Die Stadt baut, die Unesco droht, Burger will’s richten

In einer Pressemitteilung der Landeshauptstadt wird der gestern verkündete Richterspruch zum Bau der Waldschlößchenbrücke wie folgt kommentiert:

“[…] Dies bedeutet, dass die beauftragten Baufirmen nun mit der Einrichtung der Baustelle auf beiden Elbseiten innerhalb der nächsten 14 Tage beginnen werden. Erste Bauarbeiten werden dann je nach Witterungslage auf der Neustädter Seite an der Stauffenbergallee und auf der Altstädter Seite an der Fetscherstraße beginnen.

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Die im Beschluss des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts geforderte Untersuchung der Brückenbeleuchtung wird die Landeshauptstadt umgehend beauftragen. Die ebenfalls geforderte Einhaltung einer höchstzulässigen Geschwindigkeit um 30 km/h in den Nachtstunden kann mit der Einrichtung von zwei stationären Geschwindigkeitsmessstellen kontrolliert werden.

Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens in Bautzen hat die Stadt Dresden geprüft, welche Veränderungen an der Brücke im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens vorgenommen werden können, um den Welterbestatus für das Elbtal zu erhalten. ‘Diese Spielräume sind sehr gering’, sagt Bürgermeister Herbert Feßenmayr. ‘Wir haben aber einige Vorschläge, z.B. für die Treppen und Pfeiler des Bauwerks, die wir jetzt mit dem Freistaat erörtern werden. Ob diese Veränderungen der UNESCO-Kommission ausreichen, ist natürlich ungewiss.’”

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Die Welterbe-Wächterin UNESCO hat unterdessen angekündigt, das Dresdener Elbtal nach der Entscheidung zugunsten der Waldschlößchenbrücke “wahrscheinlich” im kommenden Juli von der Liste des Welterbes streichen. Ob dies mehr ist als bloß verbales Säbelgerassel, bleibt allerdings abzuwarten. Denn im Juli nächsten Jahres dürfte von einer Brücke noch nicht sehr viel zu sehen sein: Die nun angekündigten Bauarbeiten zielen erst einmal auf die Herstellung der Zufahrtsbauwerke, das endügltige Aussehen der Brücke steht nach wie vor nicht fest.

Und genau hier hofft der Baudirektor der Frauenkirche, Eberhard Burger, das Blatt doch noch wenden zu können: Nach Auskunft der Sächsischen Zeitung arbeitet der visionäre Baumeister im Auftrag des Ministerpräsidenten mit einer kleinen Expertenrunde daran, das Brückenbauwerk dem Standort gemäß zu verändern. „Ich sehe die Chance, die Brücke am Waldschlößchen innerhalb des Planfeststellungsverfahrens so zu gestalten, dass sie den Dresdnern gefällt und die Unesco damit leben kann“, so Burger. „Vision heißt, Ermessensspielräume ausnutzen.“ So viel Optimismus tut gut – vor allem dann, wenn man die wenig hoffnungsvollen Worte des Baubürgermeisters (s.o.) im Vergleich dazu hört. Wenn es Burger wirklich gelingen sollte, innerhalb des Planfeststellungsverfahrens das zu erreichen, was Architektenworkshops und Kompromissbrückenvorschläge bisher nicht zu leisten vermochten, wäre das in der Tat eine Sensation.

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One Response to “Die Stadt baut, die Unesco droht, Burger will’s richten”

  1. Georg
    December 9th, 2007 11:28
    1

    Nachdem ich gestern an der Waldschlösschenstrasse von einem leitenden Polizisten während der Fällung von 18 Eichen erfuhr, dass selbst eine Selbstverbrennung nicht dazu führen würde, dass der Ministerpräsident informiert wird, frag ich mich, wie lange er sich noch dem Dialog entziehen kann, während die ganze Welt auf Dresden schaut.

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