“Neues innerstädtisches Wohnen am Löwenhof”

Ein Architekturwettbewerb um die Gestaltung des östlichen Teils des Quartier VIII am Neumarkt (Investor: Baywobau) ist entschieden. Gewonnen haben STELLWERK architekten, ein junges Dresdner Architekten-Team um den interdisziplinären Architekten und Gestalter Philipp Herrich, der in freier Mitarbeit auch schon an der Planung des Quartier I ( “Quartier an der Frauenkirche” ) beteiligt war.

Unter dem Motto “neues innerstädtisches Wohnen am Löwenhof” sieht das Konzept in unmittelbarer Nachbarschaft von Stallhof und Johanneum einen lichtdurchfluteten, sehr modern gestalteten Innenhof als Herzstück eines Häuserblocks vor, dessen Fassaden zu den Straßenseiten hin überwiegend nach historischem Vorbild rekonstruiert werden sollen. Eine Ausnahme bildet eine zurückhaltend modern gestaltete Fassade, die sich an das rekonstruierte, sogenannte “Bosesche Haus” anschließt.

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Hier Auszüge aus der Projektbeschreibung, wie sie auf der Website von STELLWERK architekten nachzulesen ist:

“Mitten im Herzen der historischen Altstadt – zwischen Johanneum und Schloss, in direkter Nachbarschaft zur wiederaufgebauten Frauenkirche entsteht das älteste Wohnquartier der Stadt neu. Seit etwa 10 Jahren wird dieser Platz durch den schrittweisen Neubau der einzelnen Quartiere wieder in das Bewußtsein der Dresdner und ihrer Gäste zurück geholt.

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Mit dem Neubau am Löwenhof soll erstmals ein fast reines Wohnquartier am Neumarkt entstehen. Der Bauherr wünscht sich in dem Gebäude Wohnungen mit einer besonderen Qualität der Grundrisse, der Ausstattung und mit einer Fassade, die dem gesamten Baukörper eine unverwechselbare Gestalt gibt und zu einer positiven Identifikation der Mieter mit „ihrem“ Haus führt.

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Dem Innenhofbereich kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu, er wird zum Mittelpunkt für alle Bewohner der daran angeschlossenen Häuser. Während im vorderen Teil an der Schössergasse noch eine öffentliche Nutzung durch das Restaurant erfolgt, ist der hintere, private Bereich des Hofes durch einen Höhensprung klar abgetrennt und nur für die Mieter zugänglich. Die Öffnung des Hofes im vorderen Teil, als Erweiterung der Schössergasse, erscheint im gewählten Rahmen möglich und verleiht dem Innenhof durch das Miteinander von Gastronomie und Wohnen das Flair einer italienischen Piazetta.

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Subtile Knicke entlang der Fassade des Hauptbaus gliedern den Baukörper im Innenhofbereich und optimieren die Belichtungsverhältnisse. Der gegenüberliegende Anbau des Boseschen Hauses korrespondiert mit den Eingriffen in die Kubatur des Hauptbaus.

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Resultat ist eine eindeutige Zonierung des Löwenhofs in zwei Teilbereiche. Die Grenze ergibt sich entlang der Verengung zwischen den beiden Baukörpern. Der vordere Teil bleibt durch eine Gastronomie im Erdgeschoss und im Außenbereich öffentlich erlebbar - der hintere Teil wird zum Wohnhof. Die aussen-räumliche Qualität liegt im Wechsel dieser beiden unterschiedlichen, aber eindeutig definierten Räume.

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Die mit Holzwerkstoffplatten verkleidete Fassade wird durch den Wechsel von offenen und geschlossenen Bereichen sowie durch bewegliche, als Sonnenschutz dienende, Schiebeelemente rhythmisiert. Eingeschnittene Loggien verleihen der Fassade Tiefe und setzen die innere Wohnqualität nach aussen fort.”

Bildmaterial: STELLWERK architekten

2 Responses to ““Neues innerstädtisches Wohnen am Löwenhof””

  1. Peter
    April 26th, 2008 19:14
    1

    Das sieht einfach nur entsetzlich aus. Es ist schon traurig, wie unfähig unsere Architekten heute sind. Ich hoffe, es sind sich alle darüber im Klaren, dass der Neumarkt heute anders aussähe, hätte die GHND nicht aggressiv und hartnäckig die schlimmsten Betonkuben verhindert.

    Der Neubau zur Strasse hin ist OK; fast würde ich sagen, er ist richtig gut. Aber der Hof sieht aus wie eine Neckermann-Anlage in Mallorca. Grässlich. Man könnte Höfe so schön gestalten, und das würde auch mit Neubauten gehen (Bsp. Bauten von Köckeritz in der Saltgasse). Ich frage mich wirklich, warum “moderne” Architekten nicht einsehen wollen, dass ihre Architektur hoffnungslos unmodern und veraltet ist. Abgesehen davon, dass sie fast jedes schöne europäische Ensemble sprengt. Ich wünsche mir, dass man diesen Entwurf überarbeitet , und auf Brüche verzichtet. Im Moment jedenfalls hat der Entwurf noch den Charme einer sich um ein 1960erJahre-Parkhaus herumschlängelnden Achterbahn.

    Der Bauhaus-Kult der 1920er Jahre ist fast 100 Jahre alt, er hat sich überlebt. Die Bevölkerung weiss es, nur die Architekten und Herr Fessenmayr wissen es noch nicht.

    Gruss

    Peter

  2. Haus1977
    May 17th, 2008 18:24
    2

    naja, so schlimm ist es doch gar nicht!
    das bosesche haus wird rekonstruiert, die strassenfassade des löwenhauses (oder dem rest des einstigen löwenhauses) wird rekonstruiert, die fassade des rüstkammergebäudes wird rekonstruiert. und das türmchen, das an der schössergasse stand, gab es vor dem krieg doch ohnehin längst nicht mehr. mal abgesehen davon, dass es doch - abgesehen von der zugegebenermassen pittoresken wirkung - ein riesen- quatsch wäre, ein zusätzliches WOHNhaus am neumarkt zu opfen für einen funktionslosen balkon (der vom teilabbruch des alten löwenhauses blieb) und einen winzigen, kaum nutzbaren turm (den es vor dem krieg gar nicht mehr gab). es muss mehr wohnungen am neumarkt geben! sonst verkommt er wirklich irgendwann zu einer touristenmeile, mit denen die dresdner selbst wenig zu tun haben.
    ich finde allerdings, dass der gebäudeausschnitt am löwenhaus zum hof hin zu nahe am der strassenfassade ansetzt. der sollte zumindest um eine fensterachse weiter in den hof hinein verschoben werden. sonst sieht das haus irgendwie amputiert aus.
    ansonsten denke ich: eine gute arbeitsgrundlage.

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