Fassadenwettbewerb für 4-Sterne-Hotel am Altmarkt ausgelobt

Ginge es nach den Plänen von nps tchoban voss architekten (Dresden), könnte die Baulücke an der Südseite des Altmarktes ab Sommer 2008 mit einem echten Hingucker geschlossen werden. Bereits im August des vergangenen Jahres hatte die Landeshauptstadt Dresden das Grundstück gegenüber der Kreuzkirche (MK 2) an eine Gesellschaft der Berliner Unternehmensgruppe Prajs und Drimmer veräußert.

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Auf dem 2786 m² großen Areal soll ein 4-Sterne-Hotel errichtet werden, im EG sind ein Restaurant und Läden vorgesehen. Der Komplex soll als geschlossene Blockrandbebauung mit 4 Fassaden und Innenhof sowie Walmdach errichtet werden, ergänzt um einen 5-geschossigen Annex zwischen Altmarkt und Kreuzkirche. Die bereits unter Schutz gestellten Bodendenkmale in der veräußerten Fläche, aber auch in den an das Kaufgrundstück angrenzenden Bereichen der Schreibergasse und des Altmarktes, werden in die Planungen einbezogen.

Der im Kaufvertrag verankerte Fassadenwettbewerb mit 12 Teilnehmern ist in diesem Monat ausgelobt werden, das Preisgericht soll am 10. März einen der Entwürfe zur Realisierung auswählen.

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Sergei Tchoban hatte im Vorfeld eine Projektstudie erarbeitet, die – gemessen an dem derzeitigen Niveau der innerstädtischen Investorenarchitektur – in punkto Fassadengestaltung einen geradezu bahnbrechenden Entwurf darstellt. Vorgestellt wird eine detailreich profilierte, vertikal akzentuierte, sehr klassisch anmutende, ja sogar mit einer dezenten Ornamentik aufwartende Fassade, die sich harmonisch in ihre Umgebung einfügt – u.a. durch einen auffälligen Bezug zur Formensprache des hinter der benachbarten Kreuzkirche gelegenen Neuen Rathauses.

Da es sich hier nur um eine unverbindliche Studie handelt, bleibt zu hoffen, dass der nun ausgelobte Architektenwettbewerb hinter diesen wirklich richtunsgweisenden Entwurf nicht zurückgeht und die Südseite des Altmarktes sensibel und einfühlsam geschlossen wird.
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Die Projektstudie kann hier als PDF sowie als JPEG-Datei heruntergeladen werden.

5 Responses to “Fassadenwettbewerb für 4-Sterne-Hotel am Altmarkt ausgelobt”

  1. mannschu
    January 24th, 2008 17:06
    1

    Von Glück könnten wir sprechen, sollte die Südseite des Altmarktes endlich geschlossen werden und er so (zumindest auf dieser Seite) wieder seinen saalartigen Charakter zurückerhalten.
    Ob die Nutzung als Hotel nun unbedingt passend ist, ist bei der derzeitigen “Hoteleritis” in Dresden natürlich fraglich.
    Der hier vorgestellte Entwurf überzeugt mich in der Zonierung der Fassade allerdings nicht unbedingt. Ob da die Ornamente eine Errungebschaft darstellen sollten (Loos), wage ich zu bezweifeln.

  2. Peter
    January 26th, 2008 05:49
    2

    Ich finde dieses Haus einen echten Fortschritt. Ich kann auch nichts negatives feststellen, aufällig ist , dass hier die Gauben gut proportoniert sind (vergleiche Füllbauten Neumarkt - fast immer viel zu grosse Gauben die einen regelrecht “anglotzen”, z.b. Töpferstrasse).

    Die Ornamente find ich absolut klasse, Mannschus Furcht vor der Wiederzulassung des verfemten und diffamierten Ornaments kann ich nicht teilen. Mannschu, ohne Ihnen zu nahe zu treten: Aber in der Architektur nach 1919 sehe ich eigentlich (mit Ausnahme des kurzen Stalin-Zuckerbäcker-intermezzos der 1950er Jahre) kein Überangebot ausladender Ornamentik. Ich sehe die Gefahr eher im ständigen Verbot des Ornaments, nicht in seiner Wiederzulassung - Kunst muss frei sein, sie sollte sich nicht dubiosen (und veralteten) Ideologien unterordnen. Wer Ornamente bauen möchte, soll dies tun, wenn Sie ohne bauen möchten , sind Sie frei dies ebenso zu tun wie Sie möchten. Ich muss Ihnen also 100 prozent widersprechen: Doch, die Ornamente sind eine Errungenschaft, und zwar eine absolute. Es ist ein völliger Tabubruch, und zwar einer den ich von ganzem Herzen begrüße: die Aufhebung des unsinnigen Ornamentverbots.

    gruss

    Peter

    PS:
    der von Ihnen zitierte Loos schrieb seinen Aufsatz im Jahre 1908, diese Ideologie ist also dieses Jahr exakt 100 Jahre alt und somit wohl kaum “das Neueste”. Ich denke, zeitgemäßes Bauen kann sich schlecht auf eine so uralte Ideologie berufen. Modernes Bauen bedeutet:

    1. Beachtung regionaler Partikularitäten

    2. Den aktuellen und realen urbanen Kontext beachten, nicht 100 Jahre alte subjektive Theorien

    3. Aufhebung unsinniger ideologisch begründeter “Verbote” wie bspw. Ornamentverbot (Loos)

    4. Abkehr vom Nutzungs-Fetischismus, statt dessen stärkere Beachtung der Wirkung im Stadtbild (Ich finde die Nutzung als Hotel ebenso unsinnig, hier stimme ich mit Ihnen überein. Ein ehemaliges Hotel dürfte sich aber relativ problemlos in Wohnungen, sogar Amtsstuben umwandeln lassen, wenn dies in Zukunft erforderlich sein sollte. Der Erlweinspeicher wurde auch Hotel, obwohl er vorher als Speicher konzipiert war).

    Ich jedenfalls freue mich auf dieses Gebäude, würde man einige ähnliche Gebäude am Altmarkt bauen - vielleicht lieber mehrere kleinere, statt ein so grosses - dann wäre der Altmarkt gerettet. Auch für die Seitenstrassen und Schliessungen der Lücken (bsp Schweriner Strasse zwischen Hertha-Lindner Strasse und Posplatz, bzw. Postplatz-Südseite) fände ich diesen Baustil nicht schlecht. Er ist weder Historismus, noch primitiver Funktionalismus, sondern etwas eigenes und damit Kind unserer Zeit. Absolut gutes Haus, ich freue mich drauf.

    gruss

    Peter

    PS:
    diese Haus anstelle des “Wilsdruffer Kubus”, etwas kleiner vielleicht, und ich wäre mit der Bebauung voll einverstanden gewesen.

  3. mannschu
    January 30th, 2008 11:39
    3

    Jetzt muss ich mich mal als Fan von Loos und dem späten Wagner outen.
    Loos’ Bauten sind ganz ohne Ornament einfach schön, wohl proportioniert und von hoher Qualität.
    Allerdings muss man nicht so rigide sein und jegliches Ornament ablehnen, ok. Nur empfinde ich es nicht als großen Wurf, wenn man ein schlechtes Gebäude errichtet und es mit irgendwelchen angepappten Blumen und Ranken zu verbessern versucht.
    Was also tun? Für mich sind weder das Gebäude von GMP nebenan, noch der faschistoide Wilsdruffer Kubus sonderlich erbaulich. In der Südvorstadt gibt es Häuser aus dem frühen 20. Jh. (Nürnberger Straße) die trotz oder gerade wegen ihres zurückhaltenden Dekors durchaus überzeugen können. Wellenfriese und Putzstreifen zeugen davon. Vielleicht sollte man es also damit mal versuchen. Verbunden mit einer reichen Materialität (Sandstein, Granit, Baubronze, Vergoldungen) und bei kleineren Einheiten könnten durchaus Hingucker entstehen. Ganz ohne Blümchen zum Ausschneiden!!!

  4. Dresden
    January 30th, 2008 13:51
    4

    sieht gut aus

  5. 24amwrezlz4tb98
    March 12th, 2008 21:05
    5

    Das Ergebnis des Wettbewerbs steht fest:
    http://www.dresden-fernsehen.de/default.aspx?ID=1988&showNews=197217

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