Klimawandel und Städtebau

Dass der Klimawandel sich bereits vollzieht und nicht erst bevorsteht, bekommt nicht nur Dresden in diesen Wochen deutlich zu spüren. Ein viel zu kurzer und viel zu milder Winter, ein von Niederschlägen nahezu völlig freier April, dazu hochsommerliche Temperaturen im Frühling – die Folgen des Treibhauseffekts beginnen sich abzuzeichnen. Der Elbe droht Niedrigwasser, der Pegelstand verliert derzeit pro Woche rund 30 Zentimeter. Sicherlich kein Grund zur Panik, wohl aber ein Anlass, nach möglichen Konsequenzen für die weitere städtebauliche Entwicklung Dresdens zu fragen.
elbe.jpg

Denn Vorausberechnungen für die klimatische Entwicklung Dresdens haben ergeben, dass der Landeshauptstadt deutlich gestiegene Durchschnittstemperaturen bevorstehen, verbunden mit einem Rückgang der jährlichen Niederschlagsmenge um ein knappes Drittel (!) bis zum Jahr 2100 und extremen Hitzeperioden im Sommer. Die sommerliche Hitze wird zweifellos auch Auswirkungen auf eines der wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine Dresdens haben – den Tourismus. Dann wird es rund um Dresdens Touristenziel Nr. 1, die Frauenkirche mit dem sie umgebenden Neumarkt, im Freien kaum auszuhalten sein – jedenfalls dann nicht, wenn nicht rechtzeitig damit begonnen wird, auch innerhalb der neu entstehenden Altstadt ein durchdachtes Grünflächenkonzept zu entwickeln: Die Stadt wird auf ein Netz von Schatten spendenen Grünflächen, in denen Bewohner wie Besucher der Stadt Zuflucht vor der Hitze finden können, kaum verzichten können.

Die einzige Baumgruppe, die vor dem Krieg dem Neumarkt-Besucher einen Ort zum Verweilen bot, war der Georg-Treu-Platz – ausgerechnet dieser ist durch den Anbau an das Coselpalais nun verbaut. Und die Fläche des ehemaligen “Hotel Stadt Rom” – zunächst zur Pflanzung einer Baumgruppe vorgesehen, die den Platz nach Süden abschließen sollte – soll nun doch zum Verkauf zwecks Wiederbebauung ausgeschrieben werden. So bleibt es dabei, dass das hier abgebildete, frisch gepflanzte Bäumchen an der Moritzgasse vorerst das einzige Grünelement am Neumarkt bleiben wird:

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Will Dresden seine Innenstadtquartiere auch für die kommende Heißzeit attraktiv machen, sollte darüber nachgedacht werden, ob z.B. der historische, gänzlich unbegrünte Zustand des unmittelbaren Umfelds der Frauenkirche für die heutige Situation wirklich noch maßstabgebend sein kann.

Die Baumpflanzungen auf dem Vorplatz des Neustädter Bahnhofs samt neu gestalteter Wasserspiele weisen da auf jeden Fall in die richtige Richtung:
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6 Responses to “Klimawandel und Städtebau”

  1. Frank Wettert
    April 30th, 2007 12:31
    1

    Der Klimawandel vollzieht sich täglich, er vollzog sich aber auch schon immer.

    Die Modelle, die dort zur Berechnung herangezogen werden, sind sicherlich nicht dazu in der Lage, Szenarien für Dresden zu entwerfen. Das heißt: sie können zwar, aber über die Anwendbarkeit lässt sich trefflich streiten.

    Hüten sollte man sich jedenfalls davor, nach so einem strömungsbedingt überhitzten April 2007 gleich auf die globale Erwärmung zurückzugreifen…

  2. prat
    May 2nd, 2007 17:18
    2

    Ach ja, der Winter 2004/2005 war besonders lang und kalt, der Winter 2005/2006 war einer der längsten und schneereichsten (mit 6 Monaten geschlossener Schneedecke in weiten Teilen Süddeutschlands) der letzten soundsoviel Jahre, der April 2006 war kalt und regnerisch (vermutlich einer der kältesten und regnerischsten April(s) seit Beginn der Wetteraufzeichnungen) - aber klar, der Klimawandel muß auch mal ne Pause einlegen.

    Vielleicht wird der Sommer ja wie 1998, als auf einen heißen April ein völlig verregneter Sommer folgte, oder wie 1997, als es genau 1 Woche warmes und trockenes Wetter gab (nämlich genau während meiner Prüfungswoche an der Uni).

    Zur Beruhigung empfehle ich das Buch “Die Wettermaschine” von Nigel Calder, 1977 bei RoRoRo veröffentlicht. Darin wird auf überzeugende Weise nachgewiesen, daß die neue Eiszeit ganz ganz bald kommt, daß sich die Wetterextreme häufen (nämlich wird es immer kälter!), daß die Eismengen auf beunruhigende Weise zunehmen, die Ernteerträge durch die Kälte immer geringer werden und daß der Mensch an allem schuld ist…

  3. Thomas Filip
    May 2nd, 2007 17:49
    3

    Auch wenn die steigenden Durchschnittstemperaturen und zurückgehenden Niederschlagsmengen nicht Folge eines menschengemachten, sondern eines natürlichen Klimawandels sein sollten – es wird, darüber dürfte doch wohl Einigkeit bestehen – wärmer und trockener. Ich wollte hier keine meteorologische Diskussion lostreten, sondern nach städtebaulichen Konsequenzen eines wärmeren, trockeneren Klimas für Dresden fragen…

  4. prat
    May 2nd, 2007 19:36
    4

    Tja, um diese Frage beantworten zu können, müßten wir einfach mal wissen, wie warm es tatsächlich wird - die Prognosen reichen ja von 0,9 Grad bis 5,7 Grad plus. Wenn es künftig in Dresden so warm wird, wie es heutzutage schon in Stuttgart oder am Rhein in Baden und der Pfalz ist, sind wohl keinerlei Änderungen nötig… andererseits hätte trockeneres Wetter den Vorteil, daß sich Flutkatastrophen wie 2002 eher seltener ereignen sollten (?) Andererseits gibt es doch auch Theorien, daß die Wolkenbildung und somit die Niederschlagswahrscheinlichkeit bei erhöhten Temperaturen in Deutschland zunehmen…

  5. prat
    June 3rd, 2007 09:28
    5

    Wochenlang eiskalt und Dauerregen im Mai - ist der Klimawandel jetzt schon wieder vorbei? Oder hatten doch die Wissenschaftler in den siebziger Jahren recht, die eine Eiszeit vorhersagten (lustigerweise taten sich teilweise dieselben Wissenschaftler mit besonders hohen Minustemperaturen hervor, die jetzt besonders hohe Temperaturanstiege vorhersagen)?

  6. prat
    July 2nd, 2007 15:46
    6

    Update: Anfang Juli, 15 Grad, seit Wochen Dauerregen - nächste Woche wollte ich in den Urlaub fahren. Wo bleibt der Klimawandel, wenn man ihn mal braucht?

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