Barockviertel Innere Neustadt

Der weithin sichtbare Turm der Dreikönigskirche prägt das Bild der Inneren Neustadt, hier in der Rähnitzgasse.

Barocke und gründerzeitliche Wohnbebauung in der Königstraße.

Wer eine Ahnung davon bekommen möchte, was den einstigen Ruhm Dresdens als barocke Residenzstadt ausmachte, beginnt seine Erkundungstour durch Dresden idealerweise in der Inneren Neustadt.

Hier gibt es sie noch, die engen, gewundenen Gassen der alten Stadt mit ihren verwinkelten Hinterhöfen und Passagen — ein pittoreskes, kleinteiliges Stadtbild, das einst weite Teile der Dresdner Innenstadt prägte und dann auf so tragische Weise in den Feuerstürmen von 1945 unterging.

Das Barockviertel Innere Neustadt stellt das letzte erhaltene barocke Wohn- und Geschäftsquartier Dresdens dar und gehört damit zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Dieser erst 2009 fertiggestellte Hotelneubau ist kaum als solcher zu erkennen und fügt sich harmonisch in das barocke Ensemble der Königstraße ein.

Aufgrund der wenig vorteilhaften Lage bleiben die Reize dieses geschichtsträchtigen Stadtteils jedoch vielen Besuchern verborgen:

Wer aus der Altstadt kommend über die Augustusbrücke in Richtung Goldener Reiter schlendert, muss das Viertel versteckt hinter den wenig attraktiven Plattenbauzeilen des Neustädter Marktes suchen.

Nicht umsonst wurden die Gäste der Stadt lange Zeit mit einem Transparent umworben, auf dem die Aufschrift “Hier geht Dresden weiter” zu lesen war.

Der Rebecca-Brunnen vor dem Turm der Dreikönigskirche.

Herzstück des Barockviertels ist die Königstraße, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand.

Als 1685 das rechtselbische Altendresden bei einem Stadtbrand fast vollständig vernichtet wurde, gestaltete sich der Wiederaufbau aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse zunächst schleppend.

Unter der Regentschaft von Kurfürst August I. — später bekannt als “August der Starke” — setzte schließlich ein konsequenter, mehrere Jahrzehnte währender Ausbau Altendresdens zur barocken Planstadt ein.

Die Rähnitzgasse. In dem roten Barockhaus befindet sich der Eingang zur Passage Königstraße.

Barocker Fensterschmuck in der Rähnitzgasse.

1722 bis 1732 wurde dabei auch die Königstraße als Prachtstraße nach Entwürfen von Matthäus Daniel Pöppelmann angelegt.

1732 fand die Bezeichnung “Neue Stadt bey Dresden” erstmals schriftliche Erwähnung; auf sie geht der heutige Name des Stadtteils zurück.

Die rund 340 Meter lange, von Linden gesäumte Königstraße ist Teil des sternförmigen Grundrisses der Inneren Neustadt und versteht sich als optischer Auftakt zum Japanischen Palais, in dem sich heute das Museum für Völkerkunde befindet.

Barocke Häuser an der Dreikönigskirche.

Zusammen mit der Hauptstraße, der zentralen Fußgängermeile der Inneren Neustadt, mündet der nördliche Teil der Königstraße in den Albertplatz.

Die noble, zurückhaltende Gestaltung der einzelnen Häuser des Barockviertels verdankt sich den strengen Reglementierungen des barocken Bebauungsplans.

Dieser regelte Höhe und Anzahl der Geschosse und schrieb u. a. auch die “himmeloffenen” Innenhöfe vor, die heute z.T. zu sehr attraktiven Passagensystemen verbunden sind.

Der Blick zum Japanischen Palais verdeutlicht die Anlage der Königstraße als barocke Prachtallee.

Barockhäuser in der Königstraße.

Zusammen mit den angrenzenden Gassen und Passagen bildet die Königstraße ein Gesamtensemble von beeindruckender Schönheit und Harmonie.

Nachdem die Barockhäuser zu DDR-Zeiten dem Verfall preisgegeben waren, präsentiert sich das Quartier heute in liebevoll saniertem Zustand, und die Königstraße mit ihren zahlreichen Cafés und exklusiven Boutiquen zählt mittlerweile zu den besten Adressen der Stadt.

Allem Charme zum Trotz: Die unbefriedigende Anbindung der Königstraße und ihrer Umgebung an die Dresdner Altstadt sorgt immer wieder für lebhafte Diskussionen.

Typisch für die Barockhäuser der Inneren Neustadt sind die „himmeloffenen Höfe“, die von Haupthaus, Seitenflügel und Hinterhaus umgeben sind.

Kritisiert wird in diesem Zusammenhang insbesondere die Zerschneidung des Neustädter Marktes — des südlichen Eingangstores zur Inneren Neustadt — durch die Bundesstraße 170, aber auch die Dominanz von Plattenbau-Architektur an diesem einst so bedeutenden Dresdner Platz.

Die Lösungsvorschläge reichen von einer Verlegung, Verengung oder gar Untertunnelung der B170 bis hin zu Teilabrissen von Plattenbauten.

Seit 2010 setzt sich die Gesellschaft Historischer Neumarkt als Bürgerinitiative auch für die Rekonstruktion historischer Barockhäuser im Umfeld des Neustädter Marktes ein.

Der Giebel des Japanischen Palais, wo sich das Museum für Völkerkunde befindet.

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