Was Dresden im neuen Jahr erwartet (Teil 1)

2007 verspricht für Dresden ein an städtebaulichen Entwicklungen reiches Jahr zu werden. Einen Schwerpunkt bildet dabei wie auch schon in den Jahren zuvor der Bereich der inneren Altstadt mit seinen zentralen Plätzen Neumarkt, Altmarkt, Postplatz, Wiener Platz und Prager Straße/Prager Platz. Da dieses Weblog unmöglich das Planungs- und Baugeschehen in seiner gesamten Breite dokumentieren kann, beschränke ich mich weiterhin auf die Entwicklung des Dresdner Innenstadtbereichs mit obengenannten Brennpunkten.

Am schnellsten wandelt weiterhin der Neumarkt sein Gesicht: In 2007 wird der erste „Ring“ um die Frauenkirche nahezu geschlossen sein: Das im Dezember begonnene Quartier III der Baywobau dürfte bis zum Ende des Jahres im Rohbau stehen, während die angrenzenden Häuser An der Frauenkirche 16 + 17 schon im Oktober eingeweiht werden sollen. Für die „Heinrich-Schütz-Residenz“ steht der Baubeginn unmittelbar bevor. Weiterhin unbebaut bleibt lediglich das Quartier VI, wo noch in diesem Jahr ein Wettbewerb Klarheit darüber bringen soll, ob das Areal wie geplant einschließlich der umstrittenen Fläche des Alten Gewandhauses bebaut werden wird, oder ob die Baufluchten der Vorkriegssituation wieder hergestellt werden.

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Bild oben: Ein Neumarkt ohne und ein Neumarkt mit einem neubebauten Gewandhaus-Areal wären zwei grundverschiedene Plätze – unabhängig von der konkreten Gestaltung der Fassaden.

Der Wettbewerb ist ergebnisoffen – die Fläche des Alten Gewandhauses soll nur dann bebaut werden, wenn ein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis vorgelegt wird. In der Zwischenzeit leitet an der Rampischen Straße 29 die Gesellschaft Historischer Neumarkt mit der Sicherung des vorhandenen Kellermauerwerks die Realisierung ihres Bauvorhabens ein, und am Kurländer Palais scheinen die Tage des Ruinendaseins endgültig gezählt: Auf dem Gelände finden seit einigen Tagen Maurerarbeiten statt, alles deutet auf den lang ersehnten Baubeginn hin.

Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich das Residenzschloss, das nach der Wiederherstellung des Ostflügels in seiner äußeren Gestalt nahezu vollendet ist. Nun rückt die Überdachung des Kleinen Schlosshofes nach Plänen von Peter Kulka in den Mittelpunkt: Um für Besucher eine angemessene Eingangssituation zu schaffen, wird der Kleine Schlosshof von einer filigranen Glaskonstruktion überwölbt, um so ein wettergeschütztes, zentrales Foyer für alle im Schloss beherbergten Museen zu bilden:

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Einen weiteren Höhepunkt in der Entwicklung des historischen Altstadtkerns würde die Wiederherstellung des Belvederes (unten) darstellen, eine traditionsreiche gastronomische Institution, welche bis 1945 die Brühlsche Terrasse zur Carolabrücke hin abschloss: Die Stadt hat das Grundstück in prestigeträchtiger Lage zum Verkauf ausgeschrieben und, obwohl keine direkten Vorgaben zur Gestaltung gemacht werden, doch die Richtung indirekt vorgegeben: So heißt es im Exposé u.a., man müsse „kein Prophet sein, um festzustellen, dass die Errichtung eines Belvedere V Großartiges entstehen lassen würde – einen besonderen gastronomischen Anlaufpunkt inmitten der weltberühmten Altstadt-Silhouette einerseits, die Rückkehr eines legendären, architektonischen Edelsteins in seine alte Fassung andererseits.“

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Das Vorkriegsluftbild zeigt das in Anlehnung an die Semperoper erbaute Belvedere IV in seiner exponierten Lage am Ende der Brühlschen Terrasse:

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Am Altmarkt steht der Bau der zentralen Tiefgarage bevor, an den sich eine höchst fragwürdige, steril anmutende Neugestaltung des Platzes mit einem gestalterisch abwegigen Beleuchtungskonzept (s.u.) anschließen wird.

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Erfreulich ist hingegen, dass sich für einen Teil des Brachlands an der noch unbebauten Südseite des Platzes ein Investor gefunden zu haben scheint: Zum Dr.-Külz-Ring hin soll ein Hotelneubau entstehen. Verwunderlich ist dabei, dass der Investor sein Hotel ausgerechnet zur lauten Ring-Straße hin ausrichten möchte – anstatt zur ungleich attraktiveren Platzseite.

Am Postplatz soll es nach der im letzten Jahr erfolgten Fertigstellung der Zentralhaltestelle und der damit verbundenen Platzumgestaltung nun zügig vorangehen: Die Reste des verfallenen „Freßwürfels“ sollen zugunsten des „Wilsdruffer Kubus“ verschwinden, einem gewaltigen Bürokomplex, dessen Realisierung – so hofft die Stadt – endlich den Stein ins Rollen bringen soll und andere Bauherren an diesen bislang allzu öden Platz locken soll. Während die Verengung der Wilsdruffer Straße durch den Neubaukomplex grundsätzlich zu begrüßen ist, wird die gestalterische Armut des (unverständlicherweise) preisgekrönten Entwurfs sicherlich noch für einen berechtigten, aber dann viel zu späten Aufschrei führen:

wilsdruffer-kubus1.jpg

2 Responses to “Was Dresden im neuen Jahr erwartet (Teil 1)”

  1. stephan
    January 15th, 2007 22:57
    1

    Mir graut vor dem Wilsdruffer Kubus.

  2. Marcus
    January 27th, 2007 19:06
    2

    Dieser Beton-Klotz auf dem letzten Bild bietet ein weiteres perfektes Motiv für Turit Fröbes Abreisskalender Deutschlands Bausünden - weg damit!

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