Noch eine Runde Klagen?

Der Schock über das Urteil zum Bau der Waldschlößchenbrücke sitzt den Brückengegnern noch in den Knochen, da wird bereits zum nächsten juristischen Gegenangriff geblasen: Der Gang vor den Sächsischen Verfassungsgerichtshof soll den Bau des Monstrums doch noch stoppen. Entsprechende Vorbereitungen in einer Berliner Anwaltskanzlei laufen auf Hochtouren.

Inwieweit es gelingen wird, der völkerrechtlichen Dimension der Weltkulturerbe-Konventionen der UNESCO einen höheren Stellenwert zu verschaffen als der direkten Demokratie auf kommunaler Ebene, bleibt aus meiner Sicht fraglich, wurde es doch bislang versäumt, Völkerrecht in entsprechendes Bundes- bzw. Landesrecht umzusetzen.

Ich persönlich bin immer noch fassungslos, wie leichtfertig die sächsische Landes- und Kommunalpolitik den nationalen Image-Schaden hinnimmt, den die Aberkennung des Weltkulturerbe-Status zwangsläufig mit sich bringen wird – ganz zu schweigen von den insgesamt 160 Millionen Euro, die in dieses Bauwerk fließen werden. Die Lobby des motorisierten Individualverkehrs ist über Leichen gegangen und rühmt sich dabei auch noch, Bürgerwillen umgesetzt zu haben. Das Wort “Bürgerwille” dürfte schon lange nicht mehr auf derart unerträgliche Weise missbraucht worden sein!

Hier noch ein paar jüngere Visualisierungen von der Homepage der Initiative “Elbwiesen erhalten”, welche die bevorstehende Verunstaltung insbesondere des rechten Elbufers durch die gewaltige Tunnelöffnung vor Augen führen:

tunnel2.jpg

tunnel1.jpg

One Response to “Noch eine Runde Klagen?”

  1. Jochen
    March 15th, 2007 22:17
    1

    Ich bin eigentlich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite stell ich mir vor, was für eine Situation eintritt, wenn mal das “Blaue Wunder” in Loschwitz ausfällt und zwischen Albertbrücke und Pirna kein nennenswerter Elbübergang mehr vorhanden ist. Auf der anderen Seite sehe ich natürlich auch den Verlust dieses schönen Elbbogens in Höhe des “Waldschlößchens”. Was mich bei Abwägung der beiden Positionen dann tatsächlich stört, ist die Art und Weise, wie die Brücke aussehen soll. Der schöne Blick vom Pavillon an der Bautzner Str. wird schon jetzt erheblich gestört durch die sozialistische Bebauung in Ufernähe in der Johannstadt. Auch das “vierte Elbschloß” von den Höhen an der Bautzner Str., die ehemalige Stasizentrale, ist nun überhaupt nicht weltkulturerbereif. Was schockiert, ist die Art der Auseinandersetzung, die gänzlich fehlende Kompromißbereitschaft. Das ist der eigentliche Skandal und macht traurig.

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