Der Neumarkt (III): Die Projekte

Das 2006 fertiggestellte Steigenberger Hotel de Saxe. Links die rekonstruierte Fassade der früheren Salomonisapotheke.

Nachdem 2004 die zentrale Tiefgarage am Neumarkt als Voraussetzung für die unterirdische Anbindung der künftigen Quartiere fertiggestellt wurde, konnte die Neubebauung des Areals um die Frauenkirche seinen Lauf nehmen.

Als erstes Quartier wurde im April 2006 das von der Firma Baywobau errichtete „Hotel de Saxe“ eingeweiht — ein von der Steigenberger-Gruppe betriebener Hotelkomplex, der sich hinter 5 verschiedenen Hausfassaden verbarg. Mit dem Hotel de Saxe wurde ein Gebäude äußerlich wiederhergestellt, das bereits 1888 zugunsten eines gründerzeitlichen Postgebäudes abgerissen worden war.

Kritiker bemängelten prompt die fehlende Authentizität, die attrappenhafte, mit modernen Wärmedämmplatten belegte Betonfassade und die nach außen bloß vorgetäuschte Kleinteiligkeit, die jedoch nicht in Übereinstimmung mit der großflächen Nutzung im Inneren stehe.

Das Quartier an der Frauenkirche. Der Passageneingang wird durch eine moderne Fassadengestaltung hervorgehoben (rechts).

Auf das Hotel de Saxe folgte im September 2006 die Eröffnung des Quartiers an der Frauenkirche („QF“), das sich nach außen hin ähnlich kleinteilig präsentierte, im Inneren jedoch eine dreigeschossige Einkaufspassage beherbergte. Die zum Hilton-Hotel in der Töpferstraße gelegene Quartiersseite wurde konsequent modern gestaltet, die zum Neumarkt gelegenen Fassaden hingegen nach historischem Vorbild rekonstruiert — diesmal unter Einsatz von echtem Ziegelmauerwerk.

Obwohl die Fachwelt auch bei diesem Projekt nicht mit Kritik sparte, gewann der neue Platz zunehmend an Format: Die Frauenkirche erhielt einen Teil ihrer städtebaulichen Fassung zurück; vor der Kulisse des neuen, alten Neumarktes konnte der protestantische Dom seine monumentale Wirkung erst in rechter Weise entfalten.

Rekonstruierte Barockfassaden des Quartier II. Links das bereits 1998 wieder aufgebaute Coselpalais, das markante Gebäude ganz rechts markiert die Einmündung der Rampischen Straße.

Im Dezember 2006 zogen die ersten Mieter in das östlich der Frauenkirche gelegene, von der Dresdner VVK-Gruppe errichtete Quartier II ein. Mit diesem Quartier wurde die Einmündung der vielgerühmten Rampischen Straße in den Neumarkt wieder hergestellt.

Blick auf das südliche Quartier III mit seinem für den Neumarkt typischen Mix aus rekonstrierten und modern interpretierten Fassaden.

Blick in die Landhausstraße in Richtung Neumarkt. Links die besonders aufwändig rekonstruierte Fassade des als Ferienresidenz betriebenen British Hotel.

Im Mai 2008 folgte die Fertigstellung des Quartier III, dessen exklusive Wohnungen, Büros, Gastronomie- und Handelsflächen der Projektentwicker Baywobau unter dem Motto „Q3 — Juwel an der Frauenkirche“ vermarktete.

Das Q3 zeichnete sich, wie schon die anderen Quartiere, durch einen Mix aus rekonstruierten, historisierenden und modernen Fassaden aus, über deren Erscheinungsbild ein von einer Gestaltungskommission überwachter Architekturwettbewerb entschieden hatte. Einzelne Wettbewerbsergebnisse hatten z.T. heftige Proteste hervor gerufen und waren daraufhin vom Investor überarbeitet worden.

In der Zeit von 2008 bis 2010 wurde eine Reihe weiterer, zum Teil kleinerer Bauprojekte am Neumarkt fertiggestellt.

Dazu gehörten die von einem privaten Investor errichteten Häuser An der Frauenkirche 16 und 17, die als Premium-Seniorenwohnanlage konzipierte „Heinrich-Schütz-Residenz“ des Diakoniewerks Martinshof, der umstrittene Hotelneubau der Innside-Gruppe zwischen Salzgasse und Rampischer Straße, die von der Gesellschaft Historischer Neumarkt vorbildlich rekonstruierte Rampische Straße 29 sowie das von der Hapimag-Gruppe als Ferienresidenz betriebene, überaus prachtvolle „British Hotel“.

Die Rampische Straße. Der architektonische Kontrast, der durch manch modern gestaltetes Gebäude erzeugt wird, hat immer wieder für Zündstoff gesorgt.

Eine Besonderheit des British Hotel ist der weitgehende Erhalt der originalen Kellersubstanz sowie die Wiederverwendung von originalen, nach dem Krieg geretteten Fassadenfragmenten.

Weitere Neumarkt-Quartiere befinden sich im Bau oder werden derzeit vorbereitet.

Zu den größten und wichtigsten aktuellen Projekten gehört das Quartier VIII zwischen Schloßstraße und Johanneum.

Bereits im Jahre 1998 abgeschlossen wurden die Rekonstruktion des Kanzleihauses sowie des Coselpalais.

Stand: Dezember 2010

 

Den ersten und zweiten Teil dieses Artikels finden Sie hier:

Der Neumarkt (I): Die Aufgabe
Der Neumarkt (II): Die Kontroverse

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