Unkultur des Verhinderns

In die Entwicklung am Postplatz ist nach langer Pause wieder Bewegung gekommen. Ein 2-Sterne-Hotel soll realisiert werden und die stockende Umsetzung des städtebaulichen Konzepts für den Postplatz vorantreiben.

Nun mag man geteilter Meinung sein, ob ein weiteres Hotel im Dresdner Zentrum wirklich vonnöten ist; für das Segment der Luxus-Hotels ist dies ganz sicher zu verneinen. Herbergen in der Einstiegsklasse sind in der Innenstadt bisher jedoch Mangelware – insofern gibt es durchaus wirtschaftlich und touristisch sinnvolle Argumente, diesen Schritt zu tun.

Zutiefst bedauerlich ist nun, dass das Projekt – wie so viele andere Dresdner Bauprojekte vor ihm – in der Luft zerrissen wird, noch bevor es Gelegenheit zu einer wirklichen Analyse gibt. Nach mehreren Suchanläufen muss ich – als durchaus nicht unerfahrener Internet-Nutzer – mit Verwunderung feststellen, dass sich im Internet außer dem nachfolgenden, 400 mal 239 Pixel messenden und qualitativ absolut minderwertigen Planungsbildchen auf www.sz-online.de keinerlei visuelle Information zu dem Projekt finden lässt:

postplatz.jpg

Auf diesem Hintergrund finde ich es absolut unverständlich, dass die SZ einen vernichtenden, völlig subjektiven und zudem fachlich unqualifizierten Kommentar eines hauseigenen Redakteurs publiziert, ohne dem Leser gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, sich eine eigene Meinung in der Sache zu bilden.

Ich bin der Meinung, dass die Reflexartigkeit, mit der in Dresden pauschal und undifferenziert auf Architekten und ihre Entwürfe geschossen wird, mittlerweile ein hohes Schädigungspotenzial für Dresden hat. Verfehlte Architektur-Entwürfe sollen und müssen weiterhin kritisiert werden; Mindeststandards eines respektvollen, würdigen Umgangs der Opponenten miteinander müssen dabei jedoch gewahrt bleiben!

Nach allem was ich der unscharfen Visualisierung  sowie den – zu Recht bestürzten – Erläuterungen des Architekten und Fachpreisrichters Matthias Horst entnehmen kann, dürfte dieses Hotel mit Blick auf Materialwahl, Proportionierung und Detaillierungsgrad der Fassade der bisher beste Neubau am Platz werden.

Ich finde es daher eine Schande, dass bereits eine Umfrage auf www.sz-online.de gepostet – und mit Sicherheit auch von eifrigen Streitern manipuliert – wird, ohne dass eine wirklich aussagekräftige Visualisierung im Umlauf wäre, anhand derer man sich ein qualifiziertes Urteil erlauben könnte.

Wenn in Dresden etwas verhindert werden muss, dann nicht dieser Bau, sondern eine von vielen Seiten manipulierte Unkultur des Verhinderns, die auf Dauer Stillstand für diese Stadt bedeutet.

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