neustadt). Statt dessen aber erfolgt entweder der Erhalt wirklich häßlicher Gebäude (Plattenbauten in der Inneren Neustadt oder an der Willsdruffer) oder die Errichtung noch scheußlicherer Gebäude (Stichwort Tesar-Riegel) oder die Verunstaltung noch vorhandener Gebäude (Landhaus, Haltestelle am Zwinger). Natürlich wurde viel geleistet - viele wertvolle Bauten auch in Vororten wurden toll renoviert, die prächtigen Gebäude an der Brühlschen Terrasse befinden sich wieder in hervorragendem Zustand. Aber die zahllosen Fehlentwicklungen frustrieren doch, wenn man sieht, daß manche Nachwendebauten (Stichwort das “tortenförmige Haus” am Wiener Platz oder die ganzen Bauten südlich des Bahnhofs) locker noch hinter den DDR-Plattenbauten zurückbleiben. Was unter dem Strich an positivem bleibt, ist eine handvoll gelungener Neubauten (World Trade Center oder Benno-Gymnasium, teilweise auch kleinere Projekte wie am Schillerplatz), einige gelungene Neumarkt-Projekte dank GHND… und viel banales oder störendes. Und das ist einfach zu wenig…

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