Unfassbar: Brückenbau wenige Tage vor Baubeginn gestoppt

Es ist unfassbar: Das Dresdner Verwaltungsgericht hat einer Gruppe von Naturschützern, die durch den Bau der Waldschlößchenbrücke den Lebensraum einer seltenen, geschützten Fledermausart (die “Kleine Hufeisennase”) bedroht sahen, stattgegeben und damit den Bau der Waldschlößchenbrücke wenige Tage vor dem für kommenden Montag geplanten Baubeginn auf unbestimmte Zeit verschoben. Es darf mit einer Anfechtung durch das Regierungspräsidium gerechnet werden; ein Gang durch mehrere gerichtliche Instanzen könnte nach Expertenschätzung 2-3 Jahre in Anspruch nehmen.

Dieses Urteil wird das durch den Brückenstreit ohnenhin angeheizte Klima innerhalb der Dresdner Bürgerschaft weiter aufheizen. Dass hier der Naturschutz instrumentalisiert wird, um den Baubeginn bis zum Auslaufen der Bindefrist des Bürgerentscheids im Februar 2008 um jeden Preis zu erreichen, ist mehr als offensichtlich. Dennoch ist es mit rechtlich sauberen Mitteln gelungen, eine zugunsten des Brückenbaus scheinbar unumkehrbar entschiedene juristische Sachlage um 180 Grad zu wenden. Anders als der Dresdner Stadtrat, der sich aufgrund seiner monatelangen Verzögerungstaktik zuletzt offenen Rechtsbruch vorhalten lassen musste -, haben die Brückengegner geschickt eine Schwachstelle innerhalb der bisherigen Planungsarbeit ausfindig gemacht und durch juristische Rafinesse das Projekt vorerst zu Fall gebracht.

Ob es der Brückenfraktion gelingt, auf diesen Schlag in einer Weise zu reagieren, die den Brückenbau vor Auslaufen der Bindfrist wieder auf den Weg bringt, ist zurzeit ernsthaft zu bezweifeln.

7 Responses to “Unfassbar: Brückenbau wenige Tage vor Baubeginn gestoppt”

  1. prat
    August 10th, 2007 11:41
    1

    Irgendwie finde ich diese Entwicklung gar nicht so schlecht - so absurd sie auch sein mag. Idealerweise sollte nach dem Ablaufen der Bindefrist ein neuer Entscheid durchgeführt werden. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob dieser dann umgesetzt wird, wenn die Brückenbefürworter wieder die Mehrheit erzielen sollten…

  2. Dresden
    August 11th, 2007 00:43
    2

    Was ist denn daran unfassbar. Ist doch ein Supertiming. Batman ! 2 Wochen Urlaub für alle !

  3. mannschu
    August 11th, 2007 14:34
    3

    Ich finde die neue Situation gar nicht so schlecht, denn schließlich bietet sie die Chance, endlich mit den unseglichen Machtspielchen aufzuhören (wozu auch der Bürgerentscheid instrumentalisiert wurde) und nach einem gangbaren Kompromiss zu suchen.
    Fatal wäre allerdings, wenn die Stadt Dresden auf den Schadenersatzforderungen der Bauunternehmen sitzen bleiben würde, gerade weil die Bauaufträge vom Regierungspräsidium vergeben wurden.
    Es bleiben also noch viele Fragen offen und viel zu tun. Hoffentlich wird die Kleine Hufeisennase eine Wende in die richtige Richtung bewirkt haben.

  4. Thomas Filip
    August 11th, 2007 21:44
    4

    Ich habe mich im Vorfeld des Bürgerentscheids mit großer Überzeugung als Gegner dieser Brücke positioniert - aber das unglaubwürdige, arrogante und selbstgerechte Verhalten der Brückengegner mit ihrem Geschrei nach einem sogenannten Kompromiss bzw. einem Tunnel und der völligen Ignoraranz gegenüber der Tatsache, dass man aus einer Brücke nicht eben mal einen Tunnel macht, ohne zusätzliche Millionen in ein neues, mehrjähriges Planungs- und Genehmigungsverfahren zu stecken - all das hat mich mit voller Überzeugung von dieser Position Abstand nehmen lassen. Waren es nicht die Brückengegner, die im Vorfeld des Bürgerentscheids das Projekt Wadschlößchenbrücke lautstark als verantwortungslose Verschleuderung von Steuergeldern angeprangert hatten, die besser in Bildung und Kultur gesteckt gehörten?!

    Wenn ich mir anschaue, welche Millionenschäden der Stadt Dresden durch die Weigerung der Brückengegner, das demonkratische Votum von 2005 zu akzeptieren, zugefügt wurden und durch Kapriolen wie diese ungeniert weiter zugefügt werden, dann ist das meiner Meinung nach an Dekadenz nicht mehr zu überbieten.

    Da ich die Brückengegner für mindestens ebenso falsch und verlogen halte wie die Lobbyisten von ADAC und CDU gehe ich davon aus, dass wenn tatsächlich das Auslaufen der Bindefrist des Bürgerentscheids ohne Baubeginn erreicht wird, wir in 10 Jahren dort weder einen Tunnel noch eine Brücke haben werden, dafür aber viele sinnlos verausgabten Millionen Euro und eine Landeshauptstadt Dresden, die an dieser Front bei Null anfängt.

    Da gibt es meiner Meinung nach nichts zu feiern.

  5. MarcelB.
    August 12th, 2007 00:12
    5

    !!! ALLES LÜGE !!! ALLES LÜGE !!! ALLES LÜGE !!!

    Guten Tag zusammen,

    laut es Umwelt- und Tierschutzamtes gibt es im Umkreis von mehreren Kilometer von dem Standort der zukünftigen Waldschlößchenbrücke die Fledermausart “Hufeisennase” nicht! Ich bin der Meinung das eine Brücke gebaut werden muss. Natürlich würde ich eine Alternative Lösung um den Welterbetitel zu erhalten begrüßen. Aber eine Brücke muss gebaut werden! Ich kann auch nur den drei Umweltverbände die Daumen drücken das sie die nun die anfallenden kosten wegen der erneuten Verzögerung des Brückenbaus nicht tragen müssen. Sonst kann ich nur sagen. Selber schult!

  6. Dresden
    August 15th, 2007 07:53
    6

    Ich bin auch der Meinung, dass DRINGEND eine Brücke gebaut werden muss:

    http://www.intermobil.org/doris/net/kfz/kfz_cam_auswahl.xml

    Rhinolophus Hipposideros wird einen Großbau wohl kaum verhindern, aber ist ein deutlicher Fingerzeig, wie perfekt die Brücke geplant wurde. Ich glaube das Siegerbüro hat 75.000 Euro erhalten, teilt das mal durch drei Architekten, und bedenkt, dass nur ein Büro gewinnt, dann kann man abschätzen, wie lange da wirklich geplant wurde, dazu noch die Maßgabe keine Strömungspfeiler, was etwa der Maßhabe hässliche Brücke entspricht. Wie man da Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten als Verschwendung bezeichnen kann bei einem Projekt diesen Ausmaßes und dieser historischen Bedeutung. Wenn man nach einem Graffiti-Konzept fragt betretenes Schweigen. Das Ding wurde als unescogeprüft beworben und hat schon deshalb nicht alle mobilisiert, im Sinne na dann darf man wohl nicht dagegen sein.

  7. vitruv
    August 20th, 2007 17:32
    7

    Kaum eine Meldung hat mich je so sehr gefreut wie die Entscheidung, den Baubeginn zu stoppen. Wir können den Umweltverbänden danken, dass sie den Kampf gegen eine übermächtige autobesessene Lobby aufnehmen und als Anwälte der gefährdeten Tierarten zugleich das Welterbe retten könnten. Dass die Brückenfreunde immer mit den angeblich verschwendeten Geldern ankommen, ist doch lächerlich. Herr Tiefensee möchte die Mehrausgaben übernehmen, wer das nicht annimmt ist völlig verbohrt. Also: lieber Thomas Filip, freue dich über die Entwicklung und komm zurück auf unsere Seite. Hoch lebe die Hufeisennase, der herrliche Waldschlösschenblick und das Welterbe!

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.