Kompromiss am Waldschlößchen?

Im Rahmen eines Architektenwettbewerbs um die Gestaltung der Waldschlößchenbrücke wurde 1997 vom Stuttgarter Büro Schlaich Bergermann und Partner ein Entwurf eingereicht, der sich in seiner Gestaltung deutlich an die Konstruktion des Blauen Wunders anlehnte. Der Entwurf wurde seinerzeit von der Landeshauptstadt angekauft.

Um die Bemühungen um die Entschärfung des Streits mit der Unesco (Androhung des Entzugs des Welterbe-Titels bei Bau der Brücke) zu unterstützen, beauftragte die Sächsische Zeitung das Büro SBP, den Entwurf von 1997 zu überarbeiten und neu in die Diskussion einzubringen.

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Herausgekommen ist ein noch leichter und filigraner wirkender Entwurf, der von Bürgermeister Lutz Vogel beim Treffen mit Unesco-Vertreten im Januar 2007 präsentiert werden soll und der bei einer Spontan-Umfrage der SZ von einer deutlichen Mehrheit der Leser als tragfähiger Kompromiss befürwortet wurde.

Inwieweit sich der Entwurf allerdings in die Tat umsetzen lässt, steht auf einem anderen Blatt, denn der Zeitverzug, den die Umplanung der Brücke mit sich bringen würde, brächte den tatsächlichen Baugbeginn bedenklich nahe an das Ende jener Frist, innerhalb derer der Bürgerentscheid pro Brücke von 2005 umgesetzt werden muss. Danach könnten neue Bürgerinitiativen – die rechtlichen Hürde dafür wurden erst kürzlich drastisch abgesenkt – das Projekt erneut blockieren.

One Response to “Kompromiss am Waldschlößchen?”

  1. juweb
    December 11th, 2006 14:32
    1

    Ich fand erstmal die veröffentlichung des Umfrageergebnisses in der SZ sehr arg in eine Richtung gedeutet. Da wurde der Eindruck vermittelt, dass die Mehrheit der Anrufer genau diese Brücke will. Aber die Frage war, kann diese Brücke ein Kompromiss sein. Da antwortet man eher mit ja, denn die Frage schließt nicht aus, dass noch andere Kompromissvorschläge vom Beantworter für gut befunden werden. Für die fette Schlagzeile der SZ hätte man fragen müssen: Wollen sie genau diese Brücke? - naja, irgendwie ist das mit dem Befragen der Bevölkerung so einfach nicht.
    Zur Entwurfsgrafik möchte ich sagen, dass sie doch einige Fragen aufruft:
    - welche Verbesserungen werden den Brückengegenern und der UNESCO hier eigentlich verkauft?
    Ich sehe nur wenige. Die Siluette ist dem Blauen Wunder und damit einer Dresdner Brücke ähnlich. Sie hat also im Gegensatz zur Streitbrücke ein Familiengesicht. Zweitens wirkt sie auf der Darstellung filigraner. Aber das Thema der schönbaren Darstellungen hatten wir bei der Streitbrücke schon. Auch hier gilt es, die Darstellung kritisch zu prüfen. Es sind z.B. keine Lärmschutzverglasungen zusehen. Werden also die Elbauen großflächig beschallt vom Verkehrsgeräusch? Falls man sie plant, sollte man sie auch einzeichnen und zwar in realer Beschaffenheit, nämlich nicht durchsichtig wie Fensterglas, sondern wie an allen mir bekannten ähnlichen Bauwerken in Strassendreck-Grau-beschichtet und fast undurchsichtig. Darunter würde allerdings der filigrane Eindruck leiden.
    Ein Argument der Brückenbefürworter und Tunnelgegner ist die Radfahrer und Fussgängerfreundlichkeit. Diese Brücke verbindet zwar Waldschlösschenareal und gegenüberliegendes Ufer, nicht aber die Elbradwege. Die Umwege sind zwar etwas kürzer als der Weg zur Albertbrücke aber auch nicht wirklich Fußgänger/Radlerfreundlich. Diese Brücke entkräftet einen Teil der Argumentation gegen einen Tunnel. Oder die Darstellung ist nicht korrekt und irgenwo gibt es noch Treppentürme von den Elbwiesen auf die Brücke.

    Mein Fazit: Es bleibt für mich dabei, an dieser Stelle stört jede Brücke und damit auch diese! Ich glaube es braucht gar keine neue Brücke, zumindest ist der Verkehr nicht so Kollapsgefährdet wie gern getan wird. Im Gegenteil, durch Dresden kommt man gut und mit relativ hoher Geschwindigkeit durch. Das belegen Zahlen oder ein Besuch in anderen großen Städten, z.B. Hamburg. (Was ich dort am Freitag erlebte war großflächig Stopp and Go, so dass man auf 6 km Distanzen trotz vierspuriger Strassen am Enden keinen Durchnitt von über 30 erreicht. Nach so einem Besuch kann man auch immer wieder die Qualitäten der Stadt neu schätzen. Selbst die Leipziger Str. im Berufsverkehr ist flüssiger als eine Durchfahrung von HH-Eppendorf.)
    Da aber das Votum beim Bürgerentscheid für eine Querung der Elbe ausfiel, so denke ich wäre ein Tunnel der Kompromiss, der die meisten Interessen vereint. Elbwiesen und Freiraum werden erhalten, Verkehr wird noch schneller fliessen, und selbst um die Radfahrer und Fußgänger fände man Lösungen, in Hamburg untertunneln die die Elbe doch auch (Alter Elbtunnel im Hafen)

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