Was Dresden im neuen Jahr erwartet (Teil 2)

Auch die Prager Straße und der sich durch die seit 1990 verfolgte Strategie der Nachverdichtung ergebende Prager Platz bleiben in 2007 städtebauliche Entwicklungsschwerpunkte im Dresdner Zentrum. Die bedeutendste Wandlung in diesem Teil des Stadtbildes wird zweifellos durch den Abriss des alten Centrum-Warenhauses mit seiner markanten, wabenförmigen Aluminium-Fassade („Silberwürfel“) eingeleitet: An seiner Stelle soll ein riesiges Einkaufszentrum, die sog. „Centrums-Galerie“ entstehen – die geänderte Namensgebung (vorher: „Forum Dresden“) ist übrigens ein Beleg für die Unsicherheit von Großinvestoren bei der Positionierung ihrer Objekte im Dresdner Immobilienmarkt: Ähnliches war bei der „Prager Spitze“ am Wiener Platz zu beobachten, jenem tortenförmigen Gebäude, das von der Firma Oelschläger zunächst als „Glashaus“ vermarktet worden war.

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Die preisgekrönten Entwürfe aus der Feder Peter Kulkas für die Centrums-Galerie sollen Presseberichten zufolge mittlerweile „kräftig überarbeitet“ (SZ) worden sein, und die ursprünglich zur Wiederverwendung vorgesehenen Waben des alten Silberwürfels sollen aufgrund von Altersschwäche nun doch nicht wiederverwertet, sondern neu gegossen werden, dann allerdings nur noch den oberen Teil des Einkaufstempels schmücken. Nach Aussage des Investors soll der Abriss des bereits entkernten Silberwürfels in rund3 Wochen beginnen, zunächst wird der benachbarte, ehemalige Gaststätten-Komplex abgebrochen. Der Hochbau der neuen Einkaufsgalerie soll im September beginnen, die Eröffnung ist für spätestens 2009 vorgesehen.
Südlich der Baustelle der Centrums-Galerie wartet nach wie vor der mächtige, über 200 Meter lange Plattenbauriegel, der die Einkaufsmeile zur St. Petersburger Straße begrenzt, auf seine Sanierung – hier ein Bild aus den achtziger Jahren:
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Nachdem die Pet Shop Boys mit ihrer Aufführung von „Panzerkreuzer Potemkin“ das Gebäude im vergangenen Jahr auf spektakuläre Weise in Szene gesetzt hatten, soll der elfgeschossige, 612 Wohnungen, eine Tiefgarage sowie eine Ladenzeile beherbergende Koloss in diesem Jahr für rund 18 bis 20 Millionen Euro instand gesetzt werden.

Kommen wir zum Wiener Platz. Dieser erhält mit dem Bau des zentralen Omnibusbahnhofs sowie der Errichtung der letzten „Würfelhäuser“ – des zwei Baufelder umfassenden Intercity-Hotels sowie eines weiteren Geschäftshauses zwischen Intercity-Hotel und „Kugelhaus“ – zum Hauptbahnhof hin seine endgültigen Platzkante.

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Offen bleibt nach wie vor die Frage, wie lange das Baufeld „MK V“ noch auf seine Bebauung warten muss: Bislang war an dieser Stelle ein Neubau für die Staatsoperette vorgesehen, doch das Vorhaben ist nach wie vor im Dauergezänk der Dresdner Lokalpolitik blockiert, und schaut man sich das Tempo des politischen Prozesses bei anderen umstrittenen Projekten – etwa der Waldschlösschenbrücke oder dem Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions – an, so besteht relativ wenig Hoffnung, dass der Platz in naher Zukunft vollendet wird.

Mit „Waldschlösschenbrücke“ ist zugleich das Stichwort für das wohl ambitionierteste Verkehrsbauwerk gegeben, dessen Neubau sich die Landeshauptstadt Dresden auf die Fahnen geschrieben hat.

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Und es ist vermutlich nicht übertrieben, 2007 als das „Schicksalsjahr“ für diese Brücke zu bezeichnen: Entweder wird man den angestrebten Kompromiss mit der Unesco finden und die Brücke dann in – vermutlich modifizierter – Form bauen, oder man wird das Vorhaben aufgrund des politischen Drucks ganz aufgeben müssen, wäre doch der Entzug des prestigeträchtigen Titels “Weltkulturerbe” ein höchst peinlicher, nicht nur für Dresden sondern die gesamte Bundesrepublik blamabler Präzedenzfall.

Während um das Verkehrsbauwerk Waldschlössenbrücke noch gerungen wird, werden an anderer Stelle bereits mit Hochdruck neue Brücken gebaut: Die Rede ist von dem Bahnviadukt zwischen Marienbrücke und dem Bahnhof Dresden-Neustadt mit seinen zahlreichen Brücken, die bedauerlicherweise ihr feingliedriges, stählernes Antlitz aus der Zeit der vorvergangenen Jahrhundertwende zugunsten betonierter Tragwerke verlieren werden. Die Maßnahme ist aufgrund des Alters und des Verschleißes der Stahlkonstruktionen einerseits verständlich, andererseits geht mit den alten Brücken ein wertvoller Akzent im Dresdner Stadtbild unwiederbringlich verloren.

Bildnachweis v.o.n.u.: Peter Kulka Architektur, Frau Inger Sørensen, nps tchoban voss, Initiative “Elbwiesen erhalten”

One Response to “Was Dresden im neuen Jahr erwartet (Teil 2)”

  1. stephan
    January 22nd, 2007 21:44
    1

    Wenigstens wurde bei der Eisenbahnbrücke über die Elbe die alte Form gewahrt. Wer den Baufortschritt dort beobachtet hatte, der hat die komplizierte Bauweise beobachten können. In meinen Augen ist die Eisenbahnbrücke zwischen Bhf. Mitte und Bhf. Neustadt eine gelungene Verbindung zwischen alt und neu. Alte gewachsene Formen und moderne Materialien.

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